Josef Bohle

Josef Bohle

Josef Bohle (* 11. Juli 1882 in Geseke; † 12. April 1959) war ein deutscher Unternehmer, Gründer der Bohle-Gruppe und der Erfinder des Silberschnitt-Glasschneiders.

Inhaltsverzeichnis

Weg zur Selbstständigkeit

Er wurde am 11. Juli 1882 als Sohn des Postschaffners Kaspar Bohle und seiner Frau Klara in Geseke, Kreis Lippstadt, geboren. Noch als 13-Jähriger begann er seine Lehre als Schlosser. Am Ende der dreijährigen Lehrzeit (1896-1899) und nach einigen Wochen Gesellenzeit bei seinem Lehrherren Franz Rohde nahm er verschiedene Stellen in Münster und Benrath an und kam schließlich nach Ohligs (heute Solingen-Ohligs. Von 1901 bis 1905 arbeitete Josef Bohle dort - mit kurzer Unterbrechung 1903 beim Alexanderwerk in Remscheid - in der Maschinenfabrik Fleck. Dort lernte er seine spätere Gattin kennen, die er 1903 heiratete. Von 1905 bis 1910 war Josef Bohle als Schlossermeister bei der Firma Robert Herder in Ohligs beschäftigt, bevor er nach Stellen in Köln Ehrenfeld und Geseke wieder in Ohligs sesshaft wurde; ab dem 11. September 1911 arbeitete er als Vorarbeiter bei der Firma Kronprinz. 1908 wurde der Sohn August Bohle geboren.

Unternehmensgründung

Am 10. Dezember 1923 schließlich machte sich Josef Bohle mit einem kleinen Unternehmen selbstständig, in dem er Glasschneiderädchen herstellte. Die ersten Kunden waren Messerfabrikanten, die Taschenmesser herstellten. In diesen Messern befanden sich neben Klingen und Korkenziehern auch ein Glasschneiderädchen. 1925 zog das junge Unternehmen dann in eine größere, nun 15 m² große Werkstatt um, 1928 erfolgte eine weitere Vergrößerung. 1930 wurde dann an der Grenzstraße 13 ein eigener Betrieb errichtet, dem der Bau des Wohnhauses folgte. Sohn August Bohle trat in die Fußstapfen seines Vaters und begann nach seiner Schlosserlehre 1925 im väterlichen Betrieb.

Beginn der Serienfertigung kompletter Glasschneider

1933 begann man schließlich mit der Fertigung kompletter Glasschneider, die unter der Marke IBOR (Josef Bohle Ohligs Rheinland) verkauft wurden. 1936 trug Josef Bohle dann die Marke SILBERSCHNITT ein, unter der bis heute Glasschneider in alle Welt vertrieben werden. Der Glasschneider BO 100.0 den Josef Bohle entwicklelte, wird bis heute im Haaner Werk der Bohle AG hergestellt und jährlich millionenfach in alle Welt verkauft. Der Name SILBERSCHNITT entstand in Anlehnung an die silbrig glänzende Fissur, die ein Qualitätsschnitt im Glas hinterlässt. 1952 führte Josef Bohle die Marke DIAMANTOR ein. Während SILBERSCHNITT immer ein 6-Rädchen-Glasschneider war, der im Wesentlichen in Europa seine Absatzmärkte gewann, ist der DIAMANTOR ein 1-Rädchen-Glasschneider mit typischer angelsächsischer und amerikanischer Griffgestaltung und der damit verbundenen Werkzeughaltung.

Technischer Fortschritt

Mit der Entwicklung des Werkstoffes Hartmetall beginnt Josef Bohle 1952 mit der Fertigung von Hartmetall-Schneidrädchen. Aufgrund der hohen Härte des Rohmaterials war das Herstellungsverfahren entsprechend aufwändig und addierte sich mit den hohen Kosten des Rohmaterials zu einem teuren Schneidrädchen. Trotzdem wurde das Hartmetall-Schneidrad aufgrund seiner enormen Produktivitätssteigerung ein Erfolgsprodukt im maschinellen Glaszuschnitt. Bis heute werden Hartmetall-Schneidrädchen von Bohle unter dem Namen SILBERSCHNITT vermarktet.

Ausweitung der Produktpalette

Ebenfalls in der 1950er Jahren wurde begonnen, neben Glasschneidern auch Saugheber herzustellen, die zum Transport und zur Handhabung größerer Glasscheiben entwickelt wurden. Diese Produktserie wurde zunehmend ausgebaut und entwickelte sich zu einem zweiten Standbein für das Unternehmen Bohle. Bis heute werden Produkte rund um das Thema Vakuumtechnik unter der damals eingetragenen Marke VERIBOR hergestellt und vertrieben.

Am 12. April 1959 starb Josef Bohle 76-jährig. Mit Norbert Bohle (1957), Ulrich Bohle (1968) sowie Lothar Bohle (1970) trat die dritte Generation in das Unternehmen ein, das seit 1969 seinen Hauptsitz in Haan hat. Heute sind Ulrich und Norbert Bohle im Aufsichtsrat der Bohle AG. Das Unternehmen ist nach wie vor im Familienbesitz.


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