Herbstmilchsuppe

Herbstmilchsuppe

Die Herbstmilchsuppe (auch Hirgstmillisuppn, saure Suppe, sauerne Suppn, Schott[en]suppe, Schodsuppen oder Kassuppen) ist eine Suppe der bayerischen Küche aus gestockter Milch.

Inhaltsverzeichnis

Herstellung

Die Herbstmilchsuppe ist ein altes Gericht der Bauern. In Zeiten als es noch keine Kühlmöglichkeiten gab, wurde zu Herbstanfang die frische Milch als so genannte „Herbstmilch“ (Hirgstmilli) in Bottichen gesammelt und im Keller aufbewahrt. Die Milch wurde sauer, nahm eine dicke Konsistenz an und wurde somit über den Winter haltbar. Die oberste gegorene Schicht wurde zeitweise abgenommen und durch frische Milch ersetzt, die wieder untergerührt wurde. Die Bäuerinnen gaben auch Weinbeeren dazu, um die Gärung zu fördern und den sauren Geschmack zu mildern.

Die gestockte Milch wurde mit Mehl verrührt, in kochendes Wasser gegeben und gesalzen. Seltener wurde anstatt Sauermilch auch Vollmilch, Schotten oder Buttermilch verwendet. Wer es sich leisten konnte, verfeinerte die Suppe noch mit Rahm. Die Suppe wurde heiß oder kalt als Frühstück und als Abendbrot gegessen. Meist fügte man noch Kartoffeln oder Brot hinzu.

Geschichte

Ein frühes Rezept für die Zubereitung der Herbstmilch findet sich in Christoph Wirsungs Artzney Buch aus dem Jahr 1568[1]. Auch Johannes Coler veröffentlichte 1604 in seinem mehrbändigen Werk Oeconomia ruralis et domestica oder Haußbuch, wie man Herbstmilch herstellt und zubereitet[2]. 1785 beschreibt Karl von Moll die saure Suppe als so genanntes „Melkermus“: „Dies fette Mus ist die ordentliche Speise der Melker; anstatt Suppe essen sie dazu ein Gemisch von Schotten und Molke, das sie Zusuf nennen.[3]. Um 1800 wird die Suppe im Bayerischen Wald als Nachtessen erwähnt, das mit Erdäpfeln angereichert ist[4]. 1854 wird in der Beschreibung des Oberamts Aalen saure Milch mit Erdbirnen als eine gewöhnliche Speise der Ärmeren bezeichnet[5]. Auch in den 1940er Jahren war die Suppe noch üblich. So wählte die niederbayerische Bäuerin und Autorin Anna Wimschneider für ihre AutobiographieHerbstmilch – Lebenserinnerungen einer Bäuerin“ das Gericht als Titel und beschreibt darin die Zubereitung. Auch in der gleichnamigen Verfilmung von Joseph Vilsmaier wird die Herbstmilchsuppe gekocht.

Eine ähnliche Suppe ist als Stosuppe in der österreichischen Küche bekannt.

Literatur

  • Erna Horn: Das Altbayerische Küchenjahr. Verlag Prestel, Passau 1974, ISBN 3-7913-0074-1.
  • E. Rath: Vom Essen und Trinken. In: Adolf Mais (Hrsg.): Österreichische Volkskunde für Jedermann. Verlag Petricek u. a., Wien 1952, S. 205–228.
  • Leopold Schmidt: Volksnahrung in Österreich. Ein volkskundlicher Überblick. In: Neue Ordnung. Monatsschrift für Gesellschaftsfragen. 16, 1, 1947, ZDB-ID 549199-x, S. 17–27.
  • Günter Wiegelmann: Alltags- und Festspeisen. Wandel und gegenwärtige Stellung. Verlag Elwert, Marburg 1967 (Atlas der deutschen Volkskunde. NF Beiheft 1), (Zugleich: Habil.-Schr., Univ. Bonn).
  • Anna Wimschneider: Herbstmilch. Lebenserinnerungen einer Bäuerin. 37. Auflage. Verlag Piper, München 2010, ISBN 978-3-492-20740-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christoph Wirsung: Das Artzney Buch, 1568, S. 787
  2. Johannes Coler: Oeconomia ruralis et domestica oder Haußbuch, 1604, S. 73
  3. Schmidt, 1947, S. 20
  4. Wiegelmann, 1967, S. 56
  5. Wikisource: Beschreibung des Oberamts Aalen

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