KZ-Außenlager Wiener Neudorf

KZ-Außenlager Wiener Neudorf

Das KZ-Außenlager Wiener Neudorf, umgangssprachlich auch KZ Wiener Neudorf genannt, war während des Zweiten Weltkrieges eines der Außenlager des nationalsozialistischen KZ Mauthausen in Wiener Neudorf. Es gehörte ab 1943 zum Betrieb der Flugmotorenwerke Ostmark in Guntramsdorf und anderen Produktionsstätten, in denen die Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Es wurde am 2. August 1943 eröffnet und war eines von über 50 Außenlagern des KZ Mauthausen, in dem bis in den April 1945 Häftlinge zu Tode geschunden wurden. Die Gefangenen stammten aus Polen, Russland, Deutschland und Österreich. Das KZ wurde an der Stelle eines von fünf vorhandenen „Arbeitslager“ des Werks errichtet. Es umfasste 22 Baracken, zwei weitere als Krankenbaracken, sechs Waschräume, WC-Baracken, eine Lagerschreibstube, Küche, Werkstätte und Unterkünfte der Wachmannschaften. Es wurde im Mai 1944 bei einem Fliegerangriff weitgehend zerstört und an einen zweiten Standort im Gemeindegebiet neu errichtet.

Am 2. April 1945 wurde es wegen der herannahenden sowjetischen Truppen von der SS mit einem Todesmarsch zum 180 km entfernten KZ Mauthausen, bei dem zwischen 184 oder 243 Personen ermordet wurden, geräumt. Am 5. Mai 1945 wurden die Überlebenden des Todesmarsches im Hauptlager Mauthausen von amerikanischen Truppen befreit.

Zum Höchststand der Häftlingszahlen waren im September 1944 3.170 Gefangene inhaftiert. Nur von etwas mehr als 200 Morden in Zusammenhang mit dem KZ-Außenlager liegen schriftliche Nachweise vor. Die Totenzahl wird auf das Doppelte geschätzt.

Nachkriegszeit

Die Firmen Daimler-Benz und Steyr-Daimler-Puch haben noch direkt nach Kriegsende einen Großteil der Maschinen aus der Neudorfer Fabrik nach Kirchbichl in Tirol verlagert. Ein kleiner Teil der Maschinen wurde als Reparation demontiert.

Die wichtigsten Gerichtsverfahren wegen der im Außenlager Guntramsdorf/Wiener Neudorf verübten Verbrechen fanden 1946 vor einem amerikanischen Militärgericht im Rahmen der Dachauer Prozesse auf dem Gelände des ehemaligen KZ Dachau statt. Außerdem gab es später einen weiteren Prozess in Warschau, wo der Neudorfer Lagerarzt Rolf Busch-Waldeck als Zeuge bzw. Gutachter auftrat. Von den Haupttätern vor Ort wurden zum Tode verurteilt und in Landsberg hingerichtet: ein SS-Hauptsturmführer Schmutzler, Hauptmann Stier und die SS-Blockführer Thunke und Höllriegel. Der SS-Blockführer Karl Lehnert wurde in Polen zum Tode verurteilt und hingerichtet. Vor dem Landgericht Duisburg wurde 1993 ein Prozess gegen zwei Personen des Lagerpersonals geführt, denen unter anderem die Erschießung von Häftlingen auf dem Todesmarsch nach Mauthausen vorgeworfen wurde. Einer der Angeklagten wurde zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Reinhard Engel, Joana Radzyner: Sklavenarbeit unterm Hakenkreuz. Die verdrängte Geschichte der Österreichischen Industrie. Deuticke, Wien u. a. 1999, ISBN 3-216-30456-6.
  • Bertrand Perz: Die Errichtung eines Konzentrationslagers in Wiener Neudorf. Zum Zusammenhang von Rüstungsexpansion und Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen. In: Jahrbuch des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes 1988, ISSN 1012-4535, S. 88–116.

Film

  • Walter König, Charlotte Dörre: „Waldecks Medikamentenkiste" AT, 2005, 45 Min.

Einzelnachweise

  1. Urteilszusammenfassung bei Justiz und NS-Verbrechen.

Weblinks

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