Holzhausenschlösschen

Holzhausenschlösschen
Holzhausenschlösschen, Ostfassade mit Brücke und Eingang
Holzhausenschlösschen, Ansicht von Südwesten
Die brennende Holzhausen-Oede auf dem Plan des Conrad Faber von Kreuznach 1552.

Das Holzhausenschlösschen ist ein barockes Wasserschloss, errichtet von der Frankfurter Patrizierfamilie Holzhausen auf einem ihr gehörenden Gutshof, damals nördlich von Frankfurt am Main gelegen. Heute liegt es – bedingt durch das Wachstum der Stadt im 19. Jahrhundert – im Frankfurter Stadtteil Nordend, an drei Seiten umgeben vom Holzhausenpark.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Die landwirtschaftliche Nutzung des Areals durch die Familie Holzhausen reicht bis ins Mittelalter zurück. Das Gelände wurde damals als Holzhausen Oed bezeichnet. Die Bezeichnung „Oed“ oder „Oede“ bezieht sich auf eine seinerzeit noch weit außerhalb der befestigten Stadt Frankfurt gelegene Heide.

Hier stand eine Wasserburg in dem damals noch viel größeren Burgweiher, die 1540 aufgestockt und ausgebaut, aber 1552 bei der Belagerung Frankfurts durch protestantische Reichsfürsten um Moritz von Sachsen zerstört wurde. Aus dieser Zeit stammt auch die früheste bekannte bildliche Darstellung, der Holzhausen Oed, und zwar auf dem Plan von Conrad Faber von Kreuznach, der deren Brand bei der Belagerung zeigt. 1571 wurde die Anlage wieder hergestellt.

Bau

1729 ließ Johann Hieronymus von Holzhausen auf den Fundamenten der Wasserburg nach Plänen des kurz zuvor verstorbenen Louis Remy de la Fosse ein kleines Wasserschloss als repräsentativen Sommersitz für seine Familie errichten. Er ahmte damit als Mitglied der obersten bürgerlichen Schicht der Freien Reichsstadt Frankfurt einen Lebensstil nach, wie ihn der zeitgenössische Adel pflegte.

Der Bau zeigt sich als schlichter Rechteckbau, der an der Breitseite 5 und an der Schmalseite 3 Fensterachsen aufweist. Das Gebäude deckt ein zweigeschossiges Mansarddach, dessen oberes Stockwerk ein quadratisches Oberlicht bildet. Erschlossen wird es über eine dreibogige Steinbrücke, die wohl eine Zugbrücke des Vorgängerbaus ersetzt und vor dem Zweiten Weltkrieg überdacht war. Das rundbogige Portal des Gebäudes könnte ein Rest der Renaissance-Anlage sein. Es führt in das Eingangsstockwerk, über dem sich die Beletage sowie darüber ein weiteres Vollgeschoss befinden. Unter der Eingangsebene, unmittelbar über dem Wasserspiegel, besteht ein weiteres, ein „Kellergeschoss“.

Weitere Verwendung

Hans Thoma: Der Holzhausenpark in Frankfurt a. M, 1880, Gemälde
Holzhausentor am Oeder Weg und Zufahrtsallee zum Schlösschen

Aufgrund der in der Gründerzeit erfolgten Überbauung eines großen Teils des Parkgeländes ist die einstmals weit ausholende repräsentative Geste der Anlage heute kaum noch erfahrbar. In Resten ablesbar ist ihre Weitläufigkeit noch durch die Lage des erhaltenen schmiedeeisernen Tores vom Ende des 17. Jahrhunderts im Louis-seize-Stil, Rest der einstigen Umfassung am Oeder Weg, über 200 Meter entfernt vom Schlösschen, verbunden mit einer Allee, deren Kastanienbäume aus der Zeit um 1910 stammen. Damals wurde auch der Burgweiher auf 0,2 Hektar[1] verkleinert.

Das letzte männliche Mitglied der Familie derer von Holzhausen, Rittmeister Adolph von Holzhausen († 1923), schenkte das Schloss und den umgebenden Park der Stadt Frankfurt am Main. Diese brachte hier die Frankfurter Abteilung des Reichsarchives unter. 1944 erlitt das Gebäude während Luftangriffen Schäden, die nach 1949 beseitigt wurden.

1953 bis 1988 beherbergte das Schlösschen das Frankfurter Museum für Vor- und Frühgeschichte. Die Ausstellung zeigte Funde aus der Archäologie Frankfurts, war aber von Anfang an räumlich stark beschränkt. Als Ausstellungsräume standen zunächst nur das Erdgeschoss und Treppenhaus zur Verfügung. Eine Dauerausstellung zur Römerstadt NIDA-Heddernheim befand sich seit 1976 ausgelagert im Deutschordenshaus. Erst mit dem Umzug 1989 in das heutige Museumsgebäude im Karmeliterkloster besserte sich die räumliche Situation des Museums.

Seit 1989 ist das Holzhausenschlösschen Sitz der Frankfurter Bürgerstiftung, die es 1995 im Innern grundlegend umbaute. Hier finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt.

Literatur

  • Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hessen II. Regierungsbezirk Darmstadt. (Bearb.: Folkhard Cremer u. Tobias Michael Wolf), 3. Aufl., München 2008, S. 281f.
  • Heinz Schomann u.a.: Denkmal Topographie Stadt Frankfurt am Main. Braunschweig 1986, S. 183, 192f.

Weblinks

 Commons: Holzhausenschlösschen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. NordEnd 3 (2011) [Zeitschrift], S. 7.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen — Holzhausenschlösschen Die Frankfurter Bürgerstiftung ist eine gemeinnützige, selbständige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Frankfurt am Main. Geschichte Sie wurde 1989 gegründet, um die Geschichte Frankfurter Bürger, Familien,… …   Deutsch Wikipedia

  • Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlößchen — Holzhausenschlösschen Die Frankfurter Bürgerstiftung ist eine gemeinnützige, selbständige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Frankfurt am Main. Geschichte Sie wurde 1989 gegründet, um die Geschichte Frankfurter Bürger, Familien,… …   Deutsch Wikipedia

  • Frankfurt-Nordend-Ost — Nordend Stadtteil von Frankfurt am Main Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

  • Frankfurt-Nordend-West — Nordend Stadtteil von Frankfurt am Main Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

  • Holzhausenpark — Der Holzhausenpark ist der 3,5 Hektar große Rest des ehemaligen Anwesens Holzhausen Oed der Patrizierfamilie Holzhausen in Frankfurt am Main. Hans Thoma: Der Holzhausenpark in Frankfurt a. M, 1880, Gemälde …   Deutsch Wikipedia

  • Schelmenburg — Ansicht des heute einzigen erhaltenen Teils der Schelmenburg von Süden Alternativnam …   Deutsch Wikipedia

  • Pavel Feinstein — (* 1960 in Moskau) ist ein russischer Künstler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ausstellungen 3 Einzelausstellungen 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Princeton Nassoons — The Princeton Nassoons The Nassoons with University President Shirley Tilghman. Background information Also known as The Soons Origin …   Wikipedia

  • Adolph von Holzhausen — Adolph Freiherr von Holzhausen (* 7. September 1866 in Linz an der Donau; † 21. Juli 1923 in Oberursel) war ein deutscher Offizier und Stifter. Er war der letzte männliche Nachfahre der älteren Linie der Frankfurter Patrizierfamilie Holzhausen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Archäologisches Museum Frankfurt — Archäologisches Museum Frankfurt a. M. Eingangsbereich des Museums …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”