Kabinett Boc II

Kabinett Boc II
Emil Boc

Das Kabinett Boc II ist die nach den Präsidentschaftswahlen 2009 gebildete Regierung von Rumänien. Der Ministerpräsident Emil Boc und sein Kabinett wurden am 23. Dezember 2009 im rumänischen Parlament mit 276 von 471 Stimmen gewählt und besitzen ein Mandat bis November 2012.

Die Regierung löste das Kabinett Boc I ab, das zunächst nach den Parlamentswahlen 2008 zunächst von den Parteien Partidul Democrat Liberal (PD-L, Demokratisch-Liberale Partei) und Partidul Social Democrat (Sozialdemokratische Partei) getragen wurde. Anfang Oktober 2009 zerbrach diese Koalition; Emil Boc führte die Regierung zunächst nur mit Politikern seiner PD-L weiter, wurde jedoch am 13. Oktober 2009 durch ein Misstrauensvotum des Parlaments gestürzt. Nach den Präsidentschaftswahlen, bei denen Amtsinhaber Traian Băsescu äußerst knapp gegen seinen sozialdemokratischen Herausforderer Mircea Geoană gewann, beauftragte Băsescu Emil Boc erneut mit der Regierungsbildung.

Regierungsparteien des Kabinetts Boc II sind die PD-L und die Uniunea Democrată Maghiară din România (UDMR Demokratische Union der Ungarn in Rumänien), die Partei der ungarischen Minderheit. Die PD-L stellt in der Regierung acht, die UDMR vier Mitglieder; hinzu kommen fünf Unabhängige.

PD-L und UDMR verfügten zum Zeitpunkt ihres Amtsantrittes zusammen nur über 198 der 471 Abgeordneten des rumänischen Parlaments. Sie wurden vermutlich von den 18 Angehörigen der kleineren nationalen Minderheiten und von den meisten der Fraktionslosen (ehemalige Mitglieder der PSD und der Nationalliberalen Partei (PNL) unterstützt. Zudem müssen mindestens 40 Angehörige der Oppositionsparteien (PSD und PNL) für die neue Regierung gestimmt haben.

Am 15. Juni 2010 scheiterte ein Misstrauensantrag der Sozialdemokratischen Partei, das von der Nationalliberalen Partei unterstützt wurde, knapp; es fehlten acht Stimmen zum Sturz der Regierung. Zehn Mitglieder der PD-L unterstützten das Misstrauensvotum.[1]

Nach Umsetzung von unpopulären Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen sowie im Zuge interner Machtkämpfe in der PD-L sah sich Emil Boc am 3. September 2010 gezwungen, sechs Minister auszutauschen.[2] Am 27. September 2010 trat Innenminister Vasile Blaga zurück, da zahlreiche seinem Ministerium unterstellte Polizisten an einer illegalen Protestaktion teilgenommen hatten.[3]

Am 27. Oktober 2010 verfehlten die Sozialdemokratische Partei und die Nationalliberale Partei erneut die erforderliche Stimmenzahl für einen Sturz der Regierung; statt der hierfür erforderlichen 236 erreichte der Antrag nur 219 Stimmen.[4] In der Folge verband die Regierung mehrere wichtige Gesetze mit der Vertrauensfrage und setzte sie damit durch.

Am 20. April 2011 reichte Arbeitsminister Ioan Botiș seinen Rücktritt ein, nachdem Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung von EU-Fördergeldern bekannt geworden waren.[5]

Gesundheitsminister Attila Cseke zog sich im August 2011 aus der Regierung zurück, weil sein Ressort in einem Nachtragshaushalt seiner Meinung nach nicht ausreichend berücksichtigt worden war.[6]

Am 20. September 2011 beschloss das rumänische Parlament die Einrichtung eines neuen Ministeriums für Europäische Angelegenheiten. Ziel ist die bessere Abrufung der zur Verfügung stehenden EU-Fördermittel. Minister wurde Leonard Orban.[7]

Kabinettsmitglieder

  • Premierminister: Emil Boc (PD-L)
  • Vizepremier: Béla Markó (UDMR)
  • Äußeres: Teodor Baconschi (zunächst unabh., seit 28. September 2010 PD-L)
  • Finanzen: Sebastian Vlădescu (unabh., bis 3. September 2010), Gheorghe Ialomițianu (PD-L, seit 3. September 2010)
  • Wirtschaft und Handel: Adriean Videanu (PD-L, bis 3. September 2010), Ion Ariton (PD-L, seit 3. September 2010)
  • Justiz: Cătălin Predoiu (unabh.)
  • Inneres und Verwaltung: Vasile Blaga (PD-L, bis 27. September 2010), Traian Igaș (PD-L, seit 27. September 2010)
  • Nationale Verteidigung: Gabriel Oprea (unabh.)
  • Transport und Infrastruktur: Radu Berceanu (PD-L, bis 3. September 2010), Anca Boagiu (PD-L, seit 3. September 2010)
  • Landwirtschaft und ländliche Entwicklung: Mihail Dumitru (unabh., bis 3. September 2010), Valeriu Tabără (PD-L, seit 3. September 2010)
  • Gesundheit: Attila Cseke (UDMR, bis 18. August 2011), László Ritli (UDMR, seit 18. August 2011)
  • Kultur, Religion und Nationalerbe: Hunor Kelemen (UDMR)
  • Kommunikation und Informationsgesellschaft: Gabriel Sandu (PD-L, bis 3. September 2010), Valerian Vreme (PD-L, seit 3. September 2010)
  • Bildung, Forschung und Jugend: Daniel Funeriu (PD-L)
  • Arbeit, Familie und soziale Fürsorge: Mihai Șeitan (PD-L, bis 3. September 2010), Ioan Botiș (PD-L, 3. September 2010 bis 20. April 2011), Nicolae Ivășchescu (PD-L, kommissarisch, 20. bis 21. April 2011), Emil Boc (PD-L, kommissarisch, 21. April bis 3. Juni 2011), Sebastian Lăzăroiu (unabh., 3. Juni bis 19. September 2011), Sulfina Barbu (PD-L, seit 19. September 2011)
  • Umwelt: László Borbély (UDMR)
  • Tourismus und Regionalentwicklung: Elena Udrea (PD-L)
  • Europäische Angelegenheiten: Leonard Orban (unabh., seit 20. September 2011)

Einzelnachweise

  1. punkto.ro vom 15. Juni 2010, abgerufen am 21. Juni 2010
  2. punkto.ro vom 2. September 2010, abgerufen am 3. September 2010
  3. punkto.ro vom 27. September 2010, abgerufen am 28. September 2010
  4. punkto.ro vom 27. Oktober 2010, abgerufen am 27. Oktober 2010
  5. punkto.ro vom 20. April 2011, abgerufen am 20. April 2011
  6. punkto.ro vom 6. August 2011, abgerufen am 19. August 2011
  7. punkto.ro vom 20. September 2011, abgerufen am 21. September 2011

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