Kastorbrunnen

Kastorbrunnen
Der Kastorbrunnen mit der Inschrift
Der Kastorbrunnen vor der Basilika St. Kastor
Kastorbrunnen um 1830

Der Kastorbrunnen auf dem Vorplatz der Basilika St. Kastor in Koblenz ist ein kurioses Zeugnis der Napoleonischen Kriege.

Seit 2002 ist der Kastorbrunnen Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Präfekt des französischen Départements de Rhin-et-Moselle Jean Marie Thérèse Doazan bescherte Koblenz ein einzigartiges Denkmal. Im Jahr 1812 ließ er vor der Kastorkirche einen klassizistischen Brunnen aus Basaltquadern errichten, dessen (zudem orthographisch falsche) französische Inschrift an den erfolgreichen Russlandfeldzug Napoleons erinnern sollte und folgende, etwas voreilige, Inschrift eingemeißelt bekommen hatte:

«An MDCCCXII/ Mémorable par la campagne contre les Russes/ Sous le préfectura de Jules Doazan.»
(dt.: Im Jahre 1812/ Denkmal für den Feldzug gegen die Russen/ Unter dem Präfekturat von Jules Doazan.)

Napoleons Russlandfeldzug endete mit einer furchtbaren Niederlage. Im Sechsten Koalitionskrieg überquerte in der Neujahrsnacht auf das Jahr 1814 das vorwiegend russische Armeekorps unter General Saint-Priest, das den rechten Flügel von Blüchers Schlesischer Armee bildete, den Rhein auf der Breite von Neuwied bis zur Lahnmündung mit Schwerpunkt Koblenz. Die Franzosen hatten die Stadt kurz zuvor geräumt und überließen sie kampflos den Russen. Ihr Befehlshaber bewies jedoch Humor und ließ weder Doazans Brunnen noch die erste Inschrift entfernen, sondern eine zweite daruntersetzen. Sie lautet:

«Vu et approuvé par nous commandant/ russe de la ville de Coblentz/ le 1er janvier 1814.»
(dt.: Gesehen und genehmigt durch uns, russischer Kommandant der Stadt Koblenz, am 1. Januar 1814.)

Bau

Der Kastorbrunnen ist ein großer Viereckblock aus Niedermendiger Basaltquadern und stand ursprünglich in der Mitte des Platzes. Er wurde nach Plänen des Militär-Ingenieurs Dagobert Chauchet von dem Aachener Bildhauer Rauch geschaffen und besitzt einen hohen, gekehlten Sockel sowie eine weit vorspringende, ebenfalls gekehlte Abschlussplatte. Es sind zwei vorgehängte halbkreisförmige Brunnenschalen aus Marmor angebracht. Der Brunnen wurde mit Quellwasser der Wasserleitung aus Metternich gespeist, der damit das Kastorviertel seit dem 15. August 1812 (dem Geburtstag des Kaisers) mit sauberem Trinkwasser versorgte. Er trug eine Figurengruppe aus Kalkstein mit den Personifikationen von Rhein und Mosel. Wegen starker Verwitterung wurde diese schon kurz nach 1817 entfernt. Eine Kopie befindet sich heute im Garten des Kurfürstlichen Schlosses. In den 1950er-Jahren wurde der Brunnen, den die Franzosen in die Achse der Kastorgasse und damit in die Blickachse zur Kastorkirche gesetzt hatten, um einige Meter nach Norden versetzt, um den Blick auf die Kirche freizumachen.

Literatur

  • Wolfgang Schütz: Koblenzer Köpfe. Personen der Stadtgeschichte. Namensgeber für Straßen und Plätze. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Verlag für Anzeigenblätter GmbH, Mülheim-Kärlich 2005.
  • Energieversorgung Mittelrhein GmbH (Hrsg.): Geschichte der Stadt Koblenz. Gesamtredaktion: Ingrid Bátori in Verbindung mit Dieter Kerber und Hans Josef Schmidt
    • Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit. Theiss, Stuttgart 1992. ISBN 3-8062-0876-X
    • Bd. 2: Von der französischen Stadt bis zur Gegenwart. Theiss, Stuttgart 1993. ISBN 3-8062-1036-5
  • Fritz Michel: Die Kunstdenkmäler der Stadt Koblenz. Die profanen Denkmäler und die Vororte, München Berlin 1954, S. 176-180 (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz Erster Band).
  • Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz Band 3.2. Stadt Koblenz. Innenstadt, bearbeitet von Herbert Dellwing und Reinhard Kallenbach, Speyer 2004, S. 152. ISBN 3-88462-198-X

Weblinks

 Commons: Kastorbrunnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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