Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft

Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft
CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH i.L.
CMA-Logo
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1970
Auflösung 5. März 2009
Auflösungsgrund Gesellschafterbeschluss
Sitz Bonn
Leitung Friedrich Wolf, Liquidator
Mitarbeiter 21 (2010)
Branche Agrarmarketing
Website cma.de

Die CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH (CMA) war eine deutsche Agrarmarketing-Organisation. Sie machte Werbung für Agrarprodukte und informierte über die Erzeugung und Verwendung von Lebensmitteln. Sie beabsichtigte damit ein Bewusstsein für den Wert dieser Produkte zu schaffen und zu fördern.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmen

Die CMA wurde 1970 gegründet und hatte ihren Sitz in Bonn-Bad Godesberg. Sie war privatrechtlich als GmbH organisiert. Die Gesellschafter waren 41 Spitzenverbände der deutschen Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie, darunter

Die CMA hatte etwa 150 Mitarbeiter und dreizehn Auslandsbüros.

Am 5. März 2009 wurde, als Folge des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zum Absatzfonds vom 3. Februar 2009[1], in einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung die Liquidation der CMA beschlossen (§ 60 Abs. 1 Nr. 2 GmbHG), da die Finanzierung durch nun wegfallende Zwangsabgaben gefährdet war. Für den Abschluss des Liquidationsverfahrens wird zu Beginn des Geschäftsjahrs 2012 ausgegangen.[2]

Finanzierung

Finanziert wurde die CMA zu 90% durch den am 26. Juni 1969 als eine Anstalt des öffentlichen Rechts gegründeten Absatzfonds. Dieser erhob von Betrieben der Land- und Ernährungswirtschaft die CMA-Beiträge, die sich im Durchschnitt auf 0,4 Prozent des Warenwertes beliefen. Außerdem flossen in den Haushalt der CMA Einnahmen aus EU-Fördergeldern. Auch wurden aus der Kooperationen mit Dritten, zum Beispiel Fortbildungsveranstaltungen oder Messeauftritte Einnahmen generiert. Die CMA sollte angeblich über Rücklagen in erheblicher Höhe verfügen, Bundestagsabgeordnete gaben sie 2005 mit 400 Millionen Euro an.[3]

Nach Klagen von Beitragszahlern, die einen fehlenden Gegenwert für ihre Beiträge bemängelten, beschäftigte sich das Bundesverfassungsgericht mit der Zwangsabgabe an den Absatzfonds. Der Aufsichtsrat des Absatzfonds beschloss daraufhin am 27. September 2006, die Ausgaben drastisch zu senken.[4] Die CMA musste ihr Budget um 50 Prozent auf 50 Millionen Euro senken. Dadurch wurden mehrere Kampagnen in Frage gestellt, u.a. die Fortführung des Sponsorings der ARD-Sportschau zum Ende der Saison 2006/07.

Am 3. Februar 2009 erklärte das Bundesverfassungsgericht die Zwangsbeiträge zur Finanzierung des Absatzfonds und seiner beiden Durchführungsgesellschaften, der CMA sowie der ZMP, für verfassungswidrig.[5][6] Laut Medienberichten gibt es bei der Liquidation der CMA erhebliche Probleme. Alleine in Rostock sollen in einem Lagerhaus 2500 Euro-Paletten mit Werbematerial lagern, das bis 31. Dezember 2009 geräumt sein musste.[7]

Aufgaben und Ziele

Die CMA sollte durch Gemeinschaftsmarketing landwirtschaftliche Erzeugnisse aus deutscher Produktion fördern. So versuchte sie nach eigenen Angaben den Verkauf von Fleisch, Milch, Geflügel, Eiern, Obst und Gemüse zu fördern und hatte das Ziel, die Position der deutschen Agrarwirtschaft im In- und Ausland zu stärken.

Zur Verfolgung dieser Ziele kooperierte die CMA beispielsweise mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, erstellte Informationsmaterialien für Verbraucher und Multiplikatoren wie Lehrer, Journalisten und Ernährungsberater, beteiligte sich an Messen und Veranstaltungen und unterstützte regionale Initiativen der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft.

Die CMA engagierte sich seit 1972 im Bereich der Qualitätsprüfung und -kontrolle. Zudem erhielten Produkte der Agrarwirtschaft das CMA-Gütesiegel. Dies hieß früher „Markenqualität aus deutschen Landen“, wurde jedoch geändert in „geprüfte Markenqualität“ aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs, nach dem nicht mehr mit der staatlich-regionalen Herkunft von Agrarprodukten geworben werden durfte. Auch Bezeichnungen wie „Gutes aus Deutschland“ wurden durch den EuGH verboten, sofern diese Werbung mit staatlichen Mitteln finanziert wurde.

Die CMA beteiligte sich am QS-Prüfzeichen, das 2001 als Siegel der Lebensmittelwirtschaft eingeführt wurde; die Erzeugungskontrolle nimmt die QS Qualität und Sicherheit GmbH vor, ein Zusammenschluss von Lebensmittelwirtschaftsverbänden und -unternehmen. Gesellschafter sind neben drei weiteren u. a. der Deutsche Bauernverband (DBV) und der Deutsche Raiffeisenverband (DRV).

Ebenso gehörte die CMA zu den Gründungsgesellschaftern der ebenfalls in der Qualitätssicherung aktiven Unternehmen Orgainvent (Fleischetikettierung) und Agrizert (Qualitätsmanagement: Schulung, Zertifizierung).

Kritik

Die Werbemaßnahmen der CMA wurden immer wieder von Teilen der Branche als unwirksam und misslungen kritisiert.[3][8] [9]

Die Auszeichnung von konventioneller Qualität mit einem besonderen Siegel, dem QS-Prüfzeichen, wurde von Kritikern wie Foodwatch als Irreführung der Verbraucher über die tatsächliche Qualität kritisiert.

Seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs von 2002 (EuGH, Rechtssache C-325/00) durfte die CMA auch nicht mehr speziell für deutsche Produkte werben, da sie als quasi staatliche Stelle nicht die Produkte anderer europäischer Hersteller benachteiligen dürfe.[10] Der Werbe-Slogan Markenqualität aus deutschen Landen durfte danach nicht mehr verwendet werden. Das Ziel der Förderung der deutschen Agrarwirtschaft wurde damit beeinträchtigt. Dies war letztlich auch der Grund für Liquidation der CMA; da aufgrund der Verfassungswidrigkeit der Finanzierung der CMA offensichtlich die freiwillige Bereitschaft der seitherigen Zwangsbeitragszahler fehlte, der CMA Geld zu überweisen.

Zudem wurde der CMA besonders von Veganern und Vegetariern vorgeworfen, dass viele der von ihr beworbenen Produkte mit der Ausbeutung von Tieren in Verbindung stehen.[11]

Das Bundesverfassungsgericht entschied in seinem Urteil vom 3. Februar 2009, dass die Abgabe an den Absatzfonds der Land- und Ernährungswirtschaft nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist (Az. 2 BvL 54/062).[5] [6] Die Klage wurde vom Landwirt Georg Heitlinger initiiert.[9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg09-010.html
  2. Jahresabschluss 2010 der CMA GmbH i. L., Lagebericht Kapitel VII. Liquidationsvorschau, via unternehmensregister.de.
  3. a b Hanna Gersmann, Steffen Grimberg: Und ewig lockt das Fleisch. In: die tageszeitung. 21. Januar 2005, abgerufen am 17. September 2009.
  4. Dr. Michael Lohse: CMA und ZMP sind unverzichtbar - Absatzfonds - besonnene Reaktion gefragt. Deutscher Bauernverband, 10. Oktober 2006, abgerufen am 17. September 2009.
  5. a b Bundesverfassungsgericht - Pressestelle - Pressemitteilung Nr. 10/2009: Abgabe an den Absatzfonds der Land- und Ernährungswirtschaft mit dem Grundgesetz nicht vereinbar. Abgerufen am 3. Februar 2009.
  6. a b Bundesverfassungsgericht: Abgabe an den Absatzfonds der Land- und Ernährungswirtschaft mit dem Grundgesetz nicht vereinbar - Urteilsvolltext Az. 2 BvL 54/06. Abgerufen am 4. Februar 2009.
  7. Schuster, Jochen: Reste vom Bauern. In: Focus Online. 8. März 2009, abgerufen am 10. März 2010.
  8. Burkhard Riering: Agrar-Marketingfirma verliert Hälfte ihres Budgets. In: Die Welt Online. 9. Oktober 2006, abgerufen am 17. September 2009.
  9. a b Susanne Amann: Bauer Heitlinger bekämpft das System. In: Spiegel Online. 3. Februar 2009, abgerufen am 2009.
  10. Urteil des EuGH zum Freien Warenverkehr - Maßnahmen gleicher Wirkung - Güte- und Herkunftszeichen, 5. November 2002
  11. berlinvegan zu Milchkampagnen der CMA besucht am 15. Mai 2010

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