Historischer Motorradsport

Historischer Motorradsport
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2007 beim Oldtimer Festival des DAMC 05 beim Vorstart im neuen Fahrerlager des Nürburgrings

Historischer Motorradsport ist Motorsport mit historischen Motorräder und Gespannen. Diese Sportart wird auch „Motorsport mit Oldtimern oder Veteranen genannt. Die Veranstaltungen werden häufig als Rallyes, Rundstreckenrennen oder Gleichmäßigkeitsläufe ausgetragen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

Sogenanntes „Oldtimerrennen“ in Monschau 2008

Historischer Motorsport verbindet die Oldtimer-Liebhaberei und den Motorsport, und verwendet beide Rahmenbedingungen, sind also in den allgemein üblichen Regularien beider Szenen eingebunden.

Die Rücksicht auf das Material und das „sportliche Miteinander“ prägen die Szene, entsprechend werden Oldtimer-Veranstaltungen häufig in einer „sportlich entschärften“ Variante durchgeführt. Viele Oldtimer-Veranstaltungen führen beispielhaft den Titel Rallye, werden aus sportlicher Sicht als touristische Veranstaltung durchgeführt, also unter Einhaltung aller Straßenverkehrsregeln. Genauso werden viele Veranstaltungen mit dem Titel Oldtimerrennen heute als Gleichmäßigkeitsläufe, also nicht unter Rennbedingungen, gestartet.

Die Reglements sind unter anderem meistens den Altersregeln für Oldtimer angelehnt (siehe auch: Oldtimer-Klassifizierung) und fließen auch in die Rallye- und die Rennsportreglements der meisten nationalen Motorsportverbände ein. In Deutschland wird dies z.B. durch den Deutschen Motor Sport Bund und deren Mitglieder gesteuert.

Besonderheiten im historischen Motorradsport

Historisches BMW-Renngespann der Klasse N in der VFV-Meisterschaft

Der deutsche historische Motorradsport wird durch die Deutsche Historische Meisterschaft des DMSB geprägt. Die Meisterschaft wurde durch den Veteranen Fahrzeug Verband (VFV) ins Leben gerufen, und baut auf dem Meisterschaftsreglement des VFV auf. Das Reglement regelt die Baujahrgrenzen, Originalitätsrichtlinien, technische Besonderheiten und die spezifischen Durchführungsbestimmungen im historischen Motorradsport.

Aufgrund dieser strengen, und für die Teilnehmer häufig auch technisch aufwendigen Anforderungen, hat sich mittlerweile eine breite Szene jenseits des VFV gebildet.

Austragungsmodi

Gleichmäßigkeitsläufe

Gleichmäßigkeitsläufe sind nicht auf die Erzielung von Höchstgeschwindigkeiten ausgelegt und schonen das historische Fahrzeugmaterial. Alle Läufe des VFV und die gesamte Deutsche Historische Meisterschaft des DMSB werden als Gleichmäßigkeitsläufe durchgeführt.

Bei einem Bergrennen wird die festgelegt Strecke mehrmals gefahren, meist zwei Mal; derjenige Teilnehmer, der die kleinste Zeitdifferenz zwischen diesen beiden Läufen hat, ist dann der Sieger. Bei Rundkursen wird vom Fahrtleiter, entspricht dem Rennleiter, die Runde festgelegt, deren Zeit als Maß genommen wird. Alle darauf folgenden Runden müssen in möglichst gleicher Zeit absolviert werden, die Beträge der jeweiligen Abweichungen werden in Strafpunkten zusammengezählt. Hier ist der Teilnehmer mit der niedrigsten Punktzahl der Sieger.

Erwin Aldinger mit seiner Imperia

Es sind keine Rennen im eigentlichen Sinne, denn um die teuren und seltenen alten Motorräder oder Automobile (und häufig auch Fahrer älteren Semesters) nicht unnötig hohem Verschleiß auszuliefern, fährt man möglichst gleichmäßige Runden, statt möglichst schnelle Zeiten. Allerdings kann durchaus persönlicher Ehrgeiz dazu führen, dass es Teilnehmer gibt, die im Renntempo die vorgeschriebene Strecke zurücklegen.

„Denn eine alte Veteranenregel lautet: Nur mit Vollgas kann man gleichmäßige Rundenzeiten zurücklegen.‘“

Helmut Krackowizer: beim Oldtimer Grand Prix Salzburgring.

Rennen

Rennen, also Wettbewerbe, bei dem der schnellste Teilnehmer den Lauf gewinnt, werden im historischen Motorradsport relativ seltenen ausgeschrieben, gewinnen aber mit der wachsenden Youngtimer-Szene wieder mehr an Bedeutung.

Wertungsfahrten

Dabei handelt es sich um Fahrten ohne Zeitlimits, jedoch mit Geschicklichkeitsübungen u. ä. auf einer ein- oder mehrtägigen Fahrt; das Ausfahren der Fahrzeuge steht dabei im Vordergrund.

Rallyes

Der sportliche Anspruch der Wettbewerbe für Oldtimer-Fahrzeuge variiert sehr stark. Bei der Mehrzahl der Veranstaltungen beschränkt sich der sportliche Aspekt einzig auf die Vergabe von Pokalen an die Punktbesten einer nahezu willkürlichen Wertung (abwertender Begriff: „Kaffeefahrt“). Es gibt jedoch auch Oldtimer-Rallyes, die für Fahrer und Beifahrer Schwierigkeiten bereithalten (z. B. Orientierungsaufgaben oder Gleichmäßigkeitsprüfungen mit versteckten Zeitkontrollen) und bei denen nur schnelle Fahrer mit sachverständigen Beifahrern gute Platzierungen erreichen können. Solche Veranstaltungen finden aber häufiger in Großbritannien, Belgien oder Frankreich als in Deutschland statt.

Ausfahrten

Ausfahrten bilden einen wichtigen Teil vieler Vereine und Motorradclubs. Diese Ausfahrten werden ohne Wertungen oder Zeitnahmen durchgeführt und haben meist ein touristisches Tagesziel.

Unterschiedliche Startmodi

Massenstart

Vor dem Start zum AvD-Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring 1975

Bei Rundstreckenkursen wird ein sogenannter Massenstart durchgeführt. Alle Teilnehmer einer bestimmten Klasse starten gemeinsam durch einen Ampelstart oder durch Senken der Startflagge. Nach dem Abwinken des Teilnehmers, der als erster die vorgeschriebene Anzahl von Runden absolviert hat, oder nach einer gewissen Zeit beenden auch alle anderen Teilnehmer den Lauf, unabhängig von ihrer gefahrenen Rundenzahl.[1]

Hier wird unterschieden zwischen:

  • Kupplungsstart: Hier läuft der Motor beim Start
  • Schiebestart: Hier ist der Motor beim Start aus und das Motorrad wird erst beim Startsignal angeschoben (meist nur Motorradgespanne)

Einzelstart

Auf Bergrennstrecken oder sonstigen Strecken auf normalen Straßen wird in Zeitintervallen gestartet, wobei man mit den stärksten Fahrzeugen beginnen sollte, damit nicht schnellere Fahrzeuge langsamere einholen bzw. überholen; was zu unnötigen möglichen gefährlichen Situationen auf engen Straßen führen könnte.

Voraussetzungen

Die Fahrer (und gegebenenfalls Beifahrer) müssen bei Veranstalter nennen, also durch Abgabe einer Nennung sich bei der Veranstaltung anmelden.[2] Beide benötigen bei einer DMSB angemeldeten Veranstaltung eine Veranstaltungs- oder eine internationale H-Lizenz.[3] Das Motorrad ist wie in der Ausschreibung beschrieben aufzubauen, in der Regel wird auf das Serien-, bzw. das nationale Reglement (z.B. auf das DMSB-Reglement) referenziert.[4]

Geschichte

Norton Manx, Baujahr 1954

Der historische Motorradsport begann um 1960, als eine Generation von Rennfahrern nach dem Zweiten Weltkrieg in den Ruhestand trat. Damals wurden noch vielfach Fahrzeuge, die auf Bauern- oder Hinterhöfen vor sich hin rosteten verschenkt oder geringes Entgelt verkauft. Es gründeten sich die ersten Motorveteranen-Clubs und -Verbände in Europa. Vorreiter war dabei Großbritannien.

Gegen 1970 entstanden die ersten größeren Veteranenveranstaltungen, zum Beispiel am Nürburgring (Deutschland), Brooklands (England) oder am Salzburgring (Österreich). Allerdings sorgten gegen 1990 verschärfte Lärm- und Abgasvorschriften in manchen Ländern in Europa dafür, dass diese Veteranenveranstaltungen nur mehr in eingeschränktem Maße durchgeführt werden konnten.

Eine neue Welle von ins Leben gerufenen Veteranenveranstaltungen begann dann Mitte 1990 mit zum Beispiel dem Klausenpassrennen in der Schweiz oder später dem Gaisbergrennen (Salzburg, Österreich) oder der Großglocknertrophy auf der Großglockner-Hochalpenstraße im Salzburger Land, Österreich.

Bekannte Veranstaltungen

Deutschland

Österreich

Serien

  • Deutsche Historische Meisterschaft des DMSB
  • VFV-Meisterschaft
  • Vintage Bears (Sportbike classiX - Art Motor)
  • classic Bears (Sportbike classiX - Art Motor)

Siehe auch

  • Historischer Automobilsport

Weblinks

Referenzen

  1. DMSB-Handbuch Motorradsport 2010: Wettbewerbsbestimmungen des VFV (DMSB) - 3.6 Start, PDF-Datei, Teil 2 Seite 46.
  2. DMSB-Handbuch Motorradsport 2010: Wettbewerbsbestimmungen des VFV (DMSB) - 2.2 Teilnehmer, PDF-Datei, Teil 2 Seite 43.
  3. DMSB-Handbuch Motorradsport 2010: Wettbewerbsbestimmungen des VFV (DMSB) - 2.3 Nennung, PDF-Datei, Teil 2 Seite 43.
  4. DMSB-Handbuch Motorradsport 2010: Technische Bestimmugnen des DMSB/des VFV, PDF-Datei, Teil 3 Seite 159.

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