Heyde (Adelsgeschlecht)

Heyde (Adelsgeschlecht)
Wappen der von der Heyde

Heyde ist der Name eines alten schlesischen Adelsgeschlechts. Die Herren von der Heyde gehörten ursprünglich zum niederschlesischen Uradel. Die Familie, deren Zweige zum Teil bis heute bestehen, ist stammesverwandt mit der Familie von Heydebrand. Keine Stammesverwandtschaft besteht zu weiteren Adelsgeschlechtern ähnlicher Schreibweise wie den von der Heyden und von Heyden, die aus anderen Gegenden stammen und unterschiedliche Wappen führen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Herkunft

Erstmals urkundlich erwähnt wird das Geschlecht mit Heinrich von Berolisdorf (Bärsdorf) am 25. Januar 1287 auf Heinrichsdorf (Heinersdorf) bei Liegnitz.[1] Mit ihm beginnt auch die ununterbrochene Stammreihe der Familie.[2]

Niklin de Hayda in Liegnitz, der im Jahre 1342 in einer Urkunde erscheint und ein Nachkomme des 1287 urkundlich genannten Heinrich war, führt als erster Angehöriger den Namen Hayda bzw. Heyde.[3] Um 1320 wurde der Namen gebende Besitz Haidau von Heinrichsdorf abgeteilt. Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erscheint die Namensform von der Heyde.[2]

Ausbreitung und Persönlichkeiten

Nach Sinapius erwarben einige Mitglieder der Familie das Bürgerrecht der Stadt Liegnitz unbeschadet ihres Adels. Ende des 13. Jahrhunderts (1294) stand Stephan von der Heyde wegen seiner Treue in Hoher Gunst bei Herzog Heinrich von Breslau. Jesco von der Heyde war 1389 Richter zu Sommerfeld. 1469 ernannte König Matthias Johannes von der Heyde zum Vizehauptmann von Breslau. Er ist wahrscheinlich identisch mit Hans von Heyde auf Seiffersdorf, Rat von Bischof Rudolph von Breslau und Vizehauptmann des Fürstentums Breslau. 1529 waren Erasmus und Just von der Heyde in Wien, als die Stadt von den Türken belagert wurde. 1603 erscheint Wilhelm von der Heyde als Marschall von Herzog Karl II. von Münsterg und Oels und 1663 Melchior von Heyde auf Pangel als Burggraf zu Strehlen von Herzog Georg III. von Liegnitz und Brieg.[4]

Anfang des 17. Jahrhunderts teilte sich die Familie in zwei Linien. Stifter der Linien waren die beiden Brüder Friedrich und Jakob von der Heyde, Söhne des Georg Abraham von der Heyde († um 1620) auf Großsärchen (bis 1598) und Tschorne und dessen Frau Barbara von Wiedebach.[5]

Erste Linie

Friedrich von der Heyde (* um 1590; † 1666), der Begründer der ersten Linie zu Tschaksdorf, heiratete 1617 Eva von Oppel aus dem Haus Leuthen. Einer ihrer Nachkommen war Heinrich Sigismund von der Heyde (1703-1765), der 1755 Kommandant der Festung Friedrichsburg bei Königsberg wurde. Anfang des Siebenjährigen Krieges verteidigte er die Festung gegen die Russen. 1758 musste er sich mit der Besatzung nach Pommern zurückziehen, wo ihn König Friedrich II. zum Kommandanten von Kolberg ernannte. Die Stadt verteidigte er zweimal gegen Russen und Schweden, erst nach einer dritten Belagerung musste er die Festung übergeben und wurde gefangengenommen. Er starb 1765 als königlich preußischer Oberst in Kolberg. Wegen seiner Verdienste erscheint Heinrich Sigismund am Fries des Reiterstandbildes von Friedrich dem Großen in Berlin Unter den Linden. Johann Daniel von der Heyde (* 1750; † 1808), königlich preußischer Kapitän im Regiment Nr. 19 Prinz von Oranien, heiratete 1784 in Kolberg Johanna Dorothea Le Tannuex de Saint-Paul (* 1765; † 1854). Das Paar konnte mit acht Kinder, vier Söhnen und vier Töchtern, die Linie fortsetzen. Die Söhne Detloff August (auch Detlaw) und Friedrich Wilhelm teilten die erste Linie in zwei weitere Äste.[5]

Detloff August von der Heyde (* 1785), der Stifter des ersten Astes, war Generalmajor und Kommandant der Festung Neisse. Er starb 1863 als königlich preußischer Generalleutnant außer Dienst. Aus seiner 1815 geschlossen Ehe mit Wilhelmine Chelmeck (* 1790; † 1879) ging der Sohn Friedrich Heinrich von der Heyde (* 1816; † 1900), königlich preußischer Oberstleutnant, hervor. Er heiratete 1854 Laura von der Heyde (* 1831; † 1875). Ihr Sohn Hermann Heinrich Sigismund von der Heyde (* 1857) starb 1942 als Generalleutnant außer Dienst. Er hinterließ aus seiner 1887 geschlossenen Ehe mit Agnes von Schloten die Tochter Laura Eva Sismonda Agnes (* 1890) und den Sohn Karl Rochus Heinrich-Sigismund (* 1891).[6]

Friedrich Wilhelm von der Heyde (* 1798), der Stifter des zweiten Astes, diente zuletzt im 22. Infanterieregiment und starb 1864 als königlich preußischer Major außer Dienst. Er heiratete 1829 Ida Pauline Louise von Wedel (* 1806; † 1846) und hinterließ eine Tochter und zwei Söhne. Paul Heinrich Sigismund August von der Heyde (1836; † 1910), das jüngste Kind, wurde königlich preußischer Generalmajor. Von dessen Söhnen wurde Paul Heinrich Sigismund Adrian von der Heyde (* 1862; † 1946) Generalleutnant und Ehrenritter des Johanniterordens, Robert Heinrich Sigismund Gustav von der Heyde (* 1866; † 1928) und Friedrich Wilhelm Heinrich Sigismund von der Heyde (* 1867; † 1918) königlich preußische Oberste und Hans Wolf Berthold Heinrich Sigismund von der Heyde starb 1919 als königlich preußischer Major außer Dienst. Alle Brüder, die auch drei Schwestern hatten, hinterließen Nachkommen. Heinrich Sigismund von der Heyde (* 1896), ein Sohn von Robert Heinrich Sigismund Gustav, starb 1944 als Generalmajor der Luftwaffe.[6]

Zweite Linie

Jakob von der Heyde (* um 1600; † um 1636) war der Begründer der zweiten Linie zu Trebatsch bzw. Kremlin (Cremlin). Sein Nachkomme in der dritten Generation war Johann Adolf von der Heyde auf Richlich bei Schönlanke. Er heiratete 1735 Abigail Judith von Krockow. Ihr gemeinsamer Sohn Johann Kaspar von der Heyde (* 1740), auf Kremlin und Sabow mit dem Vorwerk Tangerhof im ehemaligen Landkreis Soldin, starb 1807 als königlich preußischer Generalmajor. Er heiratete 1779 Karoline Wilhelmine Helene von Bolling (* 1759; † 1813). Das Paar hatte zwei Söhne und eine Tochter. Sohn Friedrich Wilhelm von der Heyde (* 1787) wurde königlich preußischer Rittmeister außer Dienst. Er diente zuletzt im Blücher-Husaren-Regiment. Mit seinem Tod am 15. November 1847 erlosch diese Linie im Mannesstamm. Seine 1821 geschlossene Ehe mit Karoline Mathilde Isenburg (* 1803; † 1882) blieb kinderlos. Friedrich Wilhelms älterer Bruder Christian Adolf Ludwig Gottlob von der Heyde (* 1785) starb im gleichen Jahr am 5. Januar. Antonie Helene Adolfine von der Heyde (* 1826), die Schwester von Friedrich Wilhelm und Christian Adolf Ludwig Gottlob, heiratete 1850 Karl Friedrich Wilhelm von Sydow.[5]

Besitzungen

Die Familie besaß zeitweise Güter zu Lauterbach, Hennersdorf, Altstadt, Niptsch und Pangel. Später konnte auch Grundbesitz in der Niederlausitz und der Mark Brandenburg erworben werden. In der Niederlausitz war Starzeddel bei Guben bereits 1550 in deren Besitz, sowie Tzschacksdorf und Zschorne unweit von Sorau um 1600 und Dubrauke und Trebbus bei Luckau 1629.[7]

In neuerer Zeit waren Angehörige der Familie in Schlesien noch 1797 zu Habendorf im ehemaligen Landkreis Reichenbach und in der Provinz Brandenburg zu Cremlin im Landkreis Soldin 1847 begütert.[7]

Wappen

Das Wappen zeigt in Silber einen rückschauenden roten Löwen. Auf dem Helm mit rot-silbernen Helmdecken eine hermelingestulpte, mit rot-silberner Schnur schrägrechts umwundene und mit vier (rot, silber, rot, silber) Straußenfeder besteckte rote Tatarenmütze.[2] Das Wappen erscheint auf einem Siegel aus dem Jahre 1444.[8]

Das Wappen des liegnitzer und breslauer Zweiges sowie das der von Heydebrand ist gespalten. Rechts in Silber ein roter Schrägrechtsbalken, begleitet von zwei roten Sternen (Wappen der von Pack auf Priebus), links in Blau ein einwärtsgekehrter gekrönter goldener Löwe. Auf dem Helm mit rechts rot-silbernen und links blau-goldenen Helmdecken der Löwe wachsend zwischen einem blau-silbernen Flug und unter einem in den Schildfarben gebrochenen Balken, der auf der silbernen Hälfte mit einem roten und auf der blauen mit einem goldenen Stern belegt ist.[2]

Wappensage

Einer alten Sage nach hat die Familie wegen ihrer besonderen Tapferkeit, weil sie den Kopf eines vornehmen Tataren davonbrachten, nach der Schlacht bei Liegnitz (1241) dieses Wappen erhalten ebenso wie andere schlesische Adelsfamilien, die in ihrem Wappen eine tatarische Mütze führen.[9]

Namensträger

Einzelnachweise

  1. Staatsarchiv Breslau; Fürstentum Brieg III, 19a, fol. 29
  2. a b c d Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band V, Band 84 der Gesamtreihe, Seite 186-187
  3. Schlesische Regesten, 6359
  4. Schlesische Curiositaten darinnen die ansehnlichen Geschlechter des schlesischen Adels Band 1, Seite 469-471
  5. a b c Jahrbuch des Deutschen Adels Band 1, Seite 793-798
  6. a b Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A Band VIII, Band 38 der Gesamtreihe, Seite 213-218
  7. a b Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon Band 4, Seite 354-355
  8. Domarchiv Breslau, Chronologische Urkunde G 8
  9. Johann Georg Theodor Grässe: Geschlechts-, Namen- und Wappensagen des Adels Deutscher Nation. Reprint-Verlag, Leipzig 1999, ISBN 3-8262-0704-1, Seite 68.

Literatur

Weblinks


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