Kapuzinerkirche St. Elisabeth (Aschaffenburg)

Kapuzinerkirche St. Elisabeth (Aschaffenburg)
Kapuzinerkirche St. Elisabeth 2011
Kapuzinerkirche St. Elisabeth 1909
Kapuzinerkirche St. Elisabeth 1975
Kapuzinerkirche Antoniusaltar

Die Kapuzinerkirche und Kloster St. Elisabeth war von 1626 bis 2010 Niederlassung und Konvent des Kapuzinerordens in Aschaffenburg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Als Kurfürst Erzbischof Johann Schweikhard von Kronberg der Erbauer des neuen Schlosses Johannisburg vor fast 400 Jahren die Kapuziner nach Aschaffenburg berief „um dem religiösen und sittlichen Leben neue Impulse zu geben“ schenkte er ihnen das Gelände „Auf dem Schutz“ am Schlossgarten.[1] Dort wurde 1626 der Grundstein für ein Kloster gelegt und ein Jahr später eine Kirche gebaut. Nach der Schlacht bei Hanau, Napoleon besiegte am 30./31. Oktober 1813 ein österreichisch-bayerisches Heer bei Hanau (Befreiungskriege 1813-1815), wurde das Kloster Militärlazarett. Durch unvorsichtige Krankenwärter, die mit offenem Licht handierten, brach in der Nacht vom 7./8. November 1813 ein Feuer aus und zerstörte Kloster und Kirche. Die Verwundeten konnten alle gerettet werden, die Bibliothek mit über 4000 Bänden wurde ein Raub der Flammen. Durch niederreißen der benachbarten Häuser konnte ein übergreifen des Feuers (Stadtbrand) verhindert werden. 1814 wurde das Kloster und die Kirche wieder aufgebaut, die Weihe konnte aber erst 1847 stattfinden, war es im Krieg von 1866 wieder Lazarett.

Nach den Plänen des Architekten Geheimer Hofrat Friedrich Ritter von Thiersch wurde 1908/09 eine neue Kirche errichtet. Unter Einbezug der alten Kirche (das Nord-Süd-Langhaus ist Chorraum) verläuft das neue Langhaus in ost-westliche Richtung. Im ehemaligen Chor wurde die Sakristei eingerichtet darüber der sogenannte Bruderchor (Zugang zur Kirche über die Klausur), gegenüber das Beichtzimmer und darüber eine Besucherempore (über die Klosterpforte erreichbar). Beiderseits des Langhauses sind je vier niedere gewölbte Kapellen eingerichtet. Die Kirche hatte folgende Maße: Länge, einschließlich Chorraum 42 m. Breite, einschließlich der Seitenkapellen, 20 m und die Höhe 12 m. Der Baustil der neuen Kirche; neuromanisch, teils neobarock, zum Teil ausgemalt. Über dem alten Eingang an der Nordseite Figur der Hl. Elisabeth, einem Bettler den Trunk reichend in einem Gehäuse aus grünem Sandstein, geschaffen um 1627 von Zacharias Junker d. Ä., Bildhauer aus Miltenberg.[2]

Der Hochaltar, nach Vorbildern frühromanischer Kunst in Südfrankreich, wurde von Thiersch geplant, von Bildhauer Jakob Hoffmann, München gestaltet und von Steinmetz Steiger in grauem Naturstein gefertigt. An der Altarrückwand stehen in Flachrelief vier Engel mit den Leidenswerkzeugen Christi, darüber in einer von Kassetten umgebenen Nische eine Holzplasik, Hl. Elisabeth von Professor Josef Knabl aus München übernommen aus der alten Kirche. In kleinen Giebelhäuschen, links die Hl. Veronica Giuliani, rechts die Hl. Klara von Assisi, steinerne Sitzfiguren. Der silberne Tabernakel mit Aufbau, „schlanke, halbkreisgestellte Säulchen, die über einem Architrav ein durchbrochenes Kugelgewölbe tragen“ wurde von dem Würzburger Silberschmied Josef Amberg gefertigt.[3]

Am Triumphbogen stehen zwei Seitenaltäre, der Aufbau, kannelierte Säulen „mit je einer nach vorne ausladenden Muschel gekrönt“ wurden von dem Aschaffenburger Kunstschreiner Max Häuser angefertigt. Das Altarblatt links, das sogenannte „Schnitzelbaumer Altarbild“ 1854/55 noch für den Vorgängerbau geschaffen von dem Münchener Historienmaler Ludwig Schnitzelbaumer, zeigt den Hl. Franz von Assisi, rechts und links, die Sel. Kreszentia von Kaufbeuren und der Hl. Ludwig von Frankreich, Begleitfiguren des Bildhauers Wilhelm Heider. Das Altarblatt rechts, zeigt den Hl. Antonius von Padua und als Begleitfiguren den Hl. Fidelis von Sigmaringen und den Hl. Laurentius von Brindisi.[4]

In den Seitenkapellen: Zwei der Altäre, die Verehrung des Hl. Herzens Jesu, und der Antlitz Christi Altar mit der Hl. Veronika dessen Altarblatt schuf Adalbert Hock, die Holzaufbauten stammen von Jakob Voit, München. Zwei weiter Altäre, der Hl. Monika dargestellt mit ihrem Sohn (Hl. Augustinus und der H. Barbara, ebenfalls von Adalbert Hock, die Holzaufnauten schuf Max Häuser. Für den Hl. Grab-Altar stiftete Emilie Brentano eine Pieta. Die Kanzel entstand in der Kunstschreinerei von Max Häuser. Der Triumphbogen war bemalt, in der Mitte Christi Geburt „Die Anbetung des göttlichen Kindes“, schwebende Engel geleiten Franziskaner-Heilige zur Krippe. Das Gemälde stammte von Leonhard Thoma aus München.[5]

Beim Luftangriff am 21. November 1944 wurde die Kirche schwer beschädigt, der Eingangsbereich wurde zerstört, das Dach weggerissen. Am 3. Januar 1845 wurde das Kloster von Bomben getroffen, zwei Patres kamen uns Leben.[6]

Wiederaufbau nach 1945

Kapuzinerkirche Engelstor
Kapuzinerkirche Seitenkapelle „Sonnengesang“

Nach dem Kriege begann der Wiederaufbau, das Tonnengewölbe wurde durc heine schlichte Holzdecke ersetzt. Die Altäre in den Kapellen wurden nicht wieder aufgestellt und durch Beichtstühle ersetzt. Über dem Eingang wird ein großes Rundfenster eingesetzt. Zum Aufgang zur Orgelempore schuf der Künstler Karl Jung aus Donauwörth das Engelstor, dargestellt sind musizierende Engel und die hl. Cäcilia, die Patronin der Kirchenmusik. Jung, schuf auch den Kreuzweg, der umstritten, erst abgelehnt und als „unreligiös“ empfunden,[7] wurde über den Seitenkapellen angebracht. Bei der umfangreichen Dachsanierung wurde zusätzlich ein Dachreiter aufgesetzt. In ihm läutet eine bei der Glockengießerei Rudolf Perner in Passau gegossene Glocke - St. Elisabeth mit der Umschrift „Elisabeth du Gute, hör uns aus Himmelshöh'n“[8]

1975 erfolgte die nachkonziliare Umgestaltung des Chors, der Boden wurde angehoben, der Aschaffenburger Künstler und Bildhauer Hermann Kröckel und der Kunstgießer Jorg Grundhöfer schufen Altartisch, Triumphkreuz, Ambo und Priestersitz in Aluminiumguss. Der Kreuzweg, dessen künstlerischen Wert inzwischen erkannt wurden auf Augenhöhe zwischen den Beichtstühlen neu angeordnet. Die Heiligenfiguren an den Seitenaltären wurden abgenommen und in der Nische rechts vom Antoniusaltar aufgestellt. Die Pieta vom Hl.Grabaltar erhielt einen Platz links neben dem Franziskusaltars. An ihrer Stelle wurde die Kreuzigungsgruppe im Stil des Mainzer Barock, die bisher ungeschützt neben dem Klostereingang stand in die Kirche hereingeholt. Die Orgelempore erhielt eine neue Brüstung, ebenfalls ein Werk der Künstlergemeinschaft Kröckel/Grundhöfer.[9]

Zuletzt wurde der Drittordenssaal, in einem Neubau eingerichtet, zu einem Andachtsraum umgestaltet und mit dem „Sonnengesang“ des Hl. Franziskus ausgemalt. Der Künstler, Erich Horndasch aus Stammham (am Inn).

Am 18. April 2010 haben die Kapuziner Aschaffenburg verlassen, sie mussten das Kloster wegen Nachwuchsmangel aufgeben. Die Diözese Würzburg hat Kirche und Kloster übernommen und an die „Fraternità Francescana di Betania“ zur Betreuung der Italienischen Gemeinde COMUNITÀ CATTOLICA ITALIANA UNTERMAIN überlassen.

Kapuzinerkirche Orgelempore

Orgel

1977 von der Orgelbaufirma Stumpf begonnen, von August Laukhoff aus Weikersheim übernommen und vom Orgelbau Vleugels aus Hardheim vollendet, wurde die Orgel am 16. Juni 1978 vom Provinzial P. Kosmas Wührer aus München eingeweiht. Roland Büchner spielte die Orgel mit folgender Disposition:

I Rückpositiv C–g3
1. Holzgedackt 8′
2. Nachthorn 4′
3. Principal 2′
4. Octävlein 1′
5. Zimbel III 2/3
6. Krummmhorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
7. Quintatön 16′
8. Principal 8′
9. Gemshorn 8′
10. Octave 4′
11. Koppelflöte 4′
12. Superoctave 2′
13. Mixtur VI 11/3
14. Cornett V
15. Trompete 8′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
16. Rohrflöte 8′
17. Spitzgambe 8′
18. Schwebung 8′
19. Principal 4′
20. Kleingedeckt 4′
21. Quinte 22/3
22. Spillpfeife 2′
23. Terz 13/5
24. None 8/9
25. Scharf IV 1′
26. Basson/Houtbois 16′
27. Vox humana 8′
28. Chlairon 4′
Tremulant
Pedal C–f1
29. offener Subbaß 16′
30. Octavbaß 8′
31. Gedecktbaß 8′
32. Großsesquialter II
33. Choralbaß 4′ + 2′
34. Pedalmixtur V 2′
35. Posaune 16′
36. Trompete 8′
37. Schalmei 4′

Schleifladen, mechanische Spiel und elektrische Registertraktur, 5 Normalkoppeln 3 freie Kombinationen, Schwelltritt, Spieltisch am Rückpositiv angebaut.[10] Der Orgelprospekt an der Emporenrückwand besteht aus sieben unterschiedlich hohen Feldern mit Metallpfeifen, ein weiterer dreiteiliger Orgelprospekt in der Mitte des Emporengeländers angeordnet wurde von der Künstlergemeinschaft Kröckel/Grundhöfer geschaffen. Das Orgelgehäuse wurde um das 1976 nach dem Entwurf der Aschaffenburger Künstler Helmut Albert und Willibald Blum in der Glaserei Schurk geschaffene Rundfenster (3 m Durchmesser) „Brennender Dornbusch“ gebaut.[11]

Einzelnachweise

  1. Die Schenkungsurkunde vom 5. Mai 1620 befindet sich im Archiv des Kapuzinerklosters St. Joseph, München
  2. Felix Mader Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern Unterfranken XIX Stadt Aschaffenburg, München 1918
  3. Briefwechsel im Klosterarchiv
  4. Alois Grimm: Aschaffenburger Häuserbuch. Band V: …Treibgasse und Agathaplatz, … bearbeitet von Monika Ebert und Ernst Holleber. Geschichts- und Kunstverein e.V., Aschaffenburg 2001, ISBN 3-87965-084-5.
  5. Klosterarchiv
  6. Alois Stadtmüller - Aschaffenburg im Zweiten Weltkrieg - Bombenangriffe, Belagerung, Übergabe Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg i.K. Paul Pattloch Verlag Aschaffenburg 1970
  7. Main-Echo Nr.30 vom 6. Februar 1976
  8. Main-Echo vom 21. Dezember 1957
  9. Main-Echo Nr. 226 vom 1. Oktober 1983
  10. Hermann Fischer: Orgeln der Region Bayerischer Untermain. Geschichts- und Kunstverein e.V., Aschaffenburg 2004, ISBN 3-87965-099-3.
  11. Maria Lapinski - Kirche und Kloster der Kapuziner in Aschaffenburg siehe Literatur

Literatur

  • Maria Lapinski - Kirche und Kloster der Kapuziner in Aschaffenburg Würzburger Diözesan - Geschichtsblätter 61. Band Bistum Würzburg 1999 ISSN: 0342-3093

Weblinks

 Commons: Kapuzinerkirche St. Elisabeth Aschaffenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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