Keratographie

Keratographie

Keratographie (auch: Hornhauttätowierung) bezeichnet eine in der Augenheilkunde angewandte, verfeinerte Form der Tätowierung und ein selten praktiziertes Verfahren rekonstruktiver Chirurgie.[1] Hierbei werden farbechte Pigmente (Platinchlorid) in die mittlere Schicht der Hornhaut (Stroma) des Auges eingebracht. In entsprechend indizierten Fällen wird eine Operation in der Regel nur an Augen durchgeführt, die irreparable Schäden durch Unfall oder Krankheit aufweisen, und deren Sehschärfe bereits verloren gegangen ist. Man verspricht sich hiervon Verbesserungen des äußeren Erscheinungsbildes von Iris und Pupille und ggf. eine kosmetische Rekonstruktion des Auges..[2][3] Fallweise können Tätowierungen der Hornhaut weitere medizinische Indikationen zugrundeliegen, beispielsweise bei ausgeprägten Formen von Albinismus, Aniridie, Iriskolobomen, Keratokonus und insbesondere Leucoma corneae (weißliche, großflächige Hornhautnarben).[4] In Fällen, bei denen noch ein verbliebener Sehrest oder eine geringe Sehschärfe besteht, kann dadurch unter Umständen eine Reduzierung von störenden Blendwirkungen erreicht werden.[5][6] Auch ist ein stenopäischer Effekt nicht ausgeschlossen, der zu einer gewissen Verbesserung des Visus führen kann.[7]

Risiken und Nachteile

Trotz der möglichen Vorteile für eine kleine Patientengruppe ist das Verfahren der Keratographie mit erheblichen Risiken verbunden, nicht zuletzt wegen der Schwierigkeit des Eingriffs und in Ermangelung einer präzisen Durchführung. Manche Patienten klagen nach einer Behandlung über Fremdkörpergefühle.[8] Nicht alle behandelten Personen sprechen auf das Verfahren gleichermaßen an, die Farbe kann sich nach einiger Zeit verflüchtigen, die Größe des Tattoo's kann sich verändern[9], oder der Eingriff führt zu einer Keratitis.[10] Toxische Reaktionen, dauerhafte Hornhautepitheldefekte, Hornhautulcus oder Iridocyclitis sind ebenfalls als mögliche Komplikationen bekannt.[11]. Insgesamt sind die Behandlungsergebnisse der Keratographie nicht in allen Fällen zufriedenstellend.

Geschichte

Eine solche Behandlung, die dem Verbergen entstellender Narben oder Verletzungen der vorderen Augenabschnitte dienen soll, ist bereits seit etwa 2000 Jahren bekannt.[7][12] Sie wurde erstmals im Jahre 150 n. Chr. von dem griechischen Arzt Galenos erwähnt, geriet später aber wieder in Vergessenheit. Der französische Augenarzt Louis de Wecker modifizierte später das Verfahren und stellte es um 1869 wieder vor.

Nachdem die Hornhauttätowierung mit der Entwicklung von verbesserten Operationsmethoden für Jahrzehnte kaum noch angewandt wurde, kann sie in der heutigen Zeit zumindest für eine begrenzte Anzahl von Patienten wieder eine adäquate Behandlungsmethode zur plastischen Korrektur und kosmetischen Verbesserung der vorderen Augenabschnitte darstellen.[7]

Einzelnachweise

  1. V. Klauß, E. M. van der Velden, B. Drost, S. Weede, U. Schaller: Keratographie (Hornhauttätowierung) bei Hornhaut-Leukom. Vortrag auf der 97. Jahrestagung der DOG 1999.
  2. Lee, Ji-Eun. "Corneal tattooing to mask subsequent opacification after amniotic membrane grafting for stromal corneal ulcer." Acta Ophthalmologica Scandinavica 2006; 84: 696-698.
  3. E. Wenzl, N. Ardjomand: Hornhauttätowierung mit vorderer lamellaerer Keratoplastik. In: Spektrum der Augenheilkunde. 24, 2010, S. 234–236, doi:10.1007/S00717-010-0421-y.
  4. U.C. Schaller, E.M. van der Velden, B.H.I.M. Drost, S. Weede und V. Klauß: Keratographie (Hornhauttätowierung) bei Hornhautleukom. In: Der Ophthalmologe. Band 98, Nummer 2, 2001, S. 147-150, doi:10.1007/s003470170175
  5. S. Vassileva, E. Hristakieva: Medical applications of tattooing. In: Clinics in dermatology. Band 25, Nummer 4, 2007 Jul-Aug, S. 367–374, ISSN 0738-081X. doi:10.1016/j.clindermatol.2007.05.014. PMID 17697919. (Review).
  6. S. L. Ziegler: Multicolor Tattooing of the Cornea. In: Transactions of the American Ophthalmological Society. Band 20, 1922, S. 71–87, ISSN 0065-9533. PMID 16692612. PMC 1318311.
  7. a b c Susanne Pitz, Robert Jahn, Lars Frisch, Armin Duis and Norbert Pfeiffer: Hornhaut-Tätowierung - Heutiger Stellenwert einer historischen Behandlungsmethode. In: Der Ophthalmologe. Band 97, Nummer 2, 2000, S. 147-151, doi:10.1007/s003470050025.
  8. Roy, J.N.: Tattooing of the Cornea. The Canadian Medical Association Journal 1938. 436-438
  9. Duggan, Jamshedji N. and B.P. Nanavati: Tattooing of Corneal Opacity with Gold and Platinum Chloride. British Journal of Ophthalmology. 419-425.
  10. Doggart, James H.: Significance of Colour Change in the Cornea. British Journal of Ophthalmology 1959; 43:13-20
  11. Sharma, A. et al.: Granulomatous Keratitis following Corneal Tattooing. Indian Journal of Ophthalmology 2003; 51.3:265-267
  12. S. Pitz, R. Jahn, L. Frisch, A. Duis, N. Pfeiffer: Corneal tattooing: an alternative treatment for disfiguring corneal scars. In: The British journal of ophthalmology. Band 86, Nummer 4, April 2002, S. 397–399, ISSN 0007-1161. PMID 11914207. PMC 1771069

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