Kūsankū

Kūsankū

Kūsankū (ryūkyū クーサンクー[1] für chinesisch 公相君 Gōngxiāngjūn auch Kwang Shang Fu, jap. Kōshōkun oder Kōsōkun), auch Kushanku, war der Name des Kampfkunstexperten, der zwischen 1756 und 1762 als Gesandter des chinesischen Qing-Kaisers Qianlong nach Okinawa (Naha) kam.

Inhaltsverzeichnis

Die Kata

China und Okinawa standen zu dieser Zeit in engen Handelsbeziehungen, sodass der Kaiser diverse Handwerkerfamilien aus Fukien nach Okinawa entsandte. Kushankus Schüler waren Chatan Yara (Kitayara) und der Tōde-Meister Sakugawa. Beiden lehrte er eine Kata, die später seinen Namen tragen sollte. Da beide Schüler unterschiedliche Auffassungen und Interpretationen der Kata hatten, entwickelten sich im Laufe der Zeit unterschiedliche Versionen der Kūsankū.

Sakugawa no Kūsankū

Direkter Ursprung war die Kūsankū. Die vielen subtilen Angriffe auf Vitalpunkte mussten nüchternen Techniken weichen. Er lehrte diese Kata seinen drei Schülern und im Alter lehrte er sie Matsumura Sōkon. Er lehrte sie auch Asato Ankō und Itosu Ankō. Durch Itosu erfuhr sie dann die erste gravierende Veränderung.

Itosu no Kūsankū

Itosu veränderte viele Katas beziehungsweise machte aus einer Kata mehrere. Aus der ursprünglichen Kūsankū entwickelte er drei weitere Formen dieser Kata:

  • Kūsankū-Dai
  • Kūsankū-Shō
  • Shio-Kūsankū

Von dieser Kūsankū als Grundkata leitete er weiterhin die heutigen Pinan beziehungsweiwse Heian Katas ab.

Chatanyara no Kūsankū

Über die Herkunft von Chatan Yara gibt es verschiedene Aussagen. Vermutlich ist er in Chatan geboren, worauf sein Name schließen lässt. Fest steht, dass er eine hochstehende Ausbildung besaß, die ihm den engen Kontakt zu Kūsankū ermöglichte. Einige Quellen geben auch an, dass Chatan Yara die chinesische Sprache durch längere Aufenthalte auf dem chinesischen Festland gelernt hat, wo er auch in den Kampfkünsten unterrichtet wurde. Dieser Bildungshintergrund macht deutlich, warum er die subtilen Techniken, die Sakugawa aus Unverständnis und individueller Interpretation änderte, wesentlich besser verstand. Er ließ die Kata unverändert und lehrte sie seinem Schüler Chōtoku Kyan.

Kuniyoshi no Kūsankū

Diese Kata ist die weitestgehend unveränderte Variante von Chatan Yara, die er seinem Schüler Chōtoku Kyan vermittelte. Chōtoku Kyan gilt gleichzeitig als Bindeglied zweier Uchi-deshi (Schüler der inneren Lehre) Linien.

Die eine Linie: Kūsankū, Lehrer von Chatan Yara, der wiederum der Lehrer von Chōtoku Kyan war, der so die ursprüngliche Kata Kūsankū lernte. Sie wird heute im Matsubayashi-Ryū geübt.[2]

Die zweite Linie: Shionja, Lehrer von Oyadomori, über den Chōtoku Kyan die chinesische Version der Passai (Bassai) erlernte und diese somit in den Tomarite-Stil gelangte.

Chibana no Kūsankū

Diese Version wird heute ausschließlich im Kobayashi-ryū und Shudokan/Doshinkan geübt. Chōsin Chibana war der Ursprung dieser Itosu nahen Kata. Chibana lernte sie auch von Itosu, konzentrierte sich allerdings eher auf die Kūsankū Sho. Der einzige aktuelle Lehrer ist Yūchoku Higa.

Kankū

In den 1930er-Jahren änderte Gichin Funakoshi den Namen Kūsankū in Kankū. Kankū (jap. 観空) bedeutet übersetzt „in den Himmel schauen“. Es waren Funakoshi und Kenwa Mabuni, die sie im Shōtōkan- und Shitō-Stil verbreiteten. Im Shōtōkan-Stil werden zwei Varianten der Kankū geübt: Die Kankū Dai und die Kankū Shō. Das Suffix dai bedeutet „groß“, während shō „klein“ bedeutet.

Für Funakoshi war die Kankū Dai die universale Kata des Shōtōkan, die alle Elemente in sich vereinte. Viele Sequenzen, die in den Heian-Katas geübt werden, finden sich in der Kankū Dai wieder.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 空手の型:首里手系の型. In: Wonder沖縄. Präfekturverwaltung Okinawa, abgerufen am 24. April 2010 (japanisch).
  2. Kuniyoshi no Kūsankū als Video

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kūsankū — Infobox martial artist name = Kusanku residence = other names = Kwang Shang Fu imagesize = caption = birth name = birth date = 1700 s birth place = flagicon|China China death date = 1762? death place = death cause = martial art = Ch uan Fa… …   Wikipedia

  • Kusanku (disambiguation) — Kusanku may refer to:;Karate kata * Kusanku (kata), studied by many practitioners of Okinawan and Japanese Karate;People * Kusanku, a Chinese master in Kung Fu …   Wikipedia

  • Kūsankū (kata) — Infobox martial art form name = Kusanku other names = Kanku imagesize = caption = martial art = Karate origin = flagicon|Ryūkyū Kingdom|1429 Okinawa, Ryukyu Kingdom creator = Kusanku creation date = 1761Kusanku, also called Kanku dai (観空大)… …   Wikipedia

  • Shōrin-ryū — Entraînement au château de Shuri en 1938 Le Shōrin ryū (少林流, Shōrin ryū …   Wikipédia en Français

  • Wadō-ryū — Infobox martial art group logo = logocaption = logosize = imagecaption = The flag of Wadō ryū. imagesize = name = Wadō ryū (和道流) aka = date founded = 1938 country = flagicon|Japan Japan founder = Hironori Ōtsuka (1892–1982) head = Three… …   Wikipedia

  • Chitō-ryū — Karate (千唐流空手) Tsuyoshi Chitose Country of origin  Ryūkyū Kingdom Crea …   Wikipedia

  • Kanga Sakukawa — Infobox martial artist name = Kanga Sakukawa residence = other names = Tode Sakukawa, Satunuku Sakugawa imagesize = 180px caption = birth name = birth date = 1733 birth place = Akata Village, Shuri, flag|Japanflag|Ryūkyū Kingdom|1429 death date …   Wikipedia

  • Karate — This article is about the martial art. For other uses, see Karate (disambiguation). Karateka redirects here. For the video game, see Karateka (video game). Karate (空手) …   Wikipedia

  • Shimabuku Tatsuo — Infobox martial artist name = Tatsuo Shimabuku residence = other names = imagesize = caption = birth name = Shinkichi Shimabuku birth date = birth date|1908|9|19 birth place = Kyan [Chan] village, Okinawa death date = Death date|1975|5|30 death… …   Wikipedia

  • Gensei-ryū — Nihongo|Gensei ryu|玄制流|Gensei ryū is a karate style with roots in Shuri te, one of the three original karate styles of Okinawa Japan. It was developed by Seiken Shukumine (1925 2001) who combined classic techniques with his own innovations thus… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”