Konstanz (1928)

Konstanz (1928)
Konstanz
Die Konstanz im ersten Betriebsjahr

Die Konstanz im ersten Betriebsjahr

p1
Schiffsdaten
Flagge DeutschlandDeutschland Deutschland
andere Schiffsnamen
  • Lukas (1963-2011)
  • Meersburg (1930-1963)
  • Konstanz (1928-1930)
Schiffstyp Doppelendfähre
Heimathafen seit 2010: Konstanz-Staad, Baden-Württemberg
bis 1996: Überlingen-Bahnhof
Eigner * Verein Rettet die Meersburg ex Konstanz e.V. (seit 1996)
Reederei Stadtwerke Konstanz (seit 2011)
Bauwerft Bodan-Werft,
Kressbronn am Bodensee
Baukosten 140.000 RM
Bestellung 1927
Stapellauf 8. Februar 1928
Indienststellung 30. September 1928
Reaktivierung 16. Juli 2011
Außerdienststellung 21. Oktober 1963 (Verkauf)
Verbleib In Fahrt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
32,00 m (Lüa)
Breite über alles: 9,40 m
Aufbau: 9,00 m
Tiefgang max. leer: 1,00 m
beladen: 1,25 m
Verdrängung ca. 140dep1
Maschine
Maschine 2 × MWM-Diesel Typ RD 25 mit je 90 PS
Maschinen-
leistung
2 × 90 PS
Geschwindigkeit max. etwa 17.5 km/h
Propeller Doppelschrauben (auf beiden Seiten)
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 60 tdw
Zugelassene Passagierzahl 200
Fahrzeugkapazität 15 (je PKW 3,3 m) PKW
Sonstiges

Die Motorfähre Konstanz (ab 1930 als Meersburg, ab 1963 als Lukas, seit 2011 wieder als Konstanz) ist eine Doppelendfähre auf dem Bodensee. Das 1928 in Dienst gestellte Schiff ist die erste Binnensee-Automobilfähre Europas und diente bis 1963 auf der Strecke von Konstanz nach Meersburg. Ihr Liegeplatz befindet sich in Konstanz-Staad.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Einrichtung der Fährverbindung

Aufgrund der Unterversorgung der Anrainergemeinden am Überlinger See durch die Deutsche Reichsbahn wurde ab 1914 eine Fährverbindung zwischen Konstanz und Meersburg geprüft. 1927 war die Fährlinie zwischen Konstanz-Staad und Meersburg festgelegt und ein entsprechendes Schiff bei der Bodan-Werft in Kressbronn durch die Stadt Konstanz in Auftrag gegeben.

Betrieb als Konstanz/ Meersburg

Der Stapellauf der 32 Meter statt ursprünglich geplanten 26 Metern langen Konstanz erfolgte am 7. Februar 1928, die Inbetriebnahme der 140.000 RM teuren Fähre am 30. September 1928. Entgegen allen Befürchtungen wurde die Fährverbindung mit 437 beförderten PKW und 3099 beförderten Passagieren allein in der ersten Betriebswoche ein wirtschaftlicher Erfolg. Die maximale Beförderungsleistung dieser Fähre war 15 PKW und 200 Personen.[1] Bereits im Mai 1929 wurde der Bau einer weiteren Fähre beschlossen, wobei einige Erkenntnisse aus dem Betrieb der ersten Fähre umgesetzt wurden. So haben alle nachfolgenden Fähren einen größeren Aufenthaltsraum über dem Ladedeck (Portalbauweise). Die zweite Fähre wurde am 25. April 1930 auf den Namen Konstanz getauft und die erste Fähre in Meersburg umbenannt. Eine dritte Fähre wurde 1939 in Dienst gestellt.

Die Meersburg blieb in den Kriegsjahren und danach die einzige Fähre auf der Linie Konstanz–Meersburg, die anderen Fähren Konstanz und Bodan wurden von der Kriegsmarine, anschließend von den Besatzungstruppen in Anspruch genommen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg der Autoverkehr - und damit auch der Bedarf an Überfahrten - stark an und so wurden für die Verbindung Konstanz - Meersburg weitere Fähren gebaut: 1951 die Linzgau, 1954 die Thurgau, 1957 die Hegau. Ab der Thurgau haben alle Fähren einen Voith-Schneider-Antrieb, der diese Schiffe wesentlich besser manövrierbar macht.

Die Meersburg wurde schließlich nur noch für Sonderfahrten eingesetzt, waren ihr doch die neueren Schiffe an Kapazität und Wendigkeit weit überlegen. Als 1963 die siebte Fähre unter dem Namen Fritz Arnold in Dienst gestellt war, wurde die Meersburg abgestoßen.

Anderweitige Nutzung

Nach 35 Dienstjahren wurde die Meersburg am 21. Oktober 1963 aus dem Fährdienst genommen und an einen Überlinger Unternehmer verkauft. Sie wurde unter dem Namen Lukas noch einige Jahre als Bagger- und Rammschiff genutzt. In dieser Zeit wurden die Aufbauten der einen Seite entfernt, um den auf dem Schiff arbeitenden Geräten (Bagger und Rammen) mehr Raum zu geben. Schließlich war das Schiff viele Jahre an der Überlinger Mole vertäut.

Restaurierung zum Denkmalschiff

1996 wurde die Fähre vom Verein „Rettet die Meersburg ex Konstanz! Verein zur Erhaltung und Wiederinbetriebnahme der ersten Bodensee-Automobilfähre Baujahr 1928 e.V.“ übernommen und bei der Bodan-Werft einer Rumpfprüfung unterzogen. Anschließend wurde die Meersburg in Konstanz unter dem nördlichen Brückenkopf der Neuen Rheinbrücke restauriert.

Nach 16-jähriger Restaurierung durch den Verein war sie im Sommer 2010 vom neuen Liegeplatz in Konstanz-Staad erstmals wieder einsatzfähig. Die Fähre soll durch Nutzung zu Ausflugsfahrten als „betriebsfähiges Denkmalschiff des Bodensees und Baden-Württembergs“ sich selbst wirtschaftlich tragen.

Am 16. Juli 2011 fand unter großer Teilnahme der Bevölkerung die zweite Jungfernfahrt der Fähre statt. Seit diesem Tag trägt sie wieder ihren alten Namen Konstanz.

Technik

Sonstige technische Daten

Die Meersburg während der Restaurierung unter der neuen Rheinbrücke, September 2007
Während der Restaurierung, September 2007
  • Fahrbahnbreite (PKW/LKW): 7,20 m
  • Seitenhöhe bis Fahrbahndeck: 2,20 m
  • Gesamthöhe über Basis: 6,20 m
  • Gesamthöhe über Wasserlinie: 5,15 m

Antrieb und Steuerung

Unter Deck befinden sich ursprünglich vier, heute sechs Schotten - es wurden an den Enden zusätzliche Kollisionsschotten eingebaut. Der mittlere Raum ist der Maschinenraum. Dort dominieren die beiden alten Antriebsmaschinen - Dieselmotoren der Firma MWM, die je etwa 4 to wiegen und 90 PS leisten. Die Besonderheit hier ist, dass die Motoren auf beiden Seiten einen Abtrieb besitzen, wo über je eine Kupplung eine Welle und damit ein Propeller angetrieben wird. So konnte die Fähre über aus- und einkuppeln der Propeller ihre Fahrtrichtung ändern. Die Motoren waren dafür eingerichtet, ihre Laufrichtung zu ändern, aber das wurde, so vermutet man es heute, nie benutzt.

Ein kleiner einzylindriger Hilfsdiesel, auch von den MWM, der quer zu einer Schottwand aufgestellt ist, treibt einen Generator (5 KW, 110 V Gleichstrom) und einen Kompressor an. Die Druckluft wurde zum Anlassen der Motoren und für das Horn benötigt.

Die Steuerung der Maschinen erfolgte über einen Maschinentelegrafen, was bedeutete, dass während des Betriebs im Maschinenraum ständig ein Maschinist anwesend sein musste.

Die Fähre besitzt auf jeder Seite ein Ruder, das über Ketten und Gestänge vom jeweils gegenüberliegenden Steuerhaus bedient wird. Das jeweils in Fahrtrichtung liegende Ruder wurde über eine Vorrichtung fixiert, damit während der Fahrt es nicht umschlägt.

Die gesamte alte Technik (bis auf die Maschinentelegrafen) ist erhalten und wird restauriert, so dass sie zumindest für Vorführungen betriebsbereit wäre.

Bei der Restaurierung des Schiffes war ein wichtiger Aspekt, dass die Fähre wieder benutzt werden sollte. Da dies mit der alten Technik in der heutigen Zeit kaum möglich ist, wurde entschieden, zusätzlich zum alten einen modernen Antrieb einzubauen, der aber nicht in Erscheinung treten sollte und völlig unabhängig von der alten Technik funktioniert. Dies konnte durch den Einbau zweier „Schottel Pump-Jets“ erreicht werden, die in den Räumen vor den Kollisionsschotten eingebaut sind und von modernen Dieselmotoren angetrieben werden. Diese Antriebe sind vollständig im Schiffskörper eingebaut und lassen sich um 360 Grad drehen, was dem Schiff heute zu einer optimalen Manövrierfähigkeit verhilft.

Fähranleger

Aus der Anfangszeit des Fährverkehrs ist auch der Konstanzer Fähranleger mit Hebetechnik nach Plänen von Theodor Lutz erhalten. Die 22 Meter lange Stahlfachwerkkonstruktion, die zwischen zwei Stahlpylonen beweglich aufgehängt ist, ist so konstruiert, dass trotz drei Meter Schwankungen im Seeniveau die Zufahrt der Autos auf die Fähre möglich bleibt.[2] Er war Prototyp für folgende Fähranleger.

In den Jahren 1951 bis 1953 wurde er als Wartungsanleger genutzt. Durch Baumaßnahmen und Erweiterungen des Seglerhafens neben dem Fährhafen musste der alte Fähranleger im Jahr 2005 abgebaut werden. Er wurde auf dem Werksgelände der Firma Rettich in Bodman zwischengelagert.

Der denkmalgeschützte Fähranleger wurde seit 2009 mit einem Gesamtvolumen von 240.000 Euro restauriert. Der Fähranleger erhielt etwas weiter nordwestlich vom alten Platz in Konstanz-Staad, direkt beim Betriebsgebäude der Stadtwerke, seinen neuen Standort.[3] Das Bauwerk verfügt über eine PKW-taugliche Zufahrt und hat seit Sommer 2010 wieder seine alte Funktion als Liegeplatz der Konstanz[4] - wenn der Pegel des Bodensees dies zulässt. Aus Gründen des Naturschutzes darf an dieser Stelle die Fahrrinne nicht tiefer ausgehoben werden, so dass vor allem in den Wintermonaten ein anderer Standplatz aufgesucht werden muss.

Einen Fähranleger dieses Typs gab es auch in Meersburg, er ist nicht mehr erhalten.

Einzelnachweise

  1. Rolf Zimmermann: Am Bodensee. Verlag Friedrich Stadler, Konstanz 2004. ISBN 3-7977-0507-7, S. 19
  2. Die Häfen in Meersburg. Tag des offenen Denkmals 2010. In: Mitteilungsblatt Meersburg vom 9. September 2010, S. 4-5
  3. Südkurier, 3. März 2009
  4. Regierungspräsidium Stuttgart/Freiburg, Landesdenkmalpflege und Stadtwerke Konstanz (Hrsg.): Fähre Meersburg ex Konstanz. Anlegebrücke. Faltblatt zum Tag des offenen Denkmals 2010. Kultur in Bewegung - Reisen, Handel und Verkehr.

Literatur

Regierungspräsidium Stuttgart/Freiburg, Landesdenkmalpflege und Stadtwerke Konstanz (Hrsg.): Fähre Meersburg ex Konstanz. Anlegebrücke. Faltblatt vom Tag des offenen Denkmals 2010. Kultur in Bewegung - Reisen, Handel und Verkehr. 2010 (PDF-Datei; 171 KB, abgerufen am 11. November 2011).

Weblinks


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