Cephalotaceae

Cephalotaceae
Zwergkrug
Zwergkrug (Cephalotus follicularis)

Zwergkrug (Cephalotus follicularis)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Sauerkleeartige (Oxalidales)
Familie: Zwergkruggewächse
Gattung: Zwergkrug
Art: Zwergkrug
Wissenschaftlicher Name der Familie
Cephalotaceae
Neger
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Cephalotus
Labill.
Wissenschaftlicher Name der Art
Cephalotus follicularis
Labill.

Der Zwergkrug (Cephalotus follicularis), selten auch Westaustralische Kannenpflanze genannt, ist die einzige Pflanzenart der Familie der Zwergkruggewächse (Cephalotaceae) innerhalb der Ordnung der Sauerkleeartigen (Oxalidales). Er ist eine fleischfressende Pflanze.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Habitus

Es handelt sich beim Zwergkrug um eine immergrüne, ausdauernde, krautige, in bodenständigen Rosetten wachsende fleischfressende Pflanze, die eine Wuchshöhe von bis zu 10 cm erreicht.

Das Rhizom ist dick, knotig, mit zahlreichen Schuppenblättern bedeckt und verzweigt sich stark. An seinen Ausläufern bildet es neue Rosetten, so dass mit zunehmendem Alter große Horste entstehen. Aus dem Rhizom bilden sich zahlreiche faserige Nebenwurzeln, junge Pflanzen haben noch eine Pfahlwurzel, die jedoch bald abstirbt.

Normale Laubblätter
Blütenstand eines Zwergkrugs

Blätter

Der Zwergkrug bildet im saisonalen Wechsel zwei Arten von Blättern aus: einfache flächige Laubblätter sowie stark modifizierte Fallenblätter, gelegentlich finden sich auch Zwischenformen mit nur halb ausgebildeten Fallen, deren vorderer Teil fehlt. Sie wachsen wechselständig, gestielt und sind mit einzelligen feinen Härchen sowie zahlreichen ungestielten Nektardrüsen besetzt. Nebenblätter fehlen.

Die flächigen Blätter sind spatel- bis umgekehrt-eiförmig, spitz zulaufend und bis zu 15 Zentimeter lang, rund die Hälfte der Länge macht der Blattstiel aus. Sie sind dick und ledrig, die Ränder bewimpert, die Oberfläche ist glatt und glänzend.

Fallenblätter

Die Fallenblätter sind eiförmige, flüssigkeitsgefüllte und oben offene Gleitfallen, die in einem Winkel von 45° auf dem Untergrund aufliegen oder bei moosigen Untergründen in ihn eingesenkt sind. Der Blattstiel ist zylindrisch und mit der Rückseite des oberen Fallenrandes verwachsen.

Vier stark behaarte Leisten an der Außenseite der Fallen erleichtern es kriechenden Tieren, die Fallenöffnung zu erreichen. Die Außenhaut ist vollständig besetzt mit Drüsen, die Flüssigkeit (vermutlich Nektar) ausscheiden.

Ein Deckel über der Öffnung, eigentlich noch ein Auswuchs des Blattstiels, schützt das Innere vor Regen, der die Kannenflüssigkeit überlaufen lassen und tote Beutetiere herauswaschen könnte. Er ist gebogen, eingekerbt und am Rand bewimpert, eine Mittelrippe fehlt, die Innenseite ist mit kurzen, abwärtsweisenden Haaren besetzt. Der Deckel ist wechselnd in weiß-durchscheinende und dunkelrote, chlorophylllose Abschnitte gegliedert. Die durchscheinenden Partien wirken fensterähnlich, gefangene Fluginsekten versuchen hierdurch zu entkommen, nur um anschließend wieder in die Kannen zurück zu stürzen.

Der nach innen überhängend verdickte Fallenrand ist umlaufend besetzt mit großen, nach innen weisenden, krallenartigen Zähnen, die zum Deckelansatz hin immer kleiner werden, zwischen diesen sitzen Nektardrüsen. Unmittelbar daran anschließend beginnt ein Bereich kurzer, abwärts gerichteter Papillen, die das Zurückklettern erschweren, die restliche Innenwand des Kessels ist glatt, sodass Beute in die Falle rutscht und nicht mehr aus ihr herausklettern kann.

Das obere Drittel beziehungsweise die obere Hälfte des Fallenblatts ist fein drüsenbesetzt, im unteren Teil der Falle gibt es zwei nierenförmige, rot gefärbte Flecken, die dicht mit größeren Drüsen besetzt sind. Diese Drüsen bilden höchstwahrscheinlich die Flüssigkeit in der Kanne sowie die Verdauungsenzyme und nehmen auch die Nährstoffe aus der Beute auf.

Es können große und kleine Fallen unterschieden werden, große Fallen sind 3 bis 5 cm groß, kleine nur etwa 1 cm.

Blüten, Frucht und Samen

Der einzeln stehende Blütenstängel erscheint zum australischen Sommeranfang (Blütezeit: Januar - Februar) und ist bis zu 60 cm lang, an seinem Ende steht eine Rispe. Jede der Nebenachsen trägt bis zu vier oder fünf weiße, aufrechte, sechszählige Blüten mit bis zu 7 mm Durchmesser. Kronblätter (Petalen) fehlen und die sechs Fruchtblätter sind nicht verwachsen. Wenn die Blüten befruchtet sind, senken sie sich, die kolbenförmigen Früchte enthalten nur einen Samen mit einer Größe von 0,8 mm Länge und 0,4 mm Durchmesser, der nur keimt, wenn er in der Frucht verbleibt.

Cytologie und Inhaltsstoffe

Die Chromosomenzahl beträgt 2n=20. Tanninzellen sind ebenso vorhanden wie Myricetin, Quercetin, Ellagsäure und Gallussäure, Iridoide fehlen jedoch.

Fallenblatt

Ökologie

Bestäubt werden die Blüten durch kleine Insekten, genauere Angaben liegen nicht vor. Gelegentlich vorkommende Buschbrände überstehen die Pflanzen unterirdisch, indem sie aus dem Rhizom erneut austreiben, die Samen sind jedoch keine Feuerkeimer.

Karnivorie

Nachdem der Krug ausgebildet wurde, hebt sich der Deckel vom Peristom und der Krug ist fangbereit, Verdauungsflüssigkeit befindet sich bereits im Krug. Die Beutetiere werden mittels Nektarabscheidungen an der Unterseite des Krugdeckels sowie zwischen den Rillen des Krugrandes angelockt, stürzen hinein und ertrinken. Die Flüssigkeit enthält Enzyme, die die Nährstoffe aufschließen, darunter Esterase, Phosphatase und Protease. In der Mehrzahl der Fälle werden Ameisen gefangen.

Fallen als Biotope

Wie bei allen anderen fleischfressenden Pflanzenarten mit Gleitfallen ist die Fallenflüssigkeit zugleich ein Biotop für andere Lebewesen. Eine Studie zählte 1985 166 verschiedene Arten, darunter 82% Protozoen, 4% Wenigborster und Nematoden, 4% Gliederfüßer (Ruderfußkrebse, Zweiflügler, Milben), 2% Rädertierchen, 1% Bärtierchen und 7% andere (Bakterien, Pilze, Algen). Insbesondere Bakterien und Pilze scheiden ebenfalls Verdauungsenzyme aus und unterstützen so den Verdauungsprozess der Pflanze. Besonders auffällig ist, dass die Fallen die "Kinderstube" zweier Zweiflügler-Arten sind, neben den Larven einer Dasyhelea-Art leben auch die Larven der Stelzenfliege Badisis ambulans in den Kannen. [1]

Verbreitung und Gefährdung

Zwergkrug in situ

Die Pflanze ist endemisch im australischen Südwesten, in den Küstengebieten nordöstlich von Albany in einer Zone von rund 400 Kilometern zwischen Augusta und Cape Riche. Innerhalb seines Areals ist er häufig, zu finden ist er vorzugsweise in Torfmoospolstern auf durchgängig feuchten, jedoch gut drainierten, sauren Torfböden über Granit, in Sickerwasserbereichen, entlang von Flußufern oder unter sogenannten „Grass Tussocks“, horstartig wachsenden Gräsern.

Der Zwergkrug wird aufgrund seines beschränkten Verbreitungsgebietes von der IUCN als „Gefährdet“ (Vulnerable) eingestuft [2], eine aktuelle Gefährdung liegt jedoch nicht vor. Da Teile seines Verbreitungsgebietes geschützt sind und die Pflanzen innerhalb ihres Verbreitungsgebietes häufig sind, wurden sie vom CITES-Anhang II gestrichen.

Systematik

Sowohl die Gattung wie die Familie Zwergkruggewächse (Cephalotaceae) enthalten nur die eine Art, sind also monotypisch bzw. monogenerisch. Die nächsten Verwandten sind die Brunellia sowie die Cunoniaceae.

Der Zwergkrug ist, neben Brocchinia reducta, die einzige fleischfressende Pflanze, die nicht entweder zu den Ordnungen der Lippenblütlerartigen, der Nelkenartigen oder der Heidekrautartigen gehört, ist also nicht einmal indirekt mit anderen karnivoren Pflanzenarten verwandt.

Botanische Geschichte

Der Zwergkrug wurde 1791 während einer Expedition von dem Botaniker Archibald Menzies entdeckt und 1806 durch Jacques Julien Houtton de La Billardière erstbeschrieben.

Aufgrund des Blütenaufbaus verwendete La Billardière den griechischen Begriff „kefalotus“ für den Gattungsnamen. Follicularis stammt von „follicus“, bedeutet „Säckchen“ und verweist auf die Krüge. Der Zwergkrug wird im Englischen als „Albany Pitcher Plant“ oder als „Western Australian Pitcher Plant“ bezeichnet.

Verwendung

Für den Menschen ist der Zwergkrug weitgehend bedeutungslos, nur unter Liebhabern fleischfressender Pflanzen ist er beliebt und wird weltweit kultiviert. Seine Haltung gilt jedoch als nicht ganz einfach [3].

Nachweise

  • John G. Conran: Cephalotaceae. In: Klaus Kubitzki (Hrsg.): The Families and Genera of Vascular Plants - Volume VI - Flowering Plants - Dicotyledons - Celastrales, Oxalidales, Rosales, Cornales, Ericales, 2004, S. 65-69
  • Francis E. Lloyd: Carnivorous Plants, 1942, Waltham Mass., (Neudruck 1976, New York, S. 81-89, ISBN 0-486-23321-9)
  • Wilhelm Barthlott, Stefan Porembski, Rüdiger Seine, Inge Theisen: Karnivoren, Stuttgart, 2004, ISBN 3-8001-4144-2
  • Allen Lowrie: Carnivorous Plants of Australia - Volume III, 1998, S. 128-131, ISBN 1-875560-59-9

Einzelnachweise

Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Nachweise angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:

  1. D. Yeates: Immature stages of the apterous fly Badisis ambulans McAlpine (Diptera: Micropezidae). In: Journal of Natural History, 26:2, , 1992, S. 417—424
  2. Cephalotus follicularis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2007. Eingestellt von: Conran, J.G., Lowrie, A. & Leach, G., 2000. Abgerufen am 11. Mai 2008
  3. Siehe z.B. Peter D'Amato: The Savage Garden - Cultivating Carnivorous Plants, 1998 oder Jean-J. Labat, Fleischfressende Pflanzen - Auswählen und Pflegen, Stuttgart, 2003

Weblinks


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