Casablanca-Konferenz

Casablanca-Konferenz
Sitzend: Der amerikanische Präsident Roosevelt und der britische Premierminister Churchill.
Stehend, 1. Reihe v.l.n.r.:
General Arnold, Admiral King, General Marshall, Admiral Pound, Air Chief Marshal Portal, General Brooke, Field Marshal Dill und Admiral Mountbatten

Die Konferenz von Casablanca war ein Geheimtreffen der Anti-Hitler-Koalition zwischen US-Präsident Franklin D. Roosevelt, dem britischen Premierminister Winston Churchill und den Combined Chiefs of Staff (CCS) während des Zweiten Weltkriegs. Sie wurde vom 14. bis zum 26. Januar 1943 in der marokkanischen Stadt Casablanca abgehalten.

Josef Stalin war zwar eingeladen, blieb der Konferenz aber mit der Begründung fern, dass er auf Grund der Einkesselung der deutschen 6. Armee in der Schlacht von Stalingrad, wo man seine militärische Führung benötige, die Sowjetunion nicht verlassen könne.

Inhaltsverzeichnis

Situation

Zusammen mit ihren Stabschefs legten Roosevelt und Churchill die weitere Kriegsführung gegen die Achsenmächte fest. Zum ersten Mal fühlten sich die Alliierten in der Lage, bestimmen zu können, wann und wo sie den Krieg auf das europäische Festland verlagern könnten. Nordafrika war bereits weitgehend unter Kontrolle der Alliierten, da nur noch in Tunesien die Kämpfe andauerten. Die Rote Armee kam mit ihren Offensiven im Don-Becken weiter voran, nachdem die in Stalingrad eingeschlossenen Deutschen kurz vor der Kapitulation standen. Die USA hatten mit der Schlacht um Guadalcanal im Pazifikkrieg einen Wendepunkt gegen Japan erreicht.

Gefahr für die Nachschubwege von den USA nach Großbritannien und Afrika ging hingegen noch von den deutschen U-Booten im Atlantik aus. Während des ersten Treffens des CCS in Casablanca führte General Alan Brooke aus:

„Die Verknappung von Schiffstransporten schnürte allen offensiven Operationen die Luft ab und wenn wir die Bedrohung durch U-Boote nicht effektiv bekämpfen konnten, würden wir den Krieg eventuell nicht gewinnen.“ („The shortage of shipping was a stranglehold on all offensive operations and unless we could effectively combat the U-boat menace we might not be able to win the war.“)

Der Mangel an Ressourcen war ein entscheidender Faktor in der Planung der weiteren Operationen. Obwohl die USA ihr ganzes wirtschaftliches Potential aufwandten, um Kriegsmaterial zu produzieren, waren die Truppen der Westalliierten bislang nur zu kleineren Offensivaktionen fähig. Wo und wann die alliierten Streitkräfte am effektivsten gegen den Gegner eingesetzt werden könnten, war ein zentraler Punkt in den Überlegungen der Konferenz des CCS. Zur Wahl standen unter anderem eine Invasion Westeuropas noch im Jahr 1943 oder die Konzentration der Hauptbemühungen auf den Mittelmeerraum.

Pläne

Churchills Plan war es, die afrikanischen Küsten zu erobern und mittels dort aufzubauender Basen die Achsenmächte von Süden her anzugreifen. General George C. Marshall war gegensätzlicher Meinung. Für ihn war es ein Fehler, von Tag zu Tag unkoordinierte Attacken gegen die Achse zu führen und den übergeordneten Plan zur schnellen Kapitulation Deutschlands außer Acht zu lassen.

General Brooke führte aus, dass der einzige Alliierte, der eine große Landstreitmacht im aktuellen Kampfgeschehen hatte, die UdSSR war. Zusammen mit den erhofften rund 21 Divisionen, die die Westalliierten in Frankreich anzulanden versuchten, würde jede andere Offensive im Gesamtplan absolut unwichtig sein. Allerdings könnte sich diese Armee nur mit entsprechender Ausrüstung und Nachschubsicherung gegen die vermuteten 44 deutschen Divisionen behaupten.

Daraufhin kam der CCS zum Schluss, dass die Vorbereitungen zur Operation Roundup nicht vor Mitte August beendet sein würden. Damit wäre ein Start der Invasion nicht vor dem Spätherbst 1943 möglich, was hieße, dass Roundup nicht die russische Sommeroffensive unterstützen könnte. Churchill brachte daraufhin wieder den Plan zur Operation Sledgehammer zur Sprache. Dazu sollten die Mittelmeeraktionen entsprechend eingeschränkt verlaufen. Er dachte auch daran, die Türkei in den Krieg mit einzubeziehen, um von dort eingerichteten Stützpunkten die rumänischen Ölfelder und über das Schwarze Meer Russland zu erreichen.

Als Resultat der CCS-Konsultationen einigten sich die Oberbefehlshaber zusammen mit dem US-Präsidenten und dem Premierminister darauf, zuerst den afrikanischen Krieg mit der Eroberung Tunesiens im Sommer 1943 zu Ende zu bringen, um die dort freiwerdenden Kräfte für die Anlandung an der italienischen Küste auf Sizilien einzusetzen. Die Invasion Westeuropas wurde auf 1944 verschoben, wobei sich die Briten noch die Option für einen kleinen Brückenkopf ab Ende 1943 vorbehielten. Die USA legten ihre Priorität für Soldaten und Material für die nächsten Monate vorerst auf einen Offensivplan im Pazifik, ohne jedoch bei einem entsprechenden sowjetischen Erfolg eine vorgezogene europäische Landungsoffensive aus den Augen zu verlieren. Der Roundup-Invasionsplan sollte in allen notwendigen Details weiter ausgearbeitet werden.

Offizielle Kriegsziele

Nach zehntägiger Beratung teilten die Westalliierten der Presse erstmals die offiziellen Kriegsziele mit: Bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches, Italiens und Japans. Zudem beschlossen die Westalliierten die Verstärkung der Luftangriffe auf deutsche Städte. Fortan flogen die Briten nachts und die US-amerikanischen Bomber tagsüber. Die Forderung der Bedingungslosen Kapitulation von Deutschland bedeutete unter anderem, dass dieses sich nicht auf die in der Atlantik-Charta festgelegten Prinzipien berufen konnte. Dem deutschen Widerstand wurde die Arbeit erschwert, da die Alliierten nicht bereit waren, von der Forderung nach bedingungsloser Kapitulation abzuweichen.

Nebenereignis

Daneben gelang während der Konferenz von Casablanca die Versöhnung der beiden französischen Generäle Charles de Gaulle und Henri Giraud nur halb. Giraud, der die Unterstützung Roosevelts und Churchills hatte, schied aus dem Komitee für nationale Befreiung (CFLN) aus. Die halbherzige Unterstützung der unter Feldmarschall Henri Philippe Pétain mit den Nazis kollaborierenden „rest-französischen“ Vichy-Regierung war damit ganz vorbei.

Siehe auch

  • Konferenz von Dumbarton Oaks
  • Zonenprotokoll
  • Erklärung von Jalta
  • Teheran-Konferenz
  • Potsdam-Konferenz
  • Der zeitgleich veröffentlichte Spielfilm Casablanca thematisiert die Lage europäischer Flüchtlinge, die aus Portugal in Marokko angekommen waren und sich bemühten, von dort in die USA zu gelangen. Sie saßen damit in einem Territorium fest, das der mit Hitler kollaborierenden Vichy-Regierung unterstand. Die unterschiedliche Haltung französischer Staatsbürger zur eigenen Regierung ist ebenfalls Thema. Das Drehbuch wurde bis Sommer 1942 der durch den Kriegseintritt der USA veränderten Situation angepasst.

Literatur

Weblinks

 Commons: Casablanca-Konferenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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