Hickman-Katheter

Hickman-Katheter
Hickman-Katheter bei einem Leukämie-Patient. Er verläuft unter der Haut in einem Tunnel zur Vena jugularis.

Ein Hickman-Katheter ist ein gegenüber dem Broviac-Katheter etwas großlumigerer (von Hickman mit ID 0,32mm angegeben), auch doppel- und mehrläufig erhältlicher Zentraler Venenkatheter aus Silikon, der meistens für eine Chemotherapie oder die regelmäßige, längerfristige Gabe anderer Medikamente implantiert wird. Er kann in diesem Zusammenhang auch zur Blutentnahme verwendet werden. Es gibt außerdem spezielle Typen dieser Katheter zur Dialyse oder Apherese. Hickman- (und Broviac-)Katheter können für längere Zeit bis zum Ende der Therapie liegen bleiben. Sie werden "untertunnelt" angelegt und enthalten eine (Broviac) oder zwei (Hickman) Dacron-Muffe(n), die antibiotisch / antibakteriell imprägniert sein kann / können (z.B. mit Silberionen).

Inhaltsverzeichnis

Anwendung

Die Implantation eines Hickmann-Katheters erfolgt normalerweise unter Sedierung und Lokalanästhesie oder in Narkose durch einen Interventionellen Radiologen oder Chirurgen. Es erfolgen zwei Schnitte, einer über der Vena jugularis oder manchmal auch über der Vena jugularis externa, und ein Hautschnitt parasternal etwa auf Höhe des 3. oder 4. Intercostalraums. Von der Einschnittstelle in der Brustwand wird der Katheter üblicherweise mit Hilfe eines Redon-Spießes, wie er bei Anlage einer Redon-Drainage verwendet wird, zu dem Einschnitt über der gewählten Vene vorgeschoben und soweit durchgezogen, dass die Dacron-Muffe etwa in der Mitte des Tunnels liegt. Dann wird das Stück des Katheters, der aus dem Einschnitt über der Vene heraushängt auf die benötigte Länge gekürzt und mittels Seldinger-Technik in die Vene eingebracht und in die Vena cava superior vorgeschoben bis vor den rechten Vorhof des Herzens. Dann wird die Stelle über der Vene zugenäht, und der Katheter an seiner Austritsstelle mit einem sterilen Pflaster abgedeckt, um eine Kontamination zu verhindern. Während der Implantation wird die Position des Katheters mit Bildwandler und Ultraschall überprüft, nach Abschluss wird zu Dokumentationszwecken in der Regel noch ein Röntgenbild angefertigt.

Geschichte

Venöse Langzeit-Katheter wurden 1968 verfügbar, das Design wurde von Broviac et al. 1973 verbessert. Broviac verwandte an Stelle der bis dahin gebräuchlichen Katheter aus Polyethylen solche aus weichem und flexibleren Silikon. Hickman et al., nach dem das System benannt wurde, führte Ende der 70er Jahre anwendungsspezifische Verbesserungen ein, so einen etwas größeren Innendurchmesser (für parenterale Ernährungslösung besser geeignet), und eine zweite Dacron-Muffe am Katheter, als zusätzliche Infektionsbarriere. Robert O. Hickman war Pädiater und Nephrologe am Children's Hospital in Seattle.

Komplikationen

Mögliche Komplikationen von Langzeit-Kathetern allgemein sind unter anderem Blutungen und Pneumothorax als Folge der Implantation, Thrombosen und Infektionen während der Liegedauer des Katheters. Die Länge der Liegedauer einer ZVK korreliert mit der Infektionsrate, dennoch gibt es keine allgemein akzeptierten Richtlinien, wie lange ein ZVK belassen werden kann. Lediglich der über eine periphere Vene eingebrachte ZVK sollte wie eine Braunüle behandelt und somit nach 48 Stunden entfernt werden. Zur Verhinderung der Verstopfung des Katheters durch geronnenes Blut ist ein unbenutzter Hickman-Katheter regelmäßig zu spülen. Dafür wird sterile physiologische Kochsalzlösung verwendet. Ebenso ist an der Austrittsstelle des Katheters und beim Umgang mit ihm auf Sterilität zu achten, vor allem bei immunsupprimierten Patienten wie es z. B. bei onkologischen Patienten während oder nach Chemotherapie der Fall ist. Fieber kann ein Anzeichen einer katheterassoziierten Infektion sein. Bei diesem und anderen Symptomen, z.B. Schwellungen oder Blutungen im Bereich der Austrittsstelle, sollten Patienten umgehend medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.

Siehe auch

Hinweis

Hickman® ist ein eingetragenes Warenzeichen der Firma C. R. Bard, Inc.

Weblinks

Literatur

  • Broviac JW, Cole JJ, Scribner BH: A silicone rubber atrial catheter for prolonged parenteral alimentation. In: Surg Gynecol Obstet. 136, Nr. 4, April 1973, S. 602–6. PMID 4632149.
  • Hickman RO, Buckner CD, Clift RA, Sanders JE, Stewart P, Thomas ED: A modified right atrial catheter for access to the venous system in marrow transplant recipients. In: Surg Gynecol Obstet. 148, Nr. 6, Juni 1979, S. 871–5. PMID 109934.
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