Gustav Szinda

Gustav Szinda
Am 2. März 1962 wurde Gustav Szinda (rechts im Bild) durch den Präsident der Volkskammer der DDR Johannes Dieckmann mit dem Banner der Arbeit ausgezeichnet.

Gustav Szinda (* 13. Februar 1897, in Blindgallen (Ostpreußen); † 23. September 1988) war ein deutscher Kommunist und Generalmajor (ab 1964) des Ministerium für Staatssicherheit (MfS) und erster Leiter der Abteilung Gegenspionage im Außenpolitischen Nachrichtendienst der DDR (APN), dem Vorgänger des MfS.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Szinda, Sohn eines Zimmerers, absolvierte eine Lehre zum Maschinenschlosser. Während des Ersten Weltkriegs war Szinda Soldat an der Front. 1919 trat er in die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) ein und war Mitglied im Rotfrontkämpferbund[1], sowie 1920 Angehöriger der Roten Ruhrarmee. 1924 trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei[2] und engagierte sich nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 bis 1935 in der illegalen Parteiarbeit.

Szinda emigrierte 1935 nach Amsterdam, wo er dem geheimen Nachrichtendienst der KPD angehörte[3]. Von 1936 bis 1938 war er als Angehöriger der Internationalen Brigaden Teilnehmer am Spanischen Bürgerkrieg, wo er zeitweise Stabschef und Kommandeur des Thälmann-Bataillons, sowie ab 1937 Chef der Spionageabwehr der Internationalen Brigaden war. Noch 1938 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Spaniens (PCE).

Nach der Niederlage der Internationalen Brigaden emigrierte er nach Moskau und wurde Mitarbeiter der Komintern. Durch die Komintern wurde Szinda Ende 1939 mit der Sichtung des über die deutschsprachigen Freiwilligen angelegten Kadermaterials beauftragt. So schrieb er beispielsweise über den Spanienkämpfer Hermann Diamanski:

„Dimanski (sic!), Hermann. Kam im Oktober 1937 nach Spanien, stand im Verdacht, im Auftrag des Gegners nach Spanien gekommen zu sein und stand unter Kontrolle der Sim (Servico de Investigacion Militar = Militärischer Überwachungsdienst). Über seine weitere Tätigkeit und seinen Verbleib in Spanien ist uns nichts bekannt.“[4]

Szinda absolvierte in der Sowjetunion die ZK-Schule. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurde Szinda 1943 bei den Partisanen im ukrainischen Pripjat-Gebiet eingesetzt. Im Dezember 1943 wurde Szinda als Aufklärer des Nachrichtendienstes der Roten Armee per Fallschirm in die Nähe von Berlin gebracht. Allerdings konnte er nach der Landung nicht wie vorgesehen Funk-Kontakt mit seinen Auftraggebern aufnehmen. Im Frühjahr 1945 wurde er von der Roten Armee im Raum Guben aufgegriffen und durch das NKWD inhaftiert.

Von September bis Dezember 1945 war er Lehrer an der Antifa-Schule 12. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Januar 1946 begann er eine Tätigkeit bei der Polizei in der Sowjetischen Besatzungszone und ab April 1946 im ZK der SED, wo er von 1949 bis 1951 Leiter der Abteilung für Sicherheitsfragen des ZK der SED[5]. 1951 wurde er Abteilungsleiter der Abteilung Abwehr im Außenpolitischen Nachrichtendienst der DDR (APN), welche ab 1953 die Hauptabteilung XV des MfS und ab 1959 Bestandteil der Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) gewesen ist. 1954 wurde er Leiter der Abteilung VII des MfS und ab 1958 Leiter der Bezirksverwaltung des MfS im Bezirk Neubrandenburg. 1965 wurde er in den Ruhestand versetzt.[6]

Szinda war Initiator der sogenannten „Strafgefangenen-GI“ (GI= Gesellschaftlicher Informant), wobei er bereitwillige Häftlinge zusätzlich zum regulären Wachpersonal als Informanten für das MfS anwarb.[7]

Ehrungen

Schriften

  • Kämpferische Solidarität mit dem spanischen Volk. In: Heinz Voßke: Im Kampf bewährt. Berlin 1977.
  • Die XI. Brigade im spanischen Bürgerkrieg 1936-1939, erschienen innerhalb der Marxistisch-Leninistische Schriftenreihe für Geschichte, Politik, Ökonomie und Philosophie, Heft 79

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Helmut Sakowski: Das Leben eines Revolutionärs, Offizin Andersen Nexö Leipzig, 1989
  2. Heike Amos: Politik und Organisation der SED-Zentrale 1949–1963: Struktur und Arbeitsweise von Politbüro, Sekretariat, Zentralkomitee und ZK-Apparat, LIT Verlag, Berlin/Hamburg/Münster 2003, ISBN 978-3-82586-187-2, S. 28.
  3. Peter Huber, Matthias Uhl: Die Internationalen Brigaden: Politische Überwachung und Repression nach Sichtung der russischen und westlichen Archivakten, Dezember 2004, S. 15 ((pdf)
  4. Bericht Gustav Szindas über Hermann Diamanski Zitiert bei: Heiko Haumann: Hermann Diamanski: Ein deutsches Schicksal zwischen Auschwitz und Staatssicherheitsdienst. Perspektiven der Erinnerung, in: Birgit E. Klein; Christiane E. Müller, (Hg.): Memoria – Wege jüdischen Erinnerns. Festschrift für Michael Brocke zum 65. Geburtstag, Berlin 2005, S. 518f. (pdf).
  5. Matthias Judt: DDR. Geschichte in Dokumenten. Beschlüsse, Berichte, interne Materialien und Alltagszeugnisse (Forschungen zur DDR-Gesellschaft), Ch. Links Verlag; Auflage 1 (1997), ISBN 978-3861531425, ff. S. 447
  6. Karl Wilhelm Fricke: Der Wahrheit verpflichtet: Texte aus fünf Jahrzehnten zur Geschichte der DDR', Ch. Links Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-86153-208-5, S. 472
  7. Gesellschaftliche Informanten in Doppelte Überwachung: Geheimdienstliche Ermittlungsmethoden in den DDR. Seite 340, von Rita Sélitrenny, ISBN 978-3-86153-311-5
  8. Oberst Gustav Szinda, Leiter der Bezirksverwaltung Neubrandenburg des Ministeriums für Staatssicherheit wurde mit dem Orden "Banner der Arbeit" ausgezeichnet

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