Heeres- und Luftwaffennachrichtenschule

Heeres- und Luftwaffennachrichtenschule

Die Bauten der Heeres- und Luftwaffennachrichtenschule und der zum Standort gehörenden General-Maercker-Kaserne wurden zwischen 1934 und 1937 nach Entwürfen von Ernst Sagebiel errichtet. Sie befinden sich in Halle (Saale) an der Heideallee.

Geschichte

Im Rahmen der zunächst geheimen Aufrüstung der Wehrmacht wurde ab 1934 der Bau einer neuen Heeres- und Luftwaffennachrichtenschule in Halle (Saale) geplant und umgesetzt. In der insgesamt sehr kurzen Bauzeit bis zur Nutzung der ersten Gebäude ab 1935 erfolgten Materialtransporte per Bahn, für die von der Halle-Hettstedter-Eisenbahn ein Anschlussgleis zur Schule verlegt worden war.

Die Schule sollte Bestandteil des Aufbaus einer modernen Luftkampftruppe im Rahmen der Kriegsvorbereitungen werden.

1935 bezog die bis dahin in Jüterbog stationierte Heeresnachrichtenschule den Standort. Die dadurch in Dienst genommene Heeres- und Luftwaffennachrichtenschule trennte man 1936 am selben Standort wieder in ihre beiden Waffengattungen auf. Zur Schule gehörte auch der für nunmehr militärische Nutzung umgewidmete ehemals zivile Fliegerhorst Halle-Nietleben. Von 1935 bis 1937 befand sich am Standort zudem die Luftnachrichten Lehr- und Versuchs-Abteilung, die danach nach Köthen verlegt wurde. In der General-Maerker-Kaserne war das Flakregiment Nr. 33 der 2. Flak-Division stationiert.

Im April 1945 wurde Halle weitgehend kampflos von der 104. Infanteriedivision der US-Armee eingenommen und Schule und Kaserne von dieser sowie Teilen der 7. Armoured Division der US-Streitkräfte übernommen.

Ab etwa Juli 1945 übernahm die sowjetische 27. Garde-Mot. Schützendivision die Kaserne. Bis zu 9.000 Soldaten waren am Standort stationiert. Nach der Wiedervereinigung und durch den Vertrag zum Abzug der sowjetischen Streitkräfte aus Deutschland wurden im Juli 1991 die letzten Soldaten der GUS-Streitkräfte in die Heimat verabschiedet.

1994 erwarben die Stadt Halle (Saale) und das Land Sachsen-Anhalt den Standort aus dem Bundesvermögen. Ab 1995 entstanden nach der Sanierung des z.T. sehr schadstoffbelasteten Standortes im Bereich des Kasernengeländes Teile des neuen Wohngebietes Heide-Süd. Die denkmalgeschützten Gebäude der ehemaligen Nachrichtenschule wurden ebenfalls saniert und werden nunmehr durch verschiedene Fachbereiche der Martin-Luther-Universität sowie für zahlreiche universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen genutzt.

Bauwerke

Der Komplex bestand ursprünglich aus rund 160 Gebäuden, darunter den Schulbauten der Heeres- und Luftwaffennachrichtenschule, den Unterkunfts- und Wohngebäuden der General-Maercker-Kaserne, Offizierskasino, Magazinen, Panzerhallen und Werkstätten. Räumliches Zentrum der Nachrichtenschule ist ein Appellplatz, dessen Zugang von zwei pavillonähnlichen Wachhäusern flankiert wird. Rechts und links des Appellplatzes stehen die Schulbauten in Form von zwei großen viergeschossigen Dreiflügelanlagen, deren Innenhöfe durch kolonnadenartige Gänge zum Appellplatz hin begrenzt sind.

An die Schule schloss sich das Kasernengelände an, das durch eine ca. 1,5 Kilometer lange, in einem Oval verlaufende Garnisonsstraße erschlossen wurden. Die Gebäude sind als schlichte Putzbauten mit Walmdächern ausgeführt und in einer Art gartenstadtähnlichem Ensemble angelegt.

Im Unterschied zu der monumentalen und archaischen Architektur von Repräsentationsbauten des NS-Regimes kam hier, wie vielfach bei Bauten für die Luftwaffe, eine schlichte sachliche Architektur zur Anwendung.

Im Innenhof des südlichen Schulgebäudes befindet sich der 2002 angelegte Geologische Garten Halle.

Zum Fliegerhorst Halle-Nietleben gehörten u.a. das Gebäude der Flugleitung und zwei Flugzeughallen, die heute nicht mehr existieren. Die Anschlußgleise vom Bahnhof Halle-Nietleben bestanden noch bis Ende der neunziger Jahre.

Literatur

  • Holger Brülls, Thomas Dietzsch: Architekturführer Halle an der Saale. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-496-01202-1.
51.49744311.934865

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