Hunderttageoffensive

Hunderttageoffensive
Hunderttageoffensive
Teil von: Erster Weltkrieg
Westfront 1918
Westfront 1918
Datum 8. August 191811. November 1918
Ort Westfront
Ausgang Entscheidender Sieg der Alliierten
Folgen Waffenstillstand von Compiègne
Konfliktparteien
Deutsches ReichDeutsches Reich Deutsches Reich FrankreichFrankreich Frankreich
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Vereinigte Staaten 48Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
BelgienBelgien Belgien
AustralienAustralien Australien
Kanada 1868Kanada Kanada
NeuseelandNeuseeland Neuseeland
Sudafrika 1912Südafrika Südafrika
PortugalPortugal Portugal
Befehlshaber
Erich Ludendorff
Georg von der Marwitz
FrankreichFrankreich Ferdinand Foch

FrankreichFrankreich Philippe Petain
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Douglas Haig
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Julian Byng
Vereinigte Staaten 48Vereinigte Staaten John Pershing
BelgienBelgien Albert I.
Kanada 1868Kanada Arthur Currie
AustralienAustralien John Monash

Verluste
785.733
Tote und Verwundete
386.342
Gefangene
Frankreich
531.000
Tote und Verwundete
Großbritannien
411.636
Tote und Verwundete
Vereinigte Staaten von Amerika
127.000
Tote und Verwundete
Gesamtverluste der Alliierten
1.070.000

Die Hunderttageoffensive bezeichnet die letzte Phase des Ersten Weltkrieges an der Westfront. Die Alliierten unternahmen in dieser Zeit vom 8. August 1918 bis zum 11. November 1918 eine Reihe von Angriffen gegen deutsche Truppen. Der erste Angriff war die Schlacht bei Amiens. Die Angriffsserie zwang die Deutschen, sich hinter die Hindenburglinie zurückzuziehen, und endete mit dem Waffenstillstand von Compiègne. Die Hunderttageoffensive bezeichnet keine spezielle Schlacht oder besondere Strategie, sondern nur die rasche Abfolge von Siegen der Alliierten nach der Schlacht von Amiens.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Die im Frühjahr 1918 begonnene Serie von Offensiven der Deutschen an der Westfront kam im Juli 1918 langsam zum Ende. Die Deutschen waren bis an die Marne vorgedrungen, hatten aber keinen entscheidenden Durchbruch erreicht. Mit dem Ende der deutschen Offensive im Juli befahl der Oberbefehlshaber der alliierten Truppen Ferdinand Foch eine Gegenoffensive, die als Zweite Marneschlacht bezeichnet wird. Die Deutschen erkannten, dass ihre Stellung unhaltbar war, und zogen sich nach Norden zurück. Für diesen Sieg wurde Foch zum Marschall von Frankreich ernannt.

Foch hielt es für an der Zeit, dass die Alliierten wieder eine Offensive durchführten. Amerikanische Truppen waren nun in großer Zahl in Frankreich und das wirkte sich positiv auf die Moral der alliierten Truppen aus.[1] Der Oberbefehlshaber der American Expeditionary Force (AEF) General John J. Pershing wollte seine Armee in einer unabhängigen Rolle einsetzen. Die British Expeditionary Force (BEF) des Feldmarschalls Douglas Haig war durch Truppen aus Palästina und Italien sowie durch Verstärkungen, die Premierminister David Lloyd George in England bis dahin zurückgehalten hatte, verstärkt worden.[2]

Eine Reihe von Plänen wurden erwogen und schließlich stimmte Foch einem Vorschlag Haigs zu, der einen Angriff an der Somme, östlich von Amiens und südwestlich des Schlachtfeldes von 1916 vorsah. Das Ziel dieses Angriffs sollte die Verdrängung der Deutschen von der wichtigen Bahnlinie Amiens-Paris sein. Die Somme wurde dabei als besonders geeigneter Ort ausgewählt, weil sie wie 1916 die Verbindungsstelle der BEF und der französischen Armee war und beide Armeen so nicht nur zusammenarbeiten konnten, sondern gleichzeitig über die Straße von Amiens nach Roye versorgt werden konnten. Die Landschaft der Picardie wurde auch als besser geeignet für den Einsatz von Panzern im Vergleich zu Flandern angesehen. Die deutschen Truppen in diesem Abschnitt wurden als relativ schwach eingeschätzt, da die Einheiten der 2. Armee unter General Georg von der Marwitz ständigen kleineren Angriffen durch australische Truppen ausgesetzt gewesen waren.

Die Schlachten

Amiens

Die Schlacht bei Amiens (von den Franzosen auf der Südflanke der Front als Schlacht bei Montdidier bezeichnet) begann am 8. August 1918 mit dem Angriff von mehr als 10 alliierten Divisionen, die von den australischen, kanadischen, britischen und französischen Truppen gestellt wurden und mehr als 500 Panzer einsetzten.[3] Der Angriff war sorgfältig vorbereitet worden und kam völlig überraschend für die deutschen Truppen. Australische und kanadische Einheiten leiteten den Angriff ein und durchbrachen die deutschen Linien, so dass Panzer rückwärtige Stellungen der Deutschen angreifen konnten und so Panik unter diesen verbreiteten. Am Ende des Tages gab es eine 24 km lange Lücke in der deutschen Frontlinie südlich der Somme. Die Alliierten hatten 17.000 Gefangene gemacht und 330 Geschütze erbeutet. Die Gesamtverluste der Deutschen werden auf 30.000 Mann an diesem Tag geschätzt. Die Alliierten verloren 6500 Soldaten. Erich Ludendorff nannte diesen Tag den „schwarzen Tag der deutschen Armee“.[4]

Der Vormarsch der alliierten Truppen setzte sich noch drei Tage fort, ohne jedoch die großen Erfolge des ersten Tages zu wiederholen, da der schnelle Vormarsch den Nachschub behinderte.[5] In diesen drei Tagen gewannen die alliierten Truppen insgesamt 19 km und am 10. August zogen sich die Deutschen auf die Hindenburglinie zurück.

Somme

Am 15. August 1918 verlangte Foch, dass Haig die Offensive bei Amiens fortsetzen sollte, auch wenn diese ins Stocken geraten war, weil es den Alliierten an Nachschub mangelte und die Deutschen Verstärkung in diesen Bereich geführt hatten. Haig weigerte sich und bereitete stattdessen einen Angriff bei Albert vor. Diese Schlacht bei Albert begann am 21. August 1918.[6] Der Angriff war ein Erfolg für die Alliierten, die deutschen Truppen wurden 55 km zurückgedrängt. Albert selbst wurde am 22. August von den Alliierten eingenommen. Der Angriff der britischen Truppen wurde durch französische Truppen unterstützt, die die Zweite Schlacht bei Noyon südlich der britischen Truppen am 17. August begannen. Die Stadt Noyon wurde am 29. August von französischen Truppen eingenommen. Am 26. August hatten britische Truppen nördlich des ursprünglichen Angriffsgebietes ebenfalls einen Angriff begonnen und dieses damit um elf Kilometer verlängert. Dieser Angriff wird als Zweite Schlacht bei Arras bezeichnet. Die Stadt Bapaume wurde am 29. August in der sogenannten Zweiten Schlacht bei Bapaume eingenommen.

Vormarsch auf die Hindenburglinie

Mit diesen Einbrüchen in die deutsche Front drängten die Alliierten auf die Hindenburglinie.

Östlich von Amiens gelang es australischen Einheiten, nachdem Artillerie und Munition herangeführt worden waren, in der Nacht des 31. August die Somme zu überqueren und die deutschen Linien in der Schlacht vom Mont St. Quentin zu durchbrechen. Am 26. August dehnten britische Truppen den Angriff auf einer Länge von elf Kilometer nördlich der Somme aus. Dieser Angriff wird als Zweite Schlacht bei Arras bezeichnet und umfasst auch die Schlacht an der Scarpe (26. August 1918) und die Schlacht bei Drocourt-Queant (2. September 1918).

Südlich der britischen Truppen näherten sich französische Truppen der Hindenburgline am Rande von Saint-Quentin in der Schlacht bei Savy-Dallon (10. September 1918) und bei Laon in der Schlacht bei Vauxaillon (14. September 1918). Britische Truppen näherten sich der Hindenburglinie entlang des Canal de Saint-Quentin in der Schlacht von Épehy am (18. September 1918)

Die deutschen Truppen waren damit auf die Stellungen zurückgedrängt worden, von denen sie im Frühjahr ihre Offensive begonnen hatten.

Kampf um die Hindenburglinie

Foch plante nun eine Reihe von gleichzeitigen Angriffen auf die deutschen Stellungen in Frankreich (frz. Grand Offensive), wobei von verschiedenen Punkten besonders auf die deutschen Kommunikationslinien gezielt wurde. Ein einziger erfolgreicher Angriff aus dieser Welle sollte dabei schon genügen, um die gesamte Front zu verschieben.[7]

Die deutsche Hauptverteidigungslinie war die Hindenburglinie, die mit Befestigungen von Cerny an der Aisne bis nach Arras reichte. Vor der eigentlichen Offensive wurden noch die letzten verbliebenen vorgeschobenen Frontverläufe der Deutschen zurückgedrängt. Die deutsche Front wurde am 12. September bei Havrincourt und St. Mihiel durchbrochen und am 27. September bei Épehy und am Canal du Nord.

Der erste Angriff von Fochs „Grande Offensive“ begann am 26. September, als französische und amerikanische Truppen die Meuse-Argonne-Offensive begannen. Zu dieser Offensive gehörten auch: die Schlacht bei Somme-Py (26. September), die Schlacht bei Saint-Thierry (30. September), die Schlacht bei Montfaucon (6. Oktober) und die Schlacht bei Chesne (1. November). Der Angriff erfolgte über schwieriges Gebiet und so konnte die Hindenburglinie erst am 17. Oktober durchbrochen werden.

Zwei Tage später begann die Armeegruppe unter dem Kommando von Albert I. mit der belgischen Armee, der 2. britischen Armee unter General Herbert Plumer und der 6. französischen Armee unter General Jean Degoutte einen Angriff bei Ypern: die 5. Schlacht bei Ypern. Beide Angriffe machten anfänglich große Fortschritte, wurden dann aber durch Nachschubprobleme gebremst.

Am 29. September begann der zentrale Angriff auf die Hindenburglinie in der Schlacht am Saint-Quentin-Kanal, in dem die 4. britische Armee den Kanal von St. Quentin angriff, während die französische 1. Armee die Befestigungen von St. Quentin angriff. Am 5. Oktober hatten die Alliierten die Hindenburglinie auf einer Länge von 31 km vollständig überwunden.

Darauf brachen am 8. Oktober 1918 die 1. und 3. britische Armee unter der Führung kanadischer Einheiten durch die Hindenburglinie in der Schlacht bei Cambrai.

Dieser Durchbruch überzeugte das deutsche Oberkommando, dass der Krieg zu beenden sei. Der Verfall der deutschen Moral war so offensichtlich, dass auch viel alliierte Kommandeure und Politiker zu glauben begannen, der Krieg könnte 1918 beendet werden. Zuvor hatte man alles auf einen entscheidenden Angriff 1919 zulaufen sehen.

Kämpfe hinter der Hindenburglinie

Im Oktober 1918 wurden die deutschen Truppen aus Gebieten verdrängt, die sie 1914 erobert hatten. Die Alliierten drückten die Deutschen in Richtung der Bahnlinie von Metz nach Brügge, die für den größten Teil des Krieges die Versorgung der gesamten Front in Nordfrankreich und Belgien gewährleistet hatte. Als die alliierten Truppen diese Bahnstrecke erreichten, waren die deutschen Truppen gezwungen, große Mengen an schweren Waffen und Nachschub zurückzulassen, was die Moral und die Kampffähigkeit weiter beeinträchtigte.[8]

Die Zahlen an Toten und Verwundeten waren während dieser Kämpfe auf beiden Seiten hoch. Rückzuggefechte fanden auf dem Weg an die Selle (9. Oktober), in der Schlacht bei Courtrai (14. Oktober), in der Schlacht bei Mont-D´Origny (15. Oktober),in der Schlacht an der Selle (17. Oktober), in der Schlacht an der Lys und Schelde (20. Oktober),in der Schlacht an der Serre (20. Oktober), in der Schlacht bei Valenciennes (1. November), in der Schlacht an der Sambre (zusammen mit der 2. Schlacht bei Guise) (4. November) und der Schlacht bei Thiérache (4. November) statt. Die Kämpfe dauerten bis wenige Minuten, bevor der Waffenstillstand am 11. November 1918 um 11.00 Uhr in Kraft trat, an. Einer der letzten Soldaten, die in diesem Krieg starben war der kanadische Soldat George Lawrence Price, der zwei Minuten vor dem Waffenstillstand fiel.[9]

Nachweise

  1. C.E.W. Bean, Official Histories – First World War, Volume VI – The Australian Imperial Force in France during the Allied Offensive. Angus and Robertson Ltd, 1942, S.472.
  2. ebd. S. 155.
  3. ebd. S.497
  4. John Frederick Bligh Livesay, Canada's Hundred Days: with the Canadian Corps from Amiens to Mons, Aug. 8—Nov. 11, 1918. Toronto: Thomas Allen, 1919. S. 95
  5. Douglas Orgill, Armoured onslaught: 8th August 1918. New York: Ballantine Books, 1972. ISBN 034502608X.
  6. Bean, S. 713-714
  7. J. F. B. Livesay, Canada’s Hundred Days. Toronto, Thomas Allen, 1919, S.205 - 206.
  8. Bernard Wasserstein, Barbarism and civilization: a history of Europe in our time. Oxford, Oxford University Press, 2007. S. 93–96. ISBN 9780198730743.
  9. John Hayes Fisher, The last soldiers to die in World War I, BBC News, 29. Oktober 2008.

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