Gustav Glück

Gustav Glück

Gustav Glück (* 6. April 1871 in Wien; † 18. November 1952 in Santa Monica (Kalifornien, USA)) war ein österreichischer Kunsthistoriker und Museumsdirektor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gustav Glück ist der Sohn von Moritz (1832–1914) und Therese (1838–1914) Glück. Im Milieu dieser kulturell interessierten und angesehenen altösterreichischen Großkaufmannsfamilie aufgewachsen, studierte Glück in Wien und Bonn, besonders gefördert durch Franz Wickhoff und Carl Justi, vorerst klassische Philologie, dann Archäologie und Kunstgeschichte (doctor philosophiae 1894). Zeitlebens bereicherten Studienreisen seine kunstgeschichtlichen Arbeiten und ließen ihn wertvolle wissenschaftliche Verbindungen anknüpfen. 1899 trat Glück in den Hofdienst ein und wurde als wissenschaftliche Hilfskraft am Kupferstichkabinett der Hofbibliothek von Friedrich Dörnhöffer zur Neuordnung der frühen Grafikbestände herangezogen. Ein Jahr später übernahm er als Assistent die wissenschaftlichen Arbeiten der Gemäldegalerie der „Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses“ (Kunsthistorisches Museum). 1911 wurde er als erster Kunsthistoriker mit der Leitung der Gemäldegalerie betraut, deren Direktion er bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand (1931) führte. Die Gemäldegalerie verdankt Glück die erste moderne Hängung, die das einzelne Gemälde aus der Fülle der früher gebotenen „Bilderwände“ löste und eine isolierte Betrachtung des Kunstwerkes ermöglichte. Die aus der Schausammlung ausgeschiedenen Bilder wurden zu einer als Studiensammlung eingerichteten „Sekundärgalerie“ vereinigt. Der Ausbau der Restaurieranstalt, die schon früh mit einer Röntgen- und Quarzlampeneinrichtung ausgestattet wurde, lässt Glücks hohes Verantwortungsbewusstsein für die Erhaltung der Meisterwerke erkennen. Die internationalen Beziehungen Glücks und sein energisches Einschreiten in Wort und Schrift trugen nach dem 1. Weltkrieg entscheidend bei, dass der Bestand der Gemäldegalerie bis auf die von Italien beschlagnahmten Bilder keine weiteren Einbußen erlitt. Künstlerisches Empfinden, ein entwickeltes Qualitätsgefühl und eine genaue Kenntnis des Kunstmarktes ermöglichten es Glück, mit einer beachtlichen Reihe von Neuerwerbungen „die Stärken der vorhandenen Bestände [...] abzurunden“. Systematisch baute er die Sammlung altösterreichischer Tafelmalerei aus, die sich heute im „Museum mittelalterlicher österreichischer Kunst“ befindet. An den zwischen 1904 und 1928 erschienenen Katalogen und Führern der Gemäldegalerie wirkte er als Sachbearbeiter und Herausgeber mit. Als Glück aus dem Staatsdienst schied, lagen nicht nur seine Bücher über die Kunst der Renaissance und über Van Dyck, sondern auch eine beachtliche Reihe von Aufsätzen zur altniederländischen sowie altdeutschen Kunst und zu dem Problemkreis um Peter Paul Rubens und seine Schule vor. Nunmehr folgten neben Studien zur flämischen und holländischen Malerei in rascher Folge zwei Werke über Pieter Bruegel den Älteren und deren Übersetzungen. Sie wiesen der Bruegelforschung neue Wege. In der Emigration, die Glück 1938 nach London und 1942 nach Santa Monica führte, schrieb er eine umfassende Arbeit über die Landschaften bei Rubens und unter anderem zahlreiche Untersuchungen zu den Habsburgerporträts. Diese Untersuchungen runden ebenso wie die letzte Studie „Peter Bruegel the Elder and the Legend of St. Christopher in Early Flemish Paintings“ (The Art Quarterly 13, Detroit 1950) das Lebenswerk einer profilierten Gelehrtenpersönlichkeit ab.

Werke

Unter anderem:

  • Die Gemäldegallerie des Kunsthistorischen Museums in Wien, 1923, 41946, engl. 1925
  • Die Handzeichnungen von Peter Paul Rubens, herausgegeben mit F. M. Haberditzl, Wien 1928
  • Die Kunst der Renaissance in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich u.s.w., in: Propyläen-Kunstgesch. X, 1928, 21933, span. 1936
  • Van Dyck, Des Meisters Gemälde, in: Klassiker d. Kunst XIII, 1931
  • Gesammelte Aufsätze, herausgegeben von L. Burchard und R. Eigenberger, 2 Bde., 1933 (Auswahl aus den mehr als 180 Zusatzaufsätzen und Einleitungen zu Kunstbüchern)
  • Bruegels Gemälde, 1936, 51951 u. d. T. Das große Bruegel-Werk
  • Das Bruegel-Buch, 1936, 85. Tsd. 1949 (holländ. 1936, franz. u. engl. 1937)
  • De Landschappen von Peter Paul Rubens, Antwerpen und Amsterdam 1940, dt. 1945/48, 21949
  • Der Weg zum Bild, Erlebtes, Erlauschtes, Erfundenes, 1948.

Zu Schwieger-Vater Franz Schönthan von Perlwald: Zahlreich um 1900 sehr beliebte Schwänke und Lustspiele, am bekanntesten: Der Raub der Sabinerinnen, Schwank in 4 Akten, 1884

  • Kleine Humoresken, 4 Bände, 1882-87 (mit seinem Bruder Paul).

Literatur

  • L. Baldaß: Die Geschichte der Wiener Gemäldegallerie in den Jahren 1911–31, in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien NF V, 1931, S. 1 ff.
  • L. Baldaß: Gustav Glück, 6.4.1871–1951, in: Wiener Zeitung vom 6. April 1951, S. 3
  • E. H. Buschbeck: Verzeichnis der Erwerbungen der Gallerie in den Jahren 1911–31, in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien NF V, 1931, S. 21 ff.
  • O. Benesch: Gustav Glück zum Gedächtnis, in: Wiener Zeitung vom 25. Dezember 1952, S. 3 f.
  • Erwin M. Auer: Glück, Gustav, in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 470 f.
  • Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil, München 1999, Bd. 1, S. 201ff.

Weblinks


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