Frieda Rosenthal

Frieda Rosenthal
Stolperstein für Frieda Rosenthal vor ihrem Wohnhaus in der Fanningerstraße in Lichtenberg

Frieda Rosenthal (* 9. Juni 1891 in Berlin; † 15. Oktober 1936 ebenda) war eine Berliner Kommunalpolitikerin und Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frieda Schrinner kam in einer Arbeiterfamilie zur Welt und lernte nach dem Besuch der Gemeindeschule Näherin. Sie ließ sich danach als Fürsorgerin ausbilden und fand im Amt für Sozialfürsorge in der Gemeinde Lichtenberg eine Arbeitsstelle.[1] Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde sie 1919 Mitglied der USPD und bereits im Folgejahr in die Bezirksversammlung Lichtenberg gewählt. Hier wechselte Frieda, die inzwischen geheiratet hatte und nun Rosenthal hieß, in die KPD. 1929 wurde sie im Auftrag der KPD Stadträtin im Bezirksamt Mitte. Als die deutschen Kommunisten den Säuberungskurs in der Sowjetunion nach Stalinschem Vorbild gutzuheißen begannen, trat sie dagegen auf. Sie unterschrieb eine Erklärung und wurde deshalb aus dieser Partei ausgeschlossen. Anfang der 1930er-Jahre trat Frieda der SPD bei, in deren Auftrag sie die politische Arbeit der SPD-Gruppe in Friedrichshain leitete.[1] Frieda Rosenthal war von 1932 bis 1933 Abgeordnete im Bezirk Berlin-Kreuzberg. Weil sie ihrer kommunistische Grundhaltung vor allem nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten treu blieb, war sie im antifaschistischen Widerstand aktiv und wurde 1936 deshalb verhaftet. Bei den Verhören und Folterungen im Gefängnis Berlin-Moabit wurde versucht, sie zur Preisgabe von Namen weiterer Parteifunktionäre zu veranlassen. Ihr wurde schließlich die Vorbereitung zum Hochverrat zur Last gelegt, worauf die Todesstrafe stand. Um bei den Folterungen niemanden verraten zu können, erhängte sie sich am Heizkörper ihrer Gefängniszelle.[2][1]

Ehrungen

In der Rathausstraße in Berlin-Mitte befand sich eine Gedenktafel für Frieda Rosenthal.[3]

Der Bereich Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde ehrt verdiente Antifaschisten und zwar nicht nur durch die Grabstätten oder die Urnenringwand, sondern auch auf einer großen Gedenktafel aus rotem Porphyr. Diese trägt die Überschrift „Ruhm und Ehre den unsterblichen Kämpfern für den Sozialismus“ und ist in die Geschichtsabschnitte (1) „In der Zeit der Weimarer Republik“, (2) „Im spanischen Freiheitskampf“ und (3) „Von den Faschisten ermordet“ gegliedert. Diese Namenswand rechts im Inneren der Ringmauer entstand 1969 aus vorherigen 27 Einzeltafeln. Unter „R“ ist auch der Name von Frieda Rosenthal eingemeißelt.[4]

Im Jahr 2005 organisierte der Verein Aktives Museum im Auftrag des Senats und des Abgeordnetenhauses von Berlin eine Ausstellung „Vor die Tür gesetzt. Im Nationalsozialismus verfolgte Stadtverordnete und Magistratsmitglieder 1933–1945“. Zunächst wurde im Wappensaal des Roten Rathauses (im September und Oktober 2005), im Folgejahr in den Räumen des Abgeordnetenhauses (Juni und Juli 2006) an das Schicksal von Frieda Rosenthal und weiteren 31 Persönlichkeiten erinnert.[5]

Im Rahmen der Aktion Stolpersteine wurde am 1. Oktober 2008 ein Stolperstein für Frieda Rosenthal in der Fanningerstraße 53 vor ihrem Wohnhaus feierlich eingeweiht.[6] Die Anregung stammt von Birgit Monteiro (MdA). Monteiro stiftete im Jahr 2009 den „Frieda-Rosenthal-Preis“, mit dem verdienstvolle ehrenamtlich im Sozialbereich tätige Lichtenberger Bürger geehrt werden. Vorschläge können von allen Einwohnern eingereicht werden.[7] Am 11. September 2009 wurde Anna Franziska Schwarzbach als erste Preisträgerin öffentlich ausgezeichnet. Sie erhielt die Ehrung für ihr Engagement, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wach zu halten.[8]

Seit März 2010 trägt eine neu angelegte Straße im Ortsteil Berlin-Karlshorst ihren Namen.[2][9]

Literatur

Im Ergebnis der Recherchen und der Ausstellung des Jahres 2005 hat der Verein Aktives Museum die Veröffentlichung „Vor die Tür gesetzt. Im Nationalsozialismus verfolgte Stadtverordnete und Magistratsmitglieder 1933–1945“ herausgegeben, in der insgesamt 419 Kurzbiografien enthalten sind.[5]

Einzelnachweise

  1. a b c Hans Werner Sandvoß: Widerstand in Friedrichshain und Lichtenberg, 1933–1945. Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.) 1998, S. 131f
  2. a b Namen mit Vergangenheit. Straßen im Wohnpark Carlsgarten nach Kommunalpolitikern benannt. In: Berliner Woche, Ausgabe für Lichtenberg vom 17. März 2010; S. 4
  3. Erinnerung an 38 Abgeordnete Berlins im Ehrungsverzeichnis des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  4. Details zur Gedenkstätte der Sozialisten (abgerufen am 13. April 2010)
  5. a b Homepage mit Details zur Ausstellung „Vor die Tür gesetzt“ (Einführung, Presse u. a.)
  6. Information über die Stolperstein-Einweihung (abgerufen am 13. April 2010)
  7. Information der SPD-Fraktion der BVV Lichtenberg zur Ausschreibung des Frieda-Rosenthal-Preises (abgerufen am 13. April 2010)
  8. Kurzvideo (8:19 Min) auf YouTube von der Verleihung des Frieda-Rosenthal-Preises im Herbst 2009
  9. Frieda-Rosenthal-Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Frieda (Vorname) — Frieda ist ein deutscher weiblicher Vorname. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Verbreitung 3 Varianten 3.1 Vollnamen …   Deutsch Wikipedia

  • Rosenthal (Familienname) — Rosenthal ist ein Familienname. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z …   Deutsch Wikipedia

  • Frieda Hempel — (26 June 1885 – 7 October 1955) was a celebrated German soprano singer in operatic and concert work who had an international career in Europe and the United States.Frieda Hempel was born in Leipzig, Germany, and studied first at the Leipzig… …   Wikipedia

  • Liste der Berliner Gedenktafeln — Typisches Erscheinungsbild der Berliner Gedenktafel Die Liste der Berliner Gedenktafeln enthält nach Bezirken getrennt die Namen, Standorte und, soweit bekannt, das Datum der Enthüllung von Gedenktafeln aus der Reihe Berliner Gedenktafel. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus — Diese Liste umfasst Beteiligte am Widerstand gegen den Nationalsozialismus, soweit sie nicht hauptsächlich am Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligt waren. Die Beteiligten daran sowie am Kreisauer Kreis sind in der Liste Personen des 20. Juli 1944… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Lichtenberg — Ortsteil Lichtenberg in der open street map …   Deutsch Wikipedia

  • Marion Baumann-Parkurst — Marion Baumann Parkhurst (born in 1912) was the daughter of Julius and Frieda Rosenthal, and is a Holocaust survivor of the Bergen Belsen concentration camp. She had an uneventful middle class childhood with her Jewish parents in Konigsberg, East …   Wikipedia

  • Berlin-Karlshorst — Karlshorst Ortsteil von Berlin …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Suizidenten — Die Liste von Suizidenten ist eine Liste bekannter Personen, die ihr Leben durch Selbsttötung (Suizid) beendeten. Die Liste ist aufsteigend nach dem Jahr des Todes geordnet, innerhalb desselben Jahres alphabetisch. Inhaltsverzeichnis 1 Altertum 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Die zwölfte Stunde - Eine Nacht des Grauens — Filmdaten Originaltitel: Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens Produktionsland: Deutschland Erscheinungsjahr: 1922 Länge: 94 Minuten Originalsprache: Deutsch Altersfreigabe …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”