Tiangong 1

Tiangong 1
Missionsdaten
Mission: Tiangong 1
NSSDC ID: 2011-053A
Raumschiff: Shenzhou
Trägerrakete: Langer Marsch 2F
Besatzung: bis zu 3
Start: 29. September 2011. 13:16 UTC
Startplatz: Kosmodrom Jiuquan
Landung: 2013 (geplantes Verglühen in der Atmosphäre)
Zeichnung von Tiangong 1 (links) mit angedocktem Shenzhou-Raumschiff (rechts)

Tiangong 1 (chinesisch 天宫一号 für „Himmlischer Palast 1“) ist der Name der ersten provisorischen chinesischen Weltraumstation, die im Rahmen des gleichnamigen Programms von der CNSA entwickelt wurde. Tiangong 1 soll als Raumlabor im Shenzhou-Programm genutzt werden und zur Erforschung von Kopplungsmanövern und Langzeitaufenthalten von Raumfahrern dienen. Der Start an Bord einer Trägerrakete Langer Marsch 2F erfolgte am 29. September 2011 um 13:16 Uhr UTC.[1]

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Bereits zu Beginn der 1970er Jahre entstanden in China konkrete Pläne zur Schaffung eines bemannten Außenpostens im All. Nach wirtschaftlichen und politischen Barrieren gelang allerdings erst 1992 der Durchbruch mit dem Projekt 921 genannten Raumfahrtprogramm, das Chinas bemannte Raumfahrt konkretisiert. Nachdem in der ersten Projektphase mittlerweile das Shenzhou-Raumschiff erfolgreich eingeführt und in den ersten sieben Missionen annähernd zur Serienreife gebracht wurde, sieht die zweite Projektphase den Aufbau einer Raumstation vor. Die Durchführung von erfolgreichen Rendezvous- und Kopplungsmanövern ist Voraussetzung für solch ein Projekt im All. Mit dem auf der Grundlage des russischen APAS basierenden Dockingsystem verfügt China bereits über ausgereifte Andockvorrichtungen.

Bis zur Fertigstellung der leistungsstarken Trägerrakete Langer Marsch 5, welche Raumstationsmodule von mehr als 20 Tonnen Masse in den Orbit befördern soll, bietet das relativ kleine Tiangong-1-Modul einen Andockpunkt für Shenzhou-Raumschiffe, Solargeneratoren für die Versorgung mit elektrischer Energie und einen begrenzten druckbeaufschlagten Wohn- und Arbeitsbereich für Taikonauten als Voraussetzung für die Erforschung von Langzeitaufenthalten im All.[2] Im Tiangong-Programm sollen damit die erforderlichen Grundlagen für den Bau und Betrieb einer Raumstation gesammelt werden. Je nach Verlauf und Entwicklung des Programms ist der Start von mindestens zwei weiteren Tiangong-Raumlaboren vorgesehen.

Aufbau

Tiangong 1 ist in zwei wesentliche Komponenten, das größere Orbitalmodul am Bug und das Servicemodul mit geringerem Durchmesser am Heck, gegliedert. Damit erinnert der äußere Aufbau des Raumlabors an die ersten sowjetischen Saljut-Raumstationen. Das Orbitalmodul verfügt über ein androgynes Kopplungsaggregat vergleichbar mit dem APAS-89-System für Shenzhou-Zubringerfahrzeuge und bietet den besuchenden Mannschaften einen klimatisierten und mit Lebenserhaltungssystemen ausgerüsteten Wohn- und Arbeitsbereich. Im nicht begehbaren Servicemodul sind zwei Solargeneratoren mit 17 m Gesamtspannweite zur Energieversorgung, Treibstofftanks und die Triebwerke zur Lageregelung untergebracht. Die maximale Nutzungsdauer wird mit rund zwei Jahren angegeben.

Einschränkend auf die Größe und Nutzungsmöglichkeiten des Moduls wirkt sich die verwendete Trägerrakete Langer Marsch 2F aus, die auch als Träger für die Shenzhou-Raumschiffe dient. Der Durchmesser von Tiangong 1 wird mit 2,8 m, die Länge mit 9 m und die Masse mit 8,4 Tonnen angegeben, was der maximalen Nutzlast dieser Trägerrakete entspricht. Die Masse von Tiangong 1 beträgt damit weniger als die Hälfte der Masse der ersten sowjetischen Stationen. Da darüber hinaus ein Großteil der Masse (etwa 3,5 Tonnen) auf das Servicemodul entfällt, lässt sich der nutzbare Raum (35 m³) in etwa mit der Größe des russischen Moduls Rasswet der Internationalen Raumstation (ISS) vergleichen.

Durch den Einsatz eines Servicemoduls am Heck entfällt die Möglichkeit der Verwendung eines zweiten axialen Kopplungsadapters für Zubringerfahrzeuge. Daher erlaubt Tiangong 1 keine gleichzeitige Kopplung von zwei Shenzhou-Raumschiffen an der Station. Das Zusammentreffen von Besatzungen oder das Entladen eines unbemannten Shenzhou-Transporters durch eine Besatzung ist somit nicht möglich.

Mission

Der Start für Tiangong 1 erfolgte am 29. September 2011 um 13:16 Uhr UTC. Nach einer unbemannten Flugphase zur Erprobung der Flug- und Steuereigenschaften soll das Raumlabor als Andockziel für den unbemannten Transporter Shenzhou 8 dienen. Nach erfolgreicher Kopplung werden zunächst Tests der Flugeigenschaften des unbemannten Komplexes vorgenommen und ferngesteuerte Manöver durchgeführt. Wohl im Jahr 2012 soll das bemannte Raumschiff Shenzhou 9 starten, dessen Besatzung nach der erfolgreichen Kopplung das Labor betreten und in Betrieb nehmen wird. Ziel der Mission werden Forschungsarbeiten in der Schwerelosigkeit sowie zivile und militärische Erdbeobachtungen sein.[3] Dazu soll Tiangong 1 unter anderem mit der erforderlichen Ausrüstung zur Beobachtung von Erdbeben, Tsunamis und Vulkanaktivitäten ausgestattet werden. Möglicherweise werden auch internationale Projekte in Zusammenarbeit mit der ESA durchgeführt.[4] Nach dem Abdocken der Besatzung von Shenzhou 9 werden einige begonnene Experimente und Aufgaben automatisiert weitergeführt. Eine weitere Besatzung für Tiangong 1 könnte mit der Mission Shenzhou 10 erfolgen. Alle drei Shenzhou-Raumschiffe sollen innerhalb von zwei Jahren starten.[5]

Modell von Tiangong 2 (rechts) mit angedocktem Shenzhou-Raumschiff (links)

Im Erfolgsfall sollen anschließend die für 20- bzw. 40-tägige Missionen ausgelegten Module Tiangong 2 und Tiangong 3 die Laborkapazität erweitern.[6]

Sichtbarkeit

Die Raumstation Tiangong-1 kann von der Erde aus aufgrund ihrer Größe auch mit bloßem Auge beobachtet werden und erreicht eine scheinbare Helligkeit von bis zu –5,1 mag.[7] Wegen der geringen Inklination von 43° erreicht sie von Deutschland aus nur eine geringe Höhe über dem Horizont.

Weblinks

Quellen

  1. Daniel Maurat, Günther Glatzel: China startet erste eigene Raumstation. raumfahrer.net, 29. September 2011, abgerufen am 30. September 2011.
  2. Tang Yuankai: Palaces in Heaven. Beijing Review, 24. März 2009, abgerufen am 15. Mai 2009 (englisch).
  3. Craig Covault: China readies military space station – launch coincides with shuttle phaseout. Spaceflight Now, 2. März 2009, abgerufen am 15. Mai 2009 (englisch).
  4. Sun: China's Shenzhou-8 spacecraft to carry bio sample for European Space Agency. Xinhua, 8. März 2009, abgerufen am 15. Mai 2009 (englisch).
  5. Wang Guanqun: China to put Tiangong-1 into space next year. Xinhua, 3. März 2010, abgerufen am 3. März 2010 (englisch).
  6. nature.com vom 4. Mai 2011: „China unveils its space station.“ (mit Abb.). Zugleich doi:10.1038/473014a
  7. Chris Peat: Tiangong 1- Information. Heavens-Above, abgerufen am 30. September 2011 (englisch).

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