Friedrich Carl Devens

Friedrich Carl Devens

Friedrich Carl Devens (* 7. November 1782 in Horst-Emscher; † 4. Januar 1849 auf Schloss Welheim; beigesetzt in der Devens’schen Erbgruft auf dem Bottroper Kirchhof) war ein preußischer Justizkommisar und Mitglied des Westfälischen Provinziallandtags.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Seine Eltern waren Dr. med. Caspar Maria von Devens (1750-1810) und Petronella Constantine, geb. Wolff (1749-1834), die in Essen im 1753 erbauten "Doktorhaus" an der Essener Chaussee wohnten. Seine Taufpaten waren sein Onkel Franz Joseph Devens, Stiftsherr an der Essener Münsterkirche, und seine Tante Franziska Josephine Callenberg. Friedrich Carl Devens besuchte die lateinische Klosterschule in Essen und studierte Jurisprudenz in Halle/Saale. 1804 legte er sein Examen als Advokat ab.

Am 17. September 1804 begann er seine Tätigkeit als Referendar bei der Herzoglich-Arenbergischen Regierung zu Recklinghausen. Schon nach einem Jahr wurde er am 6. August 1805 zum Hofgerichtsrat befördert. Im gleichen Jahr wurde er zum Syndikus der Kommende Welheim bestellt. 1809 trat er im Vest Recklinghausen eine neue Tätigkeit als Distrikt- und Markenrichter an. 1810 wurde er zum Großherzoglichen-Bergischen Steuerrevisor der Division Recklinghausen ernannt. 1812 arbeitete er als Advokat des Bergischen Appelationshofes. 1814 wurde er Kommandant des Landsturms im Bezirk Horst. Nachdem das Großherzogtum Berg an Preußen gefallen war, wurde Devens am 6. Mai 1815 Preußischer Justizkommissar und führte als solcher mit ausgedehnten Vollmachten u.a. die Rechtsgeschäfte des Reichsfreiherrn von Fürstenberg-Herdingen und des Fürsten von Bentheim-Tecklenburg. Darüber hinaus hattee Devens noch viele Ehren- und Nebenämter inne. Er machte sich besonders verdient bei der Ordnung des Katasterwesens und als Landtagsabgeordneter der Provinz Westfalen, wobei er sich der Unterstützung des Staatsministers Freiherrn Friedrich von und zum Stein (1757-1831) erfreuen konnte, zu dem er in naher Beziehung stand. Auf dessen Vorschlag wurde ihm 1820 von Friedrich Wilhelm III der „Rote Adlerorden IV. Klasse“ verliehen.

Ab 1825 wohnte er mit seiner Familie im Haus Knippenburg, einem mittelalterlichen Wasserschloss, das zur Kommende Weilheim gehörte und das er am 9. Juni 1821 zusammen mit mehreren 100 Morgen Land, Gärten, Parkanlagen, Mietshäusern und Wirtschaftsgebäuden gekauft hatte. Hier betrieb er außer der Pferdezucht eine ausgedehnte Landwirtschaft. Wie sein Onkel, Kanonikus Dr. Theol. Johann Ignaz Devens (1854-1821) züchtete er in dem bei Welheim gelegenen Emscherbruch "treffliche Wildpferde, von denen bis zum Beginn der Vierziger Jahre jährlich eine große Zahl an die Kgl. Remontekommission in Recklinghausen verkauft wurden.“ Zu seinem Besitz gehörten weiterhin der Bergmannshof, die Devenshöfe in der Devese, der Heeger Kotten, die Horster-Mark, die Welheimer Mark einschl. Carnap sowie die Pacht der Commende Welheim und verschiedene Brennereien.

Er pflegte eine freundschaftliche Beziehung zu Alfred Krupp (1812-1887) und dessen Familie. Krupp ließ in seinem Werk in Essen die ersten Stahlläufe für Jagdgewehre und Scheibenpistolen verfertigen und beschenkte damit seine Devens-Freunde auf der nahe gelegenen Knippenburg. Diese neuartigen Läufe machten das bisherige Einhämmern der Kugeln mittels Umhüllung eines gefetteten Baumwollpflasters überflüssig. Alfred Krupp war auch öfter Gast auf Schloss Welheim, wo er u.a. den Schießplatz nutzte. [1]

1826 wurde er Mitglied des ersten Westfälischen Provinziallandtags, Bezirk Westermünsterland, für den Kreis Recklinghausen, den er bis 1828 vertrat. Am 8. Februar 1827 wurde ihm der Titel eines Hofrathes des Fürsten von Bentheim-Tecklenburg verliehen. In der Landratswahl vom 16. Dezember 1829 verlor Devens im ersten Wahlgang gegen den Grafen von Westerholt-Gysenberg mit 8:7 Gegenstimmen. Freiherr vom Stein, der den Grafen der Faulheit und Unfähigkeit bezichtigte, setzte einen zweiten Wahlgang durch, den Devens gewann und am 6. Juli 1830 die Königliche Ernennung zum Landrat des Kreises Recklinghausen erhielt. Mit fünf Wagen fand am 7. Juli 1830 die Übersiedlung der landräthlichen Verwaltung von Schloss Westerholt nach Schloß Welheim statt, wo die beiden Schloßtürme die Schreibstuben und das Archiv aufnahmen. Am 29. Juni 1831 starb Heinrich Friedrich Carl Reichsfreiherr vom und zum Stein auf seinem geliebten Waldschloss Cappenberg. Seine ihm besonders nahestehenden Freunde Graf Nesselrode, Graf Merveld und Landrath Devens gaben ihm das letzte Geleit. Von 1837 bis 1841 war Devens erneut Mitglied des Westfälischen Provinziallandtags. In dieser Funktion war er maßgeblich an der endgültigen Lösung des Streits um die Teilung der Horster Mark beteiligt, dem Bau befestigter Strassen und dem Bau der Cöln-Mindener Eisenbahnstrecke.

1848 erkrankte Friedrich Carl Devens schwer. Am 4. Januar 1849 verstarb er im Alter von 66 Jahren auf Schloss Welheim an "Abnehmungskrankheit" und wurde in der Bottroper Familiengruft beigesetzt. In Gelsenkirchen Horst, Bottrop und Recklinghausen ist jeweils eine Straße nach ihm benannt worden.

Familie

Friedrich Carl Devens heiratete am 3. September 1811 die 15-jährige Antonette Francisca Gertrude Billmann (* 27. März 1796 in Recklinghausen; † 19. Oktober 1863 auf Schloss Welheim), Tochter des Arenbergischen Regierungsdirektors Edmund Billmann (1770-1811) und seiner Frau Marie Antoinette, geb. Krane (1772-1837). Aus der Ehe gingen 11 Kinder hervor:

  • Constantine Friederike Antonette Devens (1813-1814)
  • Johann Ignaz Friedrich Carl Devens (1815-1861)
  • Antonie Maria Devens (1816-1883)
  • Constantine Franziska Friederika Devens (1818-1865)
  • Therese Sophie Wilhelmine Devens (1820-1869)
  • Anton Ferdinand Devens (1822-1872)
  • Franz Joseph Edmund Devens (1824-1848)
  • Louise Georgine Christine Devens (1826-1896)
  • Friedrich Leopold Devens (1831-1894)
  • Prosper Caspar Leonard Devens (1834-1882)

Im Porto-Club Recklinghausen ist ein Brief von Friedrich Leopold Devens aus dem Jahr 1839 erhalten, worin dieser seinen Vater über die Ausbildungsmöglichkeiten und –kosten seines Bruders Anton Ferdinand zum Fähnrich informiert (siehe Weblinks).

Devens war ein Familienmensch. Auf seinen Besitzungen lebten seine Tante Louise Marquise de Vauchausade mit ihrer Familie, der spätere Kaisererzieher Exz. Georg Ernst Hinzpeter (1827-1907) mit Familie und die verwandte Familie des Gußstahlfabrikanten Alfred Krupp (1812-1887). Die Dichterin Luise Hensel (1798-1876) lebte alljährlich für einige Wochen auf Knippenburg. In ihrer Korrespondenz äußert sie sich begeistert über das Schloss, die schöne Landschaft und die Gastfreundschaft der Familie Devens. Die Aufenthalte inspirierten sie u.a. zu ihrem berühmten Gebet „Müde bin ich, geh’ zur Ruh’“ und dem Gedicht „Knippenburg“:

Grau ragt und ernst ein Schloß empor, aus Fluren und uralten Bäumen, es öffnet sich freundlich das gastliche Tor zu des Hauses stattlichen Räumen. Und die Myrthe grünt und der Lorbeer rauscht und Orangen wehen im Winde, und maches freundliche Wort wird getauscht an der grünen, duftigen Linde. Doch auf der Terrasse, auf Garten und Park ruht nicht aus poetisches Wesen, es tönt das Wort durch Herzen und Mark das Wort vom ewigen Leben. Denn wenn die Glocke des Turmes erschallt hoch über der stillen Kapelle, dann ist die Rede des Mundes verhallt wie des Baches fliehende Welle!

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Berdrow: Die Familie Krupp in Essen von 1587 bis 1887. Graphische Anstalt der Friedrich Krupp AG, Essen 1931.

Literatur

  • Kreis Recklinghausen: Die Landräte des Kreises Recklinghausen von 1816 bis 1999. 2001.
  • Friedrich Karl Devens, erster Landrath des Kreises Recklinghausen – Westf. In: Monatshefte der Comenius-Gesellsch. 3, 1894.
  • Die Heimat. herausgegeben von Dr. Kurt Gaertner, Zweimonatszeitschrift der Recklinghäuser Zeitung.

Werke

  • Friedrich Karl Devens: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1827–1902. Düsseldorf 1902.
  • Friedrich Karl Devens: „Das deutsche Roß“ in der Geschichte in Sitte, Sang und Sage. Mit 40 Vollbildern und über 200 Textillustrationen von Theodor Rocholl. Kommissions-Verlag E. F. Steinacker, 1898.

Weblinks


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