Kloster Hegne

Kloster Hegne
Kloster Hegne
Hegne.jpg
Kloster Hegne am Bodensee
Orden Barmherzige Schwestern
vom heiligen Kreuz
Gründungsjahr 1892
Patrozinium St. Konrad (Kirche)
Website http://www.kloster-hegne.de
Lage
Land Deutschland
Region Baden-Württemberg
Ort Allensbach am Bodensee
Geografische Lage 47° 43′ N, 9° 6′ O47.7084722222229.1020277777778Koordinaten: 47° 42′ 30″ N, 9° 6′ 7″ O
Kloster Hegne (Baden-Württemberg)
Kloster Hegne
Kloster Hegne
Lage in Baden-Württemberg

Das Kloster Hegne der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz liegt beim Dorf Hegne, einem Ortsteil der Gemeinde Allensbach am Bodensee im Landkreis Konstanz in Baden-Württemberg. Es besteht aus einem Gebäudekomplex, dessen baulicher Kern das historische Schloss Hegne bildet. Neben dem Kloster beherbergt dieser Gebäudekomplex auch verschiedene schulische und karitative Einrichtungen. Das Kloster ist zugleich Sitz der Ordensprovinz Baden-Württemberg dieser Schweizer Kongregation.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Auf- und Ausbaujahre

Im Jahr 1892 erwarben die Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz das aus dem 16. Jahrhundert stammende Schloss Hegne und richteten darin ein Kloster ein; bereits 1895 wurde es auch Sitz der Ordensprovinz Baden-Hohenzollern (heute Ordensprovinz Baden-Württemberg) dieser Kongregation.

Um den wachsenden Raumbedarf der zahlenmäßig stark anwachsenden Klostergemeinschaft gerecht zu werden, waren rasch zahlreiche Bauvorhaben notwendig:

  • 1893: Eine zum Schloss Hegne gehörende Baracke wurde zu einem Pfarrhaus umgebaut;
  • 1894: Das ebenfalls zum Schloss gehörende Gasthaus „Hirschen“ wurde zu einem „Pensions- und Pfründnerhaus“ umgestalten;
  • 1888: Nach den Plänen des aus Schwyz stammenden Architekten Clemens Steiner wurden direkt an das Schloss Hegne das Provinzhaus des Ordens und die dem Heiligen Konrad geweihte Klosterkirche angebaut und 1899 eingeweiht;
  • 1902: Das „Pensions- und Pfründnerhaus“ wurde zu einem Schwesternkrankenhaus, „St. Elisabeth“ genannt, erweitert. In unmittelbarer Nähe wurde ein neues Gasthaus „Hirschen“ errichtet und verpachtet (heute „Haus Franziskus“);
  • 1907: Anlässlich des Fests des heiligen Josef wurde am 19. März der Nord-Südtrakt des Klostergebäudes, der „Josefbau“, eingeweiht;
  • 1913: Der Bau eines neuen Schwesternkrankenhauses, „Maria Hilf“, wurde in Angriff genommen und trotz des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs zum Fest Maria Empfängnis am 8. Dezember 1914 eröffnet.

Vom wachsenden Kloster Hegne ausgehend, gründeten die Ordensschwestern in der Ordensprovinz Baden-Hohenzollern zahlreiche Niederlassungen, meistens Privatpflegestationen, Kinderschulen, Arbeitsschulen und Näh- und Flickschulen. Auch in zahlreichen Krankenhäusern kamen die Schwestern zum Einsatz.

Erster Weltkrieg und Weimarer Republik

Bereits im September 1914 nahmen die Ordensschwestern die ersten 50 Kriegsverwundeten in den Räumen des Provinzhauses auf. Im Januar 1915 wandelte man ein Stockwerk des neuen Hauses „Maria Hilf“ in ein Kriegslazarett um. Insgesamt 250 Schwestern dienten im Ersten Weltkrieg in Lazaretten.

Zudem fanden im Haus „St. Elisabeth“ von 1915 bis 1918 145 Pfleglinge der „Schwachsinnigenanstalt Sennheim“ (Oberelsass) mit ihren Pflegerinnen Aufnahme, nachdem ihr Heim im Krieg zerstört worden war. Nach Kriegsende 1918 diente das nun leere Haus „St. Elisabeth“ noch mehrere Jahre als Erholungsheim für Kinder, die durch den Krieg gesundheitlich gelitten hatten.

Trotz des Kriegs und der von materieller Not geprägten Nachkriegsjahre, wuchs das Kloster Hegne und die von dort geleitete Ordensprovinz Baden-Hohenzollern weiter an. 1920 zählte die Provinz mit 1027 Professschwestern, 46 Novizinnen und 192 Kandidatinnen mehr als dreimal so viele Schwestern wie zum Zeitpunkt der Gründung 1895.

Neben der Eröffnung bzw. Übernahme weiterer sozialer Stationen in der ganzen Ordensprovinz, wurde auch das Kloster Hegne weiter ausgebaut. 1925 fand die Eröffnung einer Haushaltsschule mit Internat statt, welches behelfsmäßig im Schloss Hegne untergebracht war. Bereits 1927 konnte die Schule in das eigens dafür errichtete Haus „Marianum“ umziehen. 1929 folgte der Bau eines Gebäudes für Waschküche, Bügelzimmer und Unterkünften für weltliche Angestellte des Klosters.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Die Zeit des Nationalsozialismus erschwerte zunehmend die Arbeit der Ordensschwestern in Erziehungseinrichtungen und Schulen, bis deren Tätigkeit schließlich ganz verboten wurde. Unter strengster Überwachung der NSDAP konnten die Schwestern bald nur noch in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern arbeiten.

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs müssen sich viele Schwestern wieder um Zwangsevakuierte kümmern und in Kriegslazaretten dienen. Im Schloss Hegne, im Provinzhaus, im Haus St. Elisabeth und im Gasthaus „Hirschen“ (heutiges Haus „Franziskus“) fanden während des ganzen Krieges Mütter und Kinder Aufnahme, die aus den Industrieregionen im Nordwesten Deutschlands evakuiert und vom Caritasverband verschickt worden waren.

Das „Marianum“ wurde von den Nationalsozialisten 1941 zur Hälfte als Umsiedlungslager für 200 Auslandsdeutsche beschlagnahmt. Beständig lebten die Schwestern in der Furcht, auch das Kloster könnte für Parteizwecke beschlagnahmt werden. Für diesen Ernstfall hatte der Orden an die Schwestern Zivilkleidung und einen „Notpfennig“ verteilt.

Dass das Kloster Hegne auch den Einmarsch französischer Truppen Ende April 1945 unbeschadet überstand, verdankte es der Generaloberin Mutter M. Diomira Brandenberg. Diese vermittelte einen Schutzbrief, welcher das Kloster Hegne und dessen Einrichtungen als einer Schweizer Ordenskongregation zugehörig unter den Schutz der Schweizer Regierung stellte. Der Schutzbrief traf gerade noch rechtzeitig am 25. April 1945 im Klostern ein, nur einen Tag vor der Besetzung durch die französischen Armee.

Von der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart

Sel. Schwester Ulrika von Hegne

Die ersten Nachkriegsjahre waren von großen materiellen Entbehrungen gekennzeichnet. Auch setzte sich der während des Zweiten Weltkriegs begonnene Rückgang der Zahl der Ordensschwestern weiter fort. Die Neueintritte in das Kloster konnten immer weniger die Sterbefälle ausgleichen. Niederlassungen in der Ordensprovinz mussten auf Grund des Schwesternmangels zunehmend geschlossen werden.

Dies hielt das Kloster Hegne aber nicht davon ab, sich dem Wandel der Zeit anzupassen. Nachdem 1953 in dem beim Kloster gelegenen Dorf Hegne ein Kindergarten eröffnet worden war, erfolgte 1962 bis 1963 ein umfangreicher Umbau der Klosterkirche St. Konrad. Dabei wurde die Chorwand mit einem Mosaik ausgestattet und der Raum mit neuen Fenstern versehen. Von der Ausstattung der ersten Kirche sind heute noch die prächtige Kassettendecke und das Chorgewölbe mit dem Papstwappen zu sehen. Die vorerst letzte Umgestaltung erfuhr die Kirche mit dem Bau der Krypta 1988 bis 1991. Aus dieser Phase stammen ein Kreuz und eine Marienstatue links und rechts des Chorbogens. Wie bereits beim Umbau der Klosterkirche Anfang der sechziger Jahre, lag die künstlerische Gestaltung der Krypta in den Händen von Professor Elmar Hillebrand.

Nachdem am 1. November 1987 die Hegner Schwester Ulrika von Hegne (1882-1913) in Rom von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen worden war, ist das Kloster Hegne zu einem Pilgerort für zahlreiche Menschen geworden, die das sich in der neuen Krypta der Klosterkirche befindende Grab Ulrikas aufsuchen.

Die Schwestern des Klosters Hegne bauten in der Nachkriegszeit auch die Betreuungseinrichtungen auf dem Klosterareal weiter aus. Nachdem 1965 bis 1966 ein neues Haus St. Elisabeth als Tagungs- und Gästehaus errichtet worden war, folgte 1966 bis 1967 ein Erweiterungsbau für die Schule Marianum. Dessen Bildungsangebot wurde in den folgenden Jahrzehnten kontinuierlich ausgebaut und umfasst im Jahr 2011 sieben Bildungseinrichtungen:

  • eine Realschule;
  • ein Sozialwissenschaftliches Gymnasium (SG);
  • eine zweijährige Berufsfachschule für Hauswirtschaft und Ernährung (2BFS);
  • ein Berufskolleg für PraktikantInnen (1BKSP);
  • eine Fachschule für Sozialpädagogik (2BKSP);
  • eine Fachschule für Organisation und Führung (FOF);
  • eine Berufsfachschule zum Erwerb von Zusatzqualifikationen (BFQ-E).

Neben der Schule Marianum wurden auch andere Betreuungseinrichtungen ausgebaut bzw. neu eingerichtet, z.B.:

  • 1991: Umbau des Gasthauses „Hirschen“ zum Haus Franziskus für die Jugendarbeit;
  • 1993: ein neues Haus Ulrika zur Betreuung der wachsenden Pilgerzahl;
  • 1995: die Theodosiusstube zur seelischen Betreuung von Menschen ohne Obdach;
  • 1998 bis 2000: Totalsanierung und bauliche Erweiterung des Schwesternkrankenhauses Maria Hilf. Seitdem dient es als Altenpflegeheim nicht nur für Ordensschwestern, sondern auch für andere pflegebedürftigen Menschen aus der Umgebung.

Literatur

  • Hegner Kulturverein e.V. (Hrsg.): „Hegne – Dorf Schloss Kloster“, Hegau Bibliothek Band 117, Druck: Uhl, Radolfzell 2003, ISBN 3-921413-88-5;
  • Michael Losse/ Ilga Koch: „Schlösser und Burgen am westlichen Bodensee“, Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2004, S.9, ISBN 3-8313-1448-9;
  • Michael Weithmann: „Burgen und Schlösser rund um den Bodensee“, Tyrolia-Verlag, Innsbruck 2008, ISBN 978-3-7022-2922-1.

Weblinks


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