Gisela von Poellnitz

Gisela von Poellnitz

Gisela von Poellnitz (* vor 1920; † 14. September 1939 in der Schweiz) war eine deutsche Journalistin und Widerstandskämpferin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gisela von Poellnitz soll bereits vor 1933 dem KJVD in Hamburg angehört haben und 1933 eine Zeitlang in Fuhlsbüttel inhaftiert gewesen sein.[1]

Mitte der 1930er Jahre arbeitete sie für United Press unter der Leitung von Gösta von Uexküll.

Gisela von Poellnitz gehörte bereits 1932/33 zum Gegner-Kreis[2] um Harro Schulze-Boysen. Sie schloss sich 1936/37 der von ihm initiierten Widerstandsgruppe an und gehörte zu den „Aktivisten, denen es nicht genügte, in privaten Zusammenkünften über die braune Tyrannei zu lamentieren.“[3]

Im Reichsluftfahrtministerium (RLM) hatte sich der Sonderstab W des Generals der Flieger Helmuth Wilberg etabliert, der die faschistischen Hilfsaktionen für Francos Putschistenpartei lenkte. Vom RLM liefen geheime Fäden zu allen Franco-Putschisten, die gegen die Spanische Republik kämpften. Harro Schulze-Boysen sammelte alle Informationen, die er über den Sonderstab W erfahren konnte: Details über die deutschen Spanien-Transporte, über eingesetzte Offiziere und Truppen, über Unternehmen der deutschen Agenten. Da sein Widerstandskreis über keinerlei nachrichtendienstlich relevante Kontakte ins Ausland verfügte, vertraute er diese Informationen Briefen an, die Gisela von Poellnitz in den Postkasten der Berliner sowjetischen Botschaft in der Straße Unter den Linden warf. Da die Botschaft intensiv überwacht wurde, führte dies zur Verhaftung von Gisela von Poellnitz und auch von Harro Schulze-Boysen, da beide von den Gestapo-Spitzeln gesehen wurden. „Geheimzuhaltende Abwehrvorgänge“ habe er den Sowjets verraten, hielt nachher die Gestapo in einem Ermittlungsprotokoll fest. Heinrich Scheel erinnerte sich an das Wort eines Gestapo-Kommissars: „Während des spanischen Bürgerkrieges haben wir Leute von uns als Spione in die Internationale Brigade geschickt. Schulze-Boysen hat ihre Namen gewußt und den Roten übermittelt. Unsere Leute sind daraufhin an die Wand gestellt worden.

1938 wurde Gisela von Poellnitz verhaftet, aber nach einigen Monaten wieder freigelassen; sie hatte nichts verraten. Schulze-Boysen kam nach einem Verhör mit einer Verwarnung durch die Gestapo davon. Anderen Berichten zufolge hat Gisela von Poellnitz Anfang 1938 eine Information in den Briefkasten der sowjetischen Handelsvertretung geworfen.

Gisela von Poellnitz war weitläufig verwandt mit Libertas Schulze-Boysen.

Gisela von Poellnitz erkrankte an Lungentuberkulose und wurde am 15. Juni 1939 von der Ärztin Elfriede Paul in ein Sanatorium in der Schweiz gebracht, in dem sie wenige Wochen später starb.[4]

Literatur

  • Elfriede Paul: Ein Sprechzimmer der Roten Kapelle; Berlin 1981
  • Hans Coppi: Harro Schulze-Boysen – Wege in den Widerstand, Fölbach Verlag: Koblenz 1995, 2. Auflage, ISBN 3-923532-28-8
  • Hans Coppi, Geertje Andresen (Hrsg.): Dieser Tod paßt zu mir. Harro Schulze-Boysen – Grenzgänger im Widerstand; Briefe 1915–1942, Aufbau Taschenbuch Verlag: Berlin 2002, ISBN 3-7466-8093-X
  • Heinrich Scheel: Vor den Schranken des Reichskriegsgerichts – mein Weg in den Widerstand. Edition q: Berlin 1993, ISBN 3-86124-147-1
  • Silke Kettelhake: Erzähl allen, allen von mir! Droemer Knaur: München 2008. ISBN 342627437X (über Libertas Schulze-Boysen)
  • Gert Rosiejka: Die Rote Kapelle. „Landesverrat“ als antifaschistischer Widerstand. ergebnisse-Verlag: Hamburg 1986, ISBN 3-925622-16-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dieser Tod paßt zu mir. Harro Schulze-Boysen – Grenzgänger im Widerstand, Briefe 1915–1942, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-7466-8093-X
  2. Rosiejka, a.a.O., Seite 34
  3. Heinz Höhne: ptx ruft moskau. In: Der Spiegel. Nr. 25, 1968 (online).
  4. Hans Teubner: Exilland Schweiz, Seite 62

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