Jugoslovenski-Aerotransport-Flug 367

Jugoslovenski-Aerotransport-Flug 367

Der Flug JU 367 der Maschine vom Typ Douglas DC-9 der jugoslawischen Luftfahrtgesellschaft JAT am 26. Januar 1972 von Stockholm über Kopenhagen nach Zagreb und Belgrad endete bis auf die Stewardess Vesna Vulović für alle Insassen tödlich. Das Flugzeug stürzte über dem Dorf Srbská Kamenice in der Tschechoslowakei nahe der Grenze zur DDR ab. Der Unfallhergang und die offizielle Darstellung der tschechoslowakischen Behörden, kroatische Terroristen hätten eine Bombe explodieren lassen, werden heute von einigen Luftfahrtexperten angezweifelt.

Vesna Vulović steht für das Überleben des angeblichen Absturzes aus 10.050 Metern Höhe im Guinness-Buch der Rekorde.

Inhaltsverzeichnis

Hergang

Die Kommunikation mit der Flug JAT367

Die tschechoslowakische Staatssicherheit StB, die federführend für die Absturzuntersuchung war, behauptete nach monatelangen Ermittlungen, dass es an Bord der DC-9 ca. 40 Minuten nach dem Start in Kopenhagen eine Explosion gegeben habe. Im offiziellen Abschlussbericht der zivilen tschechoslowakischen Untersuchungskommission ist die Rede von einer Bombe, die im vorderen Gepäckraum des Flugzeugs explodiert sei und die die auf der Reiseflughöhe von 10.050 Metern fliegende Maschine „innerhalb von 3 bis 20 Sekunden“ nach der Explosion zerrissen habe.

Erklärt wurde das Überleben der Stewardess Vesna Vulović in bisherigen Medienberichten damit, dass sich Vesna zum Zeitpunkt der Detonation im Heck der Maschine befunden habe. Das infolge der Explosion abgerissene Heckteil sei in einer spiralförmigen Flugbahn aus etwa 10 Kilometern Richtung Erdboden gefallen und dort auf einen schneebedeckten Hang gestürzt und so abgebremst worden. Nach eigenen Aussagen saß die junge Stewardess jedoch in der Mitte der nur mit wenigen Passagieren besetzten Maschine – in der Reihe hinter dem letzten Fluggast, so wie es die Vorschriften der Fluggesellschaft JAT vorsahen.

Die jugoslawische Behörden beschuldigten kroatische Extremisten, den Absturz der Maschine mit einer an Bord geschmuggelten Bombe herbeigeführt zu haben. Als Beleg für eine Verwicklung von kroatischen Terroristen diente lediglich ein Bekenneranruf bei der Malmöer Zeitung Kvällsposten.

In Akten des FBI ist von einer extremistischen kroatischen, in den USA operierenden Gruppierung Namens Otpor die Rede, die nach Einschätzung der Behörde mit dem Anschlag auf den Flug JU 367 in Verbindung steht.[1]

Zweifel

Nach einem Bericht des ARD-Hörfunks in Prag, den das Internetportal tagesschau.de am 8. Januar 2009 veröffentlichte[2], handelt es sich bei diesem Hergang um eine Erfindung tschechoslowakischen Staatssicherheit in Zusammenarbeit mit dem jugoslawischen Geheimdienst. ARD-Korrespondent Peter Hornung-Andersen[3] und der ARD-Luftfahrtjournalist Tim van Beveren wollen nachgewiesen haben, dass das Flugzeug in nur wenigen hundert Metern Höhe zerbrach, abgeschossen durch die tschechoslowakische Luftwaffe. Tim van Beveren zufolge war der Sinkflug ein Notabstieg, und das Flugzeug wurde von der tschechoslowakischen Luftwaffe abgeschossen, weil es dabei über „sensibles“ militärisches Gebiet geriet. [4]

Ein Sprecher des Guinness-Buch der Rekorde hatte am 9. Januar 2009 zu den neuen Erkenntnissen Stellung genommen und einen möglichen „Schwindel", dem Guinness-Buch der Rekorde erlegen ist, eingestanden. [5]

Eine endgültige Aussage über den Grund des Flugzeugabsturzes wird nicht gemacht. Es sei „wahrscheinlich, dass die Maschine von der Luftwaffe abgeschossen worden“ sei. Das jedoch sei der Recherche zufolge eine „begründete Annahme“. Die Aussagen beruhen weitgehend auf Augenzeugenberichten gegenüber der tschechoslowakischen Staatssicherheit, die Teil der damaligen Untersuchungakte sind und die heute im tschechischen Archiv der Sicherheitsdienste lagern.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Anmerkung Verbindung kroatischer Extremisten in den Akten des FBI
  2. Vom Himmel gefallen - das Wunder der Vesna Vulović, Meldung auf tagesschau.de, 8. Januar 2009 (nicht mehr online verfügbar)
  3. Interview des tschechischen Rundfunks mit Peter Hornung-Andersen, 9. Januar 2009
  4. Anmerkung: Das Dorf Srbska Kamenice liegt an der Grenze zur damaligen DDR und der damaligen Tschechoslowakei innerhalb des Ostblocks. Den Abschuss führt die Recherche auf mögliche Überschneidung der Flugrouten von Erich Honecker und des polnischen Ersten Sekretärs der PVAP Edward Gierek. Nach Hornung betrug die Flughöhe der JAT-Maschine zuletzt lediglich höchstens 900 Meter.
  5. Janusz Biene: Geheimdienst erfand Bombenattentat. In: die tageszeitung, 9. Januar 2009

Weblinks

 Commons: Jugoslovenski-Aerotransport-Flug 367 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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