Handel mit Wildtieren

Handel mit Wildtieren

Der Handel mit Wildtieren ist ein schwerwiegendes Problem des Naturschutzes und soll international durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen geregelt und kontrolliert werden, gefolgt durch nationale Gesetze zum Schutz von bedrohten Tierarten.

Muscheln, Korallen, Kiefern von Haifischen und getrocknete Kugelfische werden in Griechenland angeboten.
Schmetterlinge, Nachtfalter, Käfer, Fledermäuse und Spinnen werden als Souvenir in Rhodos angeboten.

Inhaltsverzeichnis

Legaler Handel mit Wildtieren

Legal darf international nur mit jenen Arten gehandelt werden, die nicht in einem der drei Anhänge des Washingtoner Artenschutzübereinkommens aufgeführt sind, und für die die verantwortlichen Vollzugsbehörden der jeweiligen Länder Genehmigungen und Zertifikate zur Einfuhr, Ausfuhr, Wieder-Einfuhr und Einführung vom Meer ausgestellt haben.[1] Das UNEP World Conservation Monitoring Centre führt im Auftrag des Sekretariats des Washingtoner Artenschutzübereinkommens eine Datenbank, in der jedes Jahr der Handel mit Arten und deren wissenschaftliche Namen eingetragen werden.[2]

Illegaler Handel mit Wildtieren

Die Jagd für den illegalen Handel mit Wildtieren hat das größte Potential, in kürzester Zeit maximalen Schaden zu verursachen, und ist eine ernsthafte Bedrohung für bedrohte und gefährdete Tierarten.[3] Illegaler und verbotener Handel mit Wildtieren schließt lebende als Haustiere gehaltene Tiere, Jagdtrophäen, Modeartikel, Kunstgegenstände, Inhaltsstoffe für traditionelle Medizin und Fleisch von wildlebenden Tieren für den menschlichen Verzehr ein. Der Handel mit Bushmeat ist illegal, wenn die Einfuhr gegen das Washingtoner Artenschutzübereinkommen verstößt, gegen nationale Gesetze zur Quarantäne als auch gegen andere Gesetze, die den Handel mit bestimmten Tieren untersagen.[4]

Der illegale Handel mit Wildtieren wird grob definiert als ein Umweltverbrechen, das der Umwelt unmittelbaren Schaden zufügt. Der Schmuggel mit Wildtieren wird von organisierten Gruppen gesteuert, die Naturschätze ausbeuten, bedrohte Tierarten und Ökosysteme gefährden und dabei den Bestimmungen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens von 1973 zuwiderhandeln. An Umweltverbrechen sind kriminelle Organisationen beteiligt, die über Ländergrenzen hinweg operieren, indem sie durchlässige Grenzen nutzen, und durch unregelmäßige Migration zwischen Ländern, Geldwäsche, Korruption und der Ausbeutung von benachteiligten Gemeinschaften gekennzeichnet sind.[5]

Die Beziehungen zwischen Wohlstand, Armut und Beteiligung am Handel mit Wildtieren sind komplex: die am Handel beteiligten Menschen sind nicht unbedingt arm, und die Armen, die beteiligt sind, streichen nicht den Großteil des Geldwertes des Handels ein.[6] Im Jahre 2002 wurde der illegale Handel mit Wildtieren als der zweitgrößte illegale Handel, gleich nach dem Drogenhandel, mit einem Wert von mindestens 10 Milliarden £ eingeschätzt.[7] Im Jahr 2008 wurde veranschlagt, dass er mindestens 5 Milliarden US$ wert ist und sich möglicherweise auf mehr als 20 Milliarden US$ jährlich beläuft. Damit zählt der illegale Handel mit Wildtieren zu den weltweit einträglichsten rechtswidrigen Wirtschaftssystemen, gefolgt vom Handel mit illegalen Drogen und möglicherweise Menschenhandel und Waffenhandel. Es ist schwer, den illegalen Handel genau zu beziffern, da er im Verborgenen stattfindet. Ein potenzielles Gebiet für Marktwachstum ist unter anderem das Internet, wo Händler Chatrooms und Online-Auktionen nutzen, um rechtswidrige Verkäufe zu betreiben.[4]

In Asien

Ein erheblicher Teil des internationalen illegalen Handels mit Wildtieren — möglicherweise der weltweit größte — findet in Asien statt, wo der Bedarf an bestimmten Tierteilen zur Anwendung in traditioneller asiatischer Medizin, zum menschlichen Verzehr und als Symbol von Wohlstand die Nachfrage bestimmt. In Südostasien nimmt die Nachfrage Berichten zufolge zu, zum Teil aufgrund des Wirtschaftsbooms in der Region und des damit einhergehenden Wohlstands.[4] Südostasien beliefert aber auch maßgeblich den Rest der Welt mit Produkten, die aus Wildtieren hergestellt werden.[6]

Flosse eines Haifischs zum Verkauf in Hongkong
Felle von Leoparden

China ist der weltweit größte Importeur von Produkten, die aus Wildtieren hergestellt werden. Unersättlich ist die Nachfrage nach Schildkröten, Elfenbein, Tigern, Schuppentieren und vielen anderen Arten, die als Nahrung oder Medizin verwendet werden.[8] Indien und Nepal sind Ursprung und Transit für den Handel mit Körperteilen von Tigern, Nashörnern, Leoparden, Schneeleoparden, Ottern und Moschushirschen, die in Traditioneller Chinesischer Medizin und von Neureichen als Dekoration verwendet werden. Die Händler benutzen Landstrecken über Sikkim, Ladakh und Tibet, da Grenzen durchlässig und Zollabfertigungen nachlässig sind.[9] Felle und Körperteile von 783 Tigern, 2766 Leoparden und 777 Ottern wurden allein in Indien zwischen 1994 und August 2006 konfisziert, was wahrscheinlich nur einen kleinen Teil des tatsächlichen Handelsvolumens darstellt, das für Tibet und China bestimmt war.[10] Unter den vielen Beschlagnahmen von toten und lebenden Schuppentieren in Ländern Südostasiens waren diese die größten, die für den Export nach China bereit waren: im Frühjahr 2008 wurden zwei Lieferungen von etwa 23 Tonnen toter Schuppentiere und Schuppen in Vietnam entdeckt, die aus Indonesien stammten; im Juli 2008 wurden ungefähr 14 Tonnen gefrorener Malaiischer Schuppentiere und etwa 50 kg Schuppen in Sumatra beschlagnahmt.[11]

Geschnitztes Elfenbein im Einzelhandel
Der Handel mit Schuppentieren ist verboten. Dennoch werden sie zu Tausenden gejagt, da ihr Fleisch als Delikatesse gilt.

In Thailand ist der Chatuchak-Markt in Bangkok ein wichtiger Umschlagsplatz für den Verkauf von Süßwasserschildkröten und Landschildkröten als Haustiere. Bekannt ist, dass Käufer aus Japan, Malaysia und Singapur große Stückzahlen an Schildkröten von den Händlern für den Einzelhandel in ihren Heimatländlern erwerben. Der größte Teil der Arten illegalen Ursprungs, die in den Jahren 2006 und 2007 im Rahmen von Untersuchungen beobachtet oder in den letzten Jahren konfisziert worden sind, waren nicht in Thailand heimisch, sondern kamen aus Indonesien, Indochina, Madagaskar, Kongo, Uganda, Kasachstan, Libanon, Barbados und Venezuela.[12][13][6] Der illegale Handel mit lebenden Elefanten und Elfenbein floriert nach wie vor. Zwar haben Beschlagnahmen in Asien und Afrika dazu geführt, dass weniger afrikanisches Elfenbein erhältlich ist und die Preise für rohes Elfenbein seit 2001 um etwa 300% gestiegen sind. Aber dennoch zählen Elfenbeinschnitzerei und der Einzelhandel damit zu den größten und aktivsten der Welt. Jedes Jahr werden in Thailand und Myanmar wilde Elefanten gefangen, deren Elfenbein verarbeitet wird, oder Kälber, die zum Betteln in den Straßen missbraucht werden.[14]

In Vietnam wurden von 1996 bis März 2007 etwa 635 Tonnen Wildtiere mit insgesamt 181.670 Individuen beschlagnahmt und 14.758 Fälle nachgewiesen und strafrechtlich verfolgt, bei denen es um die Jagd nach und Verstöße gegen den Handel mit Wildtieren ging. Die Daten legen nahe, dass es einen zunehmenden Trend in der Anzahl von Verstößen gegen wildlebende Tiere gab: von 1.469 Fällen im Jahr 2000 auf 1.880 Fälle im Jahr 2002. Die Ausdehnung von Märkten und Erhöhung von Preisen haben erheblich zur Entwicklung des Handels mit Wildtieren beigetragen, der der wichtigste Faktor für den beträchtlichen Rückgang von Populationen einiger Arten ist, wie Katzen, Bären, Schuppentieren (der Untergattung Manis), Amphibien, Reptilien, Orchideen und Adlerholz. Schätzungen gemäß werden jährlich etwa 3.400 Tonnen und mehr als 1 Million Individuen von Wildtieren an die Märkte in Vietnam geliefert.[15]

Japan wird oft unter den ersten drei Ländern aufgeführt, die bedrohte Arten mit offiziellen Genehmigungen einführen, die gemäß den Regelungen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens ausgestellt wurden.[16] Japan importiert hauptsächlich lebende Reptilien, zum größten Teil Schildkröten, aber auch Mississippi-Alligatoren, Netzpythons und Nilkrokodile, obwohl die Ausfuhr dieser Arten in ihren Ursprungsländern eingeschränkt ist oder sie auf der Roten Liste gefährdeter Arten aufgeführt sind.[17]

In Amerika

Die USA sind der zweitgrößte Importeur von aus Wildtieren hergestellten Produkten und Ziel für einen großen illegalen Markt mit Wildtieren als Haustiere. Jeden Monat kommen viele Tonnen Bushmeat aus Afrika an.[8] Von 2001 bis 2005 wurden mehr als 11.000 Exemplare, d.h. lebende Tiere und aus Wildtieren hergestellte Produkte von Vögeln, Reptilien, Meeresschildkröten, Korallen und Säugetieren in Lieferungen beschlagnahmt, die aus Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und der Dominikanischen Republik kamen.[18] Tiere aus dem Regenwald des Amazonas werden auf demselben Weg über Grenzen geschmuggelt wie illegale Drogen — in Gepäckräumen von Autos, in Koffern und falsch deklarierten Kisten.[19]

Einzelnachweise

  1. CITES How CITES works
  2. UNEP World Conservation Monitoring Centre Species Database
  3. Nowell, K., Jackson, P. (1996) Wild Cats: status survey and conservation action plan. IUCN/SSC Cat Specialist Group, Gland, Switzerland.
  4. a b c Wyler, L.S., Sheikh, P.A. (2008) International Illegal Trade in Wildlife: Threats and U.S. Policy. Congressional Research Service, The Library of Congress, Washington DC, 22. August 2008
  5. Banks, D., Davies, C., Gosling, J., Newman, J., Rice, M., Wadley, J., Walravens, F. (2008) Environmental Crime. A threat to our future. Environmental Investigation Agency
  6. a b c TRAFFIC (2008) What’s Driving the Wildlife Trade? A Review of Expert Opinion on Economic and Social Drivers of the Wildlife Trade and Trade Control Efforts in Cambodia, Indonesia, Lao PDR and Vietnam. East Asia and Pacific Region Sustainable Development Discussion Papers. East Asia and Pacific Region Sustainable Development Department, World Bank, Washington, DC.
  7. Vince, G. (2002) Organised gangs target wildlife trade. New Scientist, 17. Juni 2002
  8. a b Hance, J. (2009) Wildlife trade creating 'empty forest syndrome' across the globe. mongabay.com, 19. Januar 2009 online
  9. Yonzon, P.S. (2006) The Illicit Trade on Megavertebrates of Asia. Conservation Biology in Asia, Paper 6. pdf
  10. Banks, D., Lawson, S., Wright, B. (eds.) (2006) Skinning the Cat: Crime and Politics of the Big Cat Skin Trade. Environmental Investigation Agency, Wildlife Protection Society of India. pdf
  11. Traffic Bulletin (2010) Seizures and prosecutions March 1997 to March 2010. pdf
  12. Nijman, V., Shepherd, C. R. (2007) Trade in non-native, CITES-listed, wildlife in Asia, as exemplified by the trade in freshwater turtles and tortoises (Chelonidae) in Thailand. Contributions to Zoology, 76 (3): 207-212 pdf
  13. Shepherd, C. R., Nijman, V. (2008) Pet freshwater turtle and tortoise trade in Chatuchak Market, Bangkok, Thailand. TRAFFIC Southeast Asia, Petaling Jaya, Malaysia pdf
  14. Stiles, D. (2009) The elephant and ivory trade in Thailand. TRAFFIC Southeast Asia, Petaling Jaya, Selangor, Malaysia pdf
  15. Nguyen Manh Ha, Vu Van Dung, Nguyen Van Song, Hoang Van Thang, Nguyen Huu Dung, Pham Ngoc Tuan, Than Thi Hoa and Doan Canh (2007) Report on the review of Vietnam’s wildlife trade policy. CRES/FPD/UNEP/CITES/IUED, Hanoi, Vietnam. pdf
  16. Sakamoto, M. (2010) Analysis of Illegal trade in endangered species in Japan and confronted problems. Report vorgestellt beim Seminar an der United Nations University Institute of Advanced Studies, Yokohama, 23. September 2010 Programm des Seminars online
  17. Ishihara, A.; Kanari, K.; Saito, T.; Takahashi, S. (2010) The State of Wildlife Trade in Japan. TRAFFIC East Asia-Japan, Tokyo, Japan, October 2010 pdf
  18. Traffic North America (2009) Wildlife Trade Control CAFTA-DR Regional Gap Analysis Report. Traffic North America. Washington DC.: World Wildlife Fund. pdf
  19. Kneidel, S. (2008) Monkeys and Parrots Pouring from the Jungle.... Veggie Revolution, November 10, 2008 online

Weblinks


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