Cennini

Cennini

Cennino Cennini (* um 1370 in Colle di Val d’Elsa, Florenz; † um 1440 in Florenz; auch Cennino d'Andrea Cennini) war ein italienischer Maler.

Teil eines Flügelaltars

Berühmt und bis heute bedeutend ist er aber als Verfasser eines Handbuches über die Malerei, dem Libro dell'arte o trattato della peintura. Dieses vermutlich 1390 geschriebene, zunächst durch Abschriften verbreitete Handbuch, war das einflußreichste Lehrbuch über die Malerei des Spätmittelalters. Es ist heute von immenser kulturgeschichtlicher und kunstgeschichtlicher Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Der Fachautor

Auch wenn es etwa aus dem 9. Jahrhundert das Werk Mappae Clavicula gab und aus dem 12. Jahrhundert das Werk des Mönches und Goldschmiedes Theophilus Presbyter De Artibus Diversibus über Malerei, Fensterglasmalerei und die Goldschmiedekunst, so ist Cenninis Werk das erste Buch, in dem ein professioneller Künstler ausführlich die Geheimnisse des Handwerks der Malerei preisgab.

Cennini stand in der Tradition, die auf Giotto di Bondone im späten 13. Jahrhundert zurückgeht. Giotto, der von vielen Kunsthistorikern als Begründer der Malerei der Renaissance in Italien betrachtet wird, hatte von seinem Meister Cimabue alle handwerklichen Fähigkeiten gelernt, die dieser von griechischen Ikonenmalern gelernt hatte, sie aber erweitert um damals radikale Ideen über die Mischung von Farben und das Geschichtenerzählen mit Bildern. Gaddo Gaddi, der eng mit Giotto zusammengearbeitet hatte, lehrte seinen Sohn Taddeo Gaddi die Kunst, der sie wiederum an seinen Sohn Agnolo Gaddi weitergab, in dessen Werkstatt Cennini 12 Jahre lernte und arbeitete.[1]

Die Lebensbeschreibung von Cenninis Lehrmeister Agnolo Gaddi, des Autors Giorgio Vasari, ist auch die wichtigste, aber knappe Quelle über Cenninis Leben (neben seinem eigenen Buch). Danach erhielt er den ersten Malunterricht von seinem Vater, später war er Mitglied der Werkstatt von Gaddi, wo er die Technik des Malens von grotteschi erlernte.

Eine Handschrift des Werkes wurde im frühen 18. Jahrhundert in der Bibliothek des Vatikans entdeckt, 1821 in Italien gedruckt, 1844 von Marry Merrifield ins Englische übersetzt, 1858 in Französische, und 1871 von Albert Ilg ins Deutsche. Das Buch erschien auf Deutsch in Wien 1871. [2] Die im Vatikan aufgefundene Handschrift war im Postscriptum mit dem Datum 31. Juli 1437 versehen und enthielt dort die Bemerkung "ex Stincarum, ecc", eine latinisierte Bezeichnung des Gefängnisses von Florenz. Das Gefängnis Le Stinche in Florenz wurde zwischen 1297 und 1304 errichtet. Mit einem „Stinker“, wie Victoria Finlay in Das Geheimnis der Farben erklärt, hat die Sache aber nicht begonnen. Der Name leitet sich ab von einem Schloss in der Toskana zwischen Florenz und Siena, das „Castello delle Stinche“, das sich einst im Besitz der Familie Cavalcanti befand. Die Cavalcanti waren Anhänger der Ghibellinen, jener Partei, die sich gegen „das Vaterland“ erhob – und verlor. Im August 1304 wurde das Castello delle Stinche von Ruggeri di Dovadola, Condottiere der Florentiner, belagert, nach 20 Tagen gaben die Einwohner auf und wurden als Gefangene nach Florenz überstellt. In den neuen Kerker auf einer Insel im Arno, genannt „la Ghibellina“, der bald nach seinen ersten „Gästen“ Stinche genannt wurde. Vom Castello delle Stinche, 1452 weiter oder neuerlich zerstört, weiß man heute nicht einmal mehr exakt, wo es sich be-fand, ob in Stinche di Sopra oder Stinche di Sotto. Aus den nach der Zerstörung des Schlosses übriggebliebenen Baumaterialien sind Häuser errichtet worden. [3] Diese Strafarbeit eines des Schreibens kundigen Gefangenen veranlasste Kunsthistoriker zunächst zu glauben, Cennini selbst sei dort im Gefängnis gesessen und habe dort wie Marco Polo die Zeit für das Verfassen des Werkes genutzt. [4]

Neben grundsätzlichen Ausführungen zur Malerei beinhaltet das Buch eine Fülle handwerklicher Beschreibungen, Rezepte für die Herstellung von Farben, Angaben über Rohstoffe, so z.B. dass die Meister des 13. und 14. Jahrhunderts für zu bemaldende Holztafeln Feigenholz für gut geeignet befanden, die Grundierung von Leinwänden, grundlegende Techniken, etwa wie man mit Hilfe von durchsichtig gemachten nämlich dünngeschabten und mit Leinöl getränktem Ziegenpergament eine Meisterzeichnung kopiert, Zinn zu vergolden um alte Gemälde aufzufrischen, aus Käse oder Kalk Leime herzustellen, wie man grüne Farbe mit Hilfe von Weinessig aufbessert.

Dieser Schatz an Kenntnissen und Techniken erschloss erst wieder das vergessene Handwerk der Malerei dieser Zeit. Neben einer Bibel der Kunsthistoriker und der Restauratoren ist das Buch aber auch zur Bibel der Kunstfälscher geworden. So greift der bekannte Kunstfälscher Eric Hebborn in seinem Buch The Art Forger's Handbook auf viele Rezepte Cenninis zurück. [5]

Der Maler

Urkundlich taucht er 1388 erstmals auf als Maler von Fresken über das Leben des Heiligen Stefan in der Kirche San Lucchese bei Poggibonsi. Er hat offenbar längere Zeit in Padua zugebracht, wo er mit Donna Ricca aus Cittadella verheiratet war. Sicher aufgehalten hat er sich dort 1398 im Stadtviertel San Pietro.

Literatur

  • Victoria Finlay: Das Geheimnis der Farben, Eine Kulturgeschichte. Berlin 2005, hier 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-548-60496-1, Seiten 20–23, 437, 438
  • Marion Elias: Indisciplinabile. Wien 2008
  • Cennino Cennini: Il libro dell'Arte. Commentato da Franco Brunello. Vicenza 1971.
  • Latifah Troncelli: Cennino Cennini and Leon Battista Alberti: two parallel realities in the Italien Quattrocento. 2001.
  • Das Buch von der Kunst oder Traktat der Malerei des Cennino Cennini da Colle di Valdelsa, übersetzt, mit Einleitung, Noten und Register versehen von Albert Ilg, Wien 1871 (= Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, 1)

neuere Ausgabe:

  • Cennino Cennini übersetzt von Albert Ilg: Das Buch von der Kunst oder Tractat der Malerei des Cennino Chennini da Colle di Valdesa (1871), Osnabrück 1970, Otto Zeller Verlag

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Victoria Finlay: Das Geheimnis der Farben. Eine Kulturgeschichte. Seite 20
  2. Victoria Finlay: Das Geheimnis der Farben. Eine Kulturgeschichte. Seite 438
  3. Marion Elias: Indisciplinabile. Seite 10f
  4. Victoria Finlay: Das Geheimnis der Farben. Eine Kulturgeschichte. Seite 20
  5. Victoria Finlay: Das Geheimnis der Farben. Eine Kulturgeschichte. Seite 23

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