Konradsheim (Erftstadt)

Konradsheim (Erftstadt)
Konradsheim
Stadt Erftstadt
Koordinaten: 50° 49′ N, 6° 46′ O50.81256.7661111111111Koordinaten: 50° 48′ 45″ N, 6° 45′ 58″ O
Eingemeindung: 1969
Karte

Lage von Konradsheim in Erftstadt

Konradsheim ist ein Stadtteil von Erftstadt im Rhein-Erft-Kreis, Nordrhein-Westfalen, der gemeinsam mit dem südlich angrenzenden Lechenich einen Stadtbezirk bildet.[1] Das Zentrum des Ortes bildet die Burg Konradsheim.

Inhaltsverzeichnis

Ortsname

Der Ort ist, wie die übrigen auf "-heim" endenden Orte, eine fränkische Gründung - die Siedlung eines Mannes, der wahrscheinlich Kunrich hieß.

Geschichte

Burg Konradsheim
Konradsheimer Eiche, etwa 650 Jahre alt

Vorgeschichte und römische Zeit

Hinweise auf eine sehr frühe Besiedlung des Raumes Konradsheim konnten im Jahr 1994 durch ausgewertete Funde der Archäologen bestätigt werden. Die Untersuchung der dort gefundenen Keramikreste ehemaliger Gebrauchsgegenstände ließ auf eine Nutzung durch vorgeschichtliche Kulturen schließen, die der Zeit der Bandkeramiker zugeordnet werden konnten. Bei weiteren Artefakten handelte es sich um Fundstücke, die in die späte La-Tène-Zeit datiert wurden. Einige auf römischen Trümmerstellen in der Feldflur von Konradsheim aufgefundene Keramikreste belegten eine Besiedlung auch in der römischen Zeit. [2]

Mittelalter

Bei der ersten schriftlichen Erwähnung in einer Handschrift des Benediktinerklosters Köln-Deutz, die um 1155 entstand, wurde der Ort Konradsheim als „Cunresheim“ in der Pfarre Lechenich genannt. In der Handschrift sind die Pfarreien, die jährlich eine Spende oder Almosen dem Kloster St. Heribert in Deutz überbrachten, aufgelistet. Im Fall Lechenich wurden zusätzlich auch die zur Pfarre gehörigen Orte angeführt. [3]

Um 1250 bestand Konradsheim aus mehreren Einzelhöfen, die in einiger Entfernung voneinander lagen. Fünf dieser Höfe waren um 1293 dem Erzbischof von Köln zu Abgaben verpflichtet.[4]

Im 14. Jahrhundert hatten mehrere Adelsfamilien Besitz in Konradsheim, darunter die Familie von Bornheim/Buschfeld[5] und die des Ritters Hermann Quad.[6] An die Familie Quad erinnert noch heute die Straßenbezeichnung „Qualenberg“, eine Fehldeutung der Flurbezeichnung „Quadenberg“.[7] Im 16. und 17. Jahrhundert war die in Köln ansässige, adlige Familie von Konradsheim im Ort Konradsheim und dessen Umgebung begütert.[8] Den Ertrag der Besitzungen verwandten die Erben für die Stiftung des 1736 wiedereröffneten Kölner Priesterseminars in der Nähe des Domes.[9]

Lebensumstände der Neuzeit

Die Konradsheimer gehörten zur Bürgerschaft der Stadt Lechenich. Dies war die Bezeichnung für die Einwohner, die außerhalb der Stadtmauern in den zur Stadt gehörenden Dörfern wohnten. Im Jahre 1517 wurden diese Dörfer der Bürgerschaft erstmals zusammen mit der Stadt Lechenich genannt. [10]

Von ihrem Besitz zahlten die Konradsheimer wie alle Orte der Bürgerschaft Grundpacht an den Erzbischof und Kurfürsten.[11] Der Zehnt war an das Stift St. Aposteln in Köln abzuführen,[12] und landesherrliche Steuern[13] wurden von den Ortsvorstehern eingesammelt. Die Ortsvorsteher wurden zu den Versammlungen des Lechenicher Stadtrates geladen, wo sie die Interessen ihres jeweiligen Ortes vertraten.[14]

Bei der Belagerung Lechenichs 1642 wurde Konradsheim beim Abzug der Belagerer in Brand gesteckt.[15] In den Kriegen Ludwigs XIV. von Frankreich waren die Bewohner durch Einquartierung und Kontributionen sehr belastet.[16] Bei der Verzeichnung des Grundbesitzes im Jahre 1660 bestand Konradsheim außer der Burg aus siebzehn Häusern. Davon waren dreizehn im Besitz von Bauern, die andern gehörten Adeligen oder der Kirche.[17] Die Adelshöfe, die von Pächtern (sogenannten "Halfen") bewirtschaftet wurden, wurden im Laufe der Zeit an Bürgerliche verkauft.

19.- und 20. Jahrhundert

Burg Konradsheim im 19. Jahrhundert

Nach der Einrichtung neuer Verwaltungsbezirke unter französischer Herrschaft 1798/1800 gehörte Konradsheim zum Kanton Lechenich und zur Mairie Lechenich. 1801 hatte der Ort 79 Einwohner und fünf Kinder unter 12 Jahren. Von den 19 Haushaltsvorständen waren einschließlich des Burghalfen zwölf Landwirte, einer war Hufschmied und sechs verdingten sich als Tagelöhner.[18] Durch den Bau der Straße Neuss-Kerpen-Lechenich 1854 [19] erhielt Konradsheim bessere Verbindung zu anderen Orten. Auch durch den Postbusverkehr, seit den 1920er Jahren Kraftpostbusse, von Köln nach Gymnich über Lechenich und zurück, ist Konradsheim an das überörtliche Verkehrsnetz angebunden.

Heutiges Ortsbild

Burg Konradsheim ist seit 1976 im Besitz der Familie Neisse, die 1967 den Burghof erworben hatte. Unmittelbar neben der Burg liegt ein 18-Loch Golfplatz, durch den Konradsheim bei den Golfern überregional bekannt wurde. Südlich der Burg Konradsheim, im Bereich des heutigen Wirtschaftshofes der Burg, steht eine etwa 650 Jahre alte Stieleiche. Dieses Naturdenkmal hatte 1993 einen Umfang von über sieben Metern. Vermutlich gehörte sie zu den Bäumen, die im 14. Jahrhundert einen Hof umstanden. Sie könnte das einzige überlebende Zeugnis für einen nicht mehr existierenden Hof genannt Vogelsang sein.[20] In Konradsheim haben sich mehrere Gewerbebetriebe niedergelassen, zu denen auch ein dortiger Erdbeerhof gezählt werden kann. In den letzten Jahren sind zwei neue Baugebiete mit insgesamt 40 Häusern entstanden. Konradsheim hatte am 31. Dezember 2010 355 Einwohner.

Literatur

  • Bernhard Schreiber: Archäologische Funde des Erftstädter Raumes. Erftstadt 1999
  • Karl und Hanna Stommel: Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt. Erftstadt 1990-1998
  • Hanna Stommel: Konradsheim Ortsgeschichte. (11.1) in Frank Bartsch, Dieter Hoffümmmer, Hanna Stommel: Denkmäler in Erftstadt. AHAG Lechenich 1998.

Einzelnachweise und Referenzen

  1. Hauptsatzung der Stadt Erftstadt vom 30. April 2008
  2. Bernhard Schreiber: Archäologische Funde und Denkmäler des Erftstädter Raums Seite 144
  3. HAStK Bestand Abtei Deutz RH2 Abschrift des verschollenen Codex
  4. HAStK Best. Auswärtiges 170b, veröffentlicht in K. und H. Stommel: Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band 1 Nr. 178
  5. Bayrische Staatsbibliothek München Cgm 2213 Slg. Redinghoven Bd. 10 Bl. 87
  6. HAStK Bestand Geistliche Abteilung 16 Bl. 54, veröffentlicht in Stommel:Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band 1 Nr. 284
  7. HSTAD Marienforst U Nr. 167
  8. HAEK Bestand Priesterseminar U Nr. 35, U Nr. 39 und U Nr. 42 (alte Signatur), veröffentlicht in Stommel: Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band 3 Nr. 1920 und Nr. 2001
  9. HAEK Bestand Priesterseminar U Nr. 44 (alte Signatur), veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 5 Nr. 2869
  10. HAStK Bestand Domstift U Nr. 3/1978, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 3 Nr. 1559
  11. Archiv Schloss Gracht Akte 51
  12. HAStK Bestand Geistliche Abteilung 38b, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 5 Nr. 2964
  13. HSTAD Kurköln 1904
  14. Archiv Schloss Gracht Akte 53 Bürgermeisterrechnungen
  15. Walram/Sarburg: Die heldenhafte Verteidigung von Burg und Stadt Lechenich 1642. Köln 1643
  16. Archiv Schloss Gracht Akte 52 Bürgermeisterrechnungen
  17. HSTAD Kurköln II 1117 Bl. 257-270,veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 4 Nr. 2574
  18. Karl Stommel: Die französischen Einwohnerlisten aus Erftstadt. Stadt Erftstadt 1989 S. 278-283
  19. Stadtarchiv Erftstadt Protokollbuch der Gemeinde Lechenich Le Nr. 2010
  20. HAStK HUANA Nr. 2/263

Weblinks

 Commons: Konradsheim – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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