Herz-Jesu Stadtpfarrkirche (Bad Kissingen)

Herz-Jesu Stadtpfarrkirche (Bad Kissingen)
Herz-Jesu-Kirche
Baumeister Andreas Lohrey
(Büste im Eingang der Herz-Jesu-Kirche)

Die Herz-Jesu-Kirche ist eine römisch-katholische Kirche im Stadtzentrum der bayerischen Kurstadt Bad Kissingen. Sie ist die Stadtpfarrkirche des Ortes.

Geschichte

Da die im 14. Jahrhundert erbaute Kissinger St.-Jakobus-Kirche nicht für die immer stärker wachsenden Zahl von Kurgästen ausgelegt war, wurde im 19. Jahrhundert ein Kirchenneubau notwendig. Ein entsprechender Antrag wurde jedoch von König Ludwig I. 1844 abgelehnt. Der Ablehnung folgte 1849 unter Zustimmung des Kissinger Pfarrers Georg Josef Jüngling die Genehmigung einer täglichen Messe für Kurgäste.

Die Genehmigung für den Bau der Herz-Jesu Stadtpfarrkirche erfolgte erst im Jahre 1860 unter König Maximilian II. Joseph auf Drängen von Jünglings Nachfolger, Pfarrer Anton Joseph Gutbrod. Da die St.-Jakobus-Kirche lediglich Platz für 675 Menschen bot, setzte er sich auf Grund der 4.000 Gottesdienstbesucher (bestehend aus der Kissinger Bevölkerung sowie 300 Kurgästen und deren 500 Dienstboten) vehement für den Bau eines neuen Kirchengebäudes ein. Die Ausführung der genehmigten Bauarbeiten verzögerte sich jedoch, als der zuständige Würzburger Kreisbaumeister Klock und König Maximilian II. starben; als dann der Preußisch-Deutsche Krieg von 1866 ausbrach, sah sich die Regierung „wegen der ungünstigen Zeitumstände“ außerstande, den Bau zu finanzieren.

In den 1870er Jahren gab es auf Grund erneut angestiegener Kurgastzahlen (9.000 Kurgäste und 1.000 Dienstboten) unter Pfarrer Andreas Dietz einen weiteren Anlauf zu einem Kirchenneubau, der schließlich von Ludwig II. genehmigt wurde. Am 12. Januar 1881 erfolgte der erste Spatenstich; finanziert wurden die Bauarbeiten unter anderem durch eine Prämienlotterie. Die „Neue Würzburger Zeitung“ versuchte, gegen den aus „Gewinkel von Häusern, Ställen und Misthaufen“ bestehenden Bauplatz für die neue Kirche Stimmung zu machen, und warf der Kirchenverwaltung vor, der Königlichen Regierung gegenüber den Bauplan gefälscht zu haben. Die Zeitung griff, nachdem ihre Berichterstattung ins Leere lief, schließlich Mitglieder der Kirchenverwaltung öffentlich an. Auf Grund der Unterstellung unlauterer Methoden bei der Bauplanung und der Durchführung der Lotterie wurde der verantwortliche Redakteur am 15. November 1881 zu einer Geldstrafe von 15 Mark verurteilt.

Am Samstag, dem 25. März 1882, erfolgte die Grundsteinlegung. Die Errichtung der Kirche unter Leitung des Baumeisters Andreas Lohrey basierte auf Plänen des Münchener Architekten Karl von Leimbach im neugotischen Stil. Die von Georg Dengler entworfenen Altäre wurden unter anderem von Valentin Weidner umgesetzt (Dengler hatte gegen Weidner Einspruch erhoben, da er Weidners Figuren, die ihn an „Mehlsäcke“ erinnerten, für „kalt und langweilig“ hielt, doch wollte Pfarrer Dietz auf Grund seines Alters und seines Gesundheitszustandes keine Auseinandersetzung durch die Wahl eines neuen Künstlers provozieren). Die Fenster wiederum wurden vom Wiener Künstler Johannes Klein (1823-1883) entworfen. Die neue Kirche bekam die fünf Glocken der St.Jakobus-Kirche. Am 31. August 1884 wurde die Kirche vom Würzburger Bischof Dr. Franz Josef Stein geweiht.

1905 errichtete Valentin Weidner neben der Kirche eine Marienfigur; diese wurde 1958 zum Kapellenfriedhof verlegt und durch eine auf 1716 datierte Sandsteinfigur der Hl. Maria ersetzt.

Im Jahr 1936 wurden unter Pfarrer Albert Susann in der Kirche eine Warmluftheizung und ein elektrisches Glockengeläute installiert; als die Orgel der Kirche im Jahr 1940 auf Grund des Gebläses und einzelner Register ihre Funktionstüchtigkeit verlor, wurde sie durch eine neue Orgel ersetzt.

Die fünf Glocken der Kirche mussten im Zweiten Weltkrieg abgeliefert werden, doch gelang es Stadtpfarrer Josef Stürmer, sie im September 1947 aus Harburg bei Hamburg wiederzuerlangen.

In den Jahren 1947 bis 1957 erfolgte unter Pfarrer Stürmer und dem Würzburger Dombaumeister Schädel ein erster Umbau, in dessen Rahmen die neugotischen Elemente der Kirche entfernt wurden. Der Künstler Julius Bausewein ersetzte die Einrichtung der Kirche wie Altäre, Kanzel und Taufstein.

2003 wurde die Kirche unter Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen an die Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzil angepasst.

In den Jahren 2005 und 2006 wurde der Innenraum der Kirche renoviert sowie der jetzige Altar errichtet.

Literatur

  • Franz Warmuth: 100 Jahre Herz Jesu Pfarrei Bad Kissingen – Beitrag zur Geschichte der Pfarrei Bad Kissingen. Bad Kissingen 1984.
  • Denis A. Chevalley, Stefan Gerlach: „Denkmäler in Bayern - Stadt Bad Kissingen“. S. 104ff., ISBN 3-87490-577-2
  • Gerhard Wulz: Die Glaubensgemeinschaften in Bad Kissingen - Vielfalten auf kleinstem Raum, S. 303ff. In: Thomas Ahnert, Peter Weidisch (Hg.): 1200 Jahre Bad Kissingen, 801-2001, Facetten einer Stadtgeschichte. Festschrift zum Jubiläumsjahr und Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung. Sonderpublikation des Stadtarchivs Bad Kissingen. Verlag T. A. Schachenmayer, Bad Kissingen 2001, ISBN 3-929278-16-2

Weblinks

50.20055555555610.079166666667

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Herz-Jesu-Kirche — ist der Name zahlreicher, vor allem römisch katholischer Kirchen, die durch dieses Patrozinium der Verehrung des heiligsten Herzens Jesu, dem geöffneten Herz des Gekreuzigten, nach seinem Tod am Kreuz als Quelle der Sakramente und der Kirche in… …   Deutsch Wikipedia

  • Bad Kissingen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Persönlichkeiten der Stadt Bad Kissingen — Bad Kissingen ist Große Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises im bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken und liegt an der Fränkischen Saale südlich der Rhön. Der Kurort ist bayerisches Staatsbad. Folgende Personen verdienen besondere… …   Deutsch Wikipedia

  • Kapellenfriedhof (Bad Kissingen) — Eingang zum Kapellenfriedhof mit Marienkapelle Der Kapellenfriedhof ist ein historischer Friedhof in der unterfränkischen Kurstadt Bad Kissingen. Zum Friedhof gehört die Marienkapelle. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Stadtpfarrkirche — Diese Liste führt alle Kirchen auf, welche in ihrer offiziellen Namensgebung die Bezeichnung Stadtpfarrkirche tragen. Der römisch katholische Begriff Stadtpfarrkirche entspricht etwa dem evangelischen Stadtkirche und bezeichnet Kirchen, die eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Kissingen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Lohrey — Büste von Andreas Lohrey Bildhauer: Valentin Weidner; Ort: Herz Jesu Kirche, Bad Kissingen Herz Jesu Kirche, Bad Kissingen …   Deutsch Wikipedia

  • Andreas Lohrey — Büste von Andreas Lohrey Bildhauer: Valentin Weidner; Ort: Herz Jesu Kirche, Bad Kissingen …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Roth — (* 2. März 1847 in München; † 28. Oktober 1926 in Bad Kissingen) war ein deutscher katholischer Pfarrer, bischöflicher Geistlicher Rat und päpstlicher Geheimkämmerer (Prälat). Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Max-Reger-Halle — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”