Jehan as-Sadat

Jehan as-Sadat
Jehan Sadat spricht im Dean Lesher Regional Center for the Arts in Walnut Creek, Kalifornien am 11. April 2006

Jehan as-Sadat (arabisch ‏جيهان السادات‎ Dschihan as-Sadat, DMG Ǧīhān as-Sādāt), geboren als Jehan Safwat Raouf, (* 29. August 1933 in Kairo) ist die Witwe von Anwar as-Sadat. Sie war von 1970 bis zu Sadats Ermordung 1981 die First Lady Ägyptens.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Jahre

Jehan Safwat Raouf (Arabisch:‏جيهان صفوت رؤوف‎) wurde als drittes Kind und erstes Mädchen von Safwat Raouf, einem ägyptischer Chirurgen, und der englischen Musiklehrerin Gladys Cotterill, Tochter von Charles Henry Cotterill, einem Polizisten aus Sheffield, geboren. Die Familie gehörte der unteren Mittelklasse an. Auf Wunsch ihres Vaters wurde sie muslimisch erzogen, besuchte aber eine christlich geleitete Höhere Schule für Mädchen in Kairo.

Schon als Teenager war sie fasziniert von Anwar Sadat, der ein Nationalheld war, und verfolgte die Berichterstattung in den Medien über seine Heldentaten, seine Tapferkeit und Treue, und seine Entschlossenheit sich gegen die britische Besetzung Ägyptens zu wehren. Sie hörte viele Geschichten über ihn von ihrer Cousine, deren Ehemann sein Mitstreiter im Widerstand und später im Gefängnis gewesen war.

An ihrem 15. Geburtstag traf sie erstmals ihren zukünftigen Ehemann Anwar Sadat, kurz nachdem dieser aus dem Gefängnis entlassen worden war[1], wo er zweieinhalb Jahre für seine Widerstandaktivitäten gegen König Farouk inhaftiert gewesen war.

Jehan und Sadat heirateten am 29. Mai 1949, trotz Verzögerung und Einwänden von Seiten ihrer Eltern, die sich zunächst nur schwer damit abfinden konnten, dass ihre Tochter einen arbeitslosen Revolutionär heiraten wollte. Aus der glücklichen Ehe gingen drei Töchter und ein Sohn hervor.

First Lady

Jehan Sadat (im Hintergrund) mit ihrem Ehemann und US-Außenminister Cyrus Vance, 1980

Im Verlauf von 32 Ehejahren war Jehan für ihren politisch aufstrebenden Ehemann, der Präsident von Ägypten werden sollte, eine hilfreiche Partnerin. Später nutzte sie ihre Position als First Lady, um die Lebensbedingungen von Millionen Ägyptern zu verbessern und diente in ihrer Rolle als Vorbild für Frauen weltweit. Sie half das Image der Arabischen Frauen in der Welt zu ändern, indem sie sich ihre eigenen Sehnsüchte durch ehrenamtliche Arbeit und Mitarbeit bei nichtstaatlichen Organisationen für Benachteiligte erfüllte.

Ehrenamtliche Tätigkeit

Jehan spielte eine Schlüsselrolle bei der Reform der ägyptischen Bürgerrechte in den späten 70er Jahren. Oft auch Jehan’s Gesetze genannt, gab es nun erweiterte Statuten, die Frauen eine Vielzahl von neuen Rechten garantierten, einschließlich dem Recht auf Alimente und das Sorgerecht für die Kinder nach einer Scheidung.

Nach einem Besuch bei verwundeten Soldaten an der Front in Sues während des Sechstagekrieges 1967, gründete sie das al Wafa’ Wa Amal - Rehabilitationszentrum, welches behinderten Kriegsveteranen medizinische Versorgung, Wiedereingliederungshilfen und berufliches Training ermöglichte. Das Zentrum wird unterstützt durch Spenden aus aller Welt. Es dient heute sehbehinderten Kindern, hat eine weltweit bekannte Musikband und einen Chor.

Sie spielte eine entscheidende Rolle bei der Gründung der Talla-Gesellschaft, einer Kooperation der Nil Delta Region, welche den Frauen dort hilft, unabhängig zu werden; außerdem bei der Gründung der Ägyptischen Gesellschaft für Krebspatienten, der Ägyptischen Blutbank und der SOS Kinderdörfer in Ägypten.

Sie führte die ägyptischen Delegation bei der Internationale Frauenkonferenz der Vereinten Nationen in Mexiko-Stadt und in Kopenhagen an und gründete die Arabisch-afrikanische Frauenliga. Als Aktivistin war sie Veranstalterin und Teilnehmerin in aller Welt bei zahlreichen Konferenzen, die sich mit Frauenrechten, Kinder- und Jugendschutz und Frieden in Afrika, Asien, Europa, Nord- und Südamerika beschäftigten.

Abschlüsse

  • 1977: Bachelor in arabischer Literatur an der Universität Kairo;
  • 1980: Master, Universität Kairo;
  • 1986: Ph.D., von der Universität Kairo
  • Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie als Lehrerin

Spätere Jahre

Jehan ist leitende Wissenschaftlerin an der University of Maryland, College Park, wo auch der Anwar Sadat Lehrstuhl für Frieden und Entwicklung gestiftet wurde, am Center for International Development and Conflict Management.

Sie veröffentlichte eine Autobiografie Ich bin eine Frau aus Ägypten, außerdem, unter einem Pseudonym, Poesie in Arabischer Sprache. Im März 2009 veröffentlichte sie mit My Hope for Peace ein weiteres Buch.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • Jehan hat zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen für ihre öffentlichen Dienste und humanitäre Bemühungen für Frauen und Kinder erhalten.
  • Sie hat mehr als 20 Ehrendoktorwürden erhalten von Colleges und Universitäten in der ganzen Welt.
  • 1993, erhielt sie den Community of Christ International Peace Award.
  • 1997 hat sie den Theodor-Haecker-Preis für politischen Mut und Aufrichtigkeit der Stadt Esslingen am Neckar erhalten.
  • 2001 gewann sie den Pearl S. Buck Award.

Positionen

Literatur

  • Jehan Sadat: Ich bin eine Frau aus Ägypten, Die Autobiographie einer außergewöhnlichen Frau unserer Zeit, Heyne, 1987, ISBN 3-453-04599-8
  • Jehan Sadat: Meine Hoffnung auf Frieden, Mit einem Vorwort von Helmut Schmidt, Hoffmann und Campe, 2009, ISBN 3-455-50126-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sadat, Jehan. Interview with Diane Rehm. "The Diane Rehm Show." National Public Radio. WAMU, Washington, DC. 30. März 2009

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