Námestie Ľudovíta Štúra

Námestie Ľudovíta Štúra
Ľudovít-Štúr-Platz vom Süden

Námestie Ľudovíta Štúra (deutsch Ľudovít-Štúr-Platz, bis 1939 slowakisch Korunovačné námestie, deutsch Krönungshügelplatz, älter auch Königsbergerplatz) ist ein Platz in der Altstadt von Bratislava. Benannt ist er nach dem slowakischen Schriftsteller und Politiker Ľudovít Štúr.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Der Platz befindet sich am Donauufer von Bratislava. Drei Straßen treffen sich hier: die Mostová (deutsch Bruckgasse) nach Norden Richtung Nationaltheater (altes Gebäude) und Hviezdoslavovo námestie (Hviezdoslav-Platz, bis 1921 Kossuthplatz), Vajanského nábrežie (deutsch Justilände) und Fajnorovo nábrežie (deutsch Fadrusz-János-Quai) nach Osten und Rázusovo nábrežie (deutsch Graf Batthyany Lajos-Quai, früher Donauquai oder noch älter Donaulände) nach Westen.[1] Drei palaisartige Gebäude befinden sich auf dem Platz: Auf der Westseite steht das Esterházy-Palais, wo ein Teil der Slowakischen Nationalgalerie beherbergt ist. Nördlich dess Platzes steht die Redoute, der Sitz der Slowakischen Philharmonie. Bis in die 1910er Jahre diente das Gebäude als Getreidespeicher. Auf der Ostseite befindet sich das Lafranconi-Palais, bis 2010 Sitz des slowakischen Umweltministeriums.

Auf dem Platz liegt ein Straßenbahnknoten als Teil des Öffentlichen Personennahverkehrs Bratislavas. Von 1914 bis 1945 bestand hier das Pressburger Ende (eigentlich eine Schleife) der Pressburger Bahn.

Geschichte

Statue von Maria Theresia, 1897

Bis zum Beginn des 18. Jahrhundert verlief auf dem heutigen Platz ein Rest eines Seitenarms der Donau. In dieser Zeit war dieser Seitenarm zugeschüttet.

Im Jahr 1775 entstand hier ein Krönungshügel, der vorher beim heute abgerissenen Fischertor stand, wo neu gekrönte Könige von Ungarn auf dem Pferd hinaufgingen. Auf dem Hügel wiesen sie als Zeichen der Bereitschaft, das Königreich zu verteidigen, mit ihrem Schwert in alle vier Himmelsrichtungen. Dies war zugleich das Ende der Krönungszeremonie.[2] Sie fand nach der Erstellung des Krönungshügels nur zweimal statt: bei den Krönungen von Leopold II. im Jahr 1790 und von Ferdinand I. im Jahr 1830. Danach fanden keine Krönungen mehr im Martinsdom statt. Der Hügel bestand aus Erde, die aus allen ungarischen Gespanschaften (Komitaten) herantransportiert worden war. Um den Hügel bestand eine Balustrade mit drei Eingängen.

Bei dem Platz wurde 1825 eine hölzerne Schiffbrücke zum Vorort Engerau (heute Petržalka) errichtet. Sie trug den Namen von Karoline Auguste, die im selben Jahr im Martinsdom gekrönt wurde. Die Brücke wurde erst 1891 abgetragen, als die feste Überquerung (damals Franz-Josephs-Brücke, heute Alte Brücke) errichtet wurde.[3]

Der Hügel wurde 1870 auf Anlass des Stadtrats abgetragen; seit 1897 bestand hier eine Reiterstatue der Maria Theresia vom Pressburger Bildhauer János Fadrusz, die die Krönungen in Pressburg symbolisieren sollte. Zur feierlichen Enthüllung am 15. Mai 1897 war auch der Kaiser Franz Joseph I. anwesend.[4]

Diese Statue hatte nach dem Zerfall von Österreich-Ungarn und der Entstehung der Tschechoslowakei keinen langen Bestand. Im Jahr 1921 wurde sie durch tschechische Truppen zerstört, da sie ein Objekt aus der Zeit der Donaumonarchie war und weil der ehemalige Kaiser Karl I. (im Königreich Ungarn König Karl IV.) versucht hatte, in Horthys Ungarn die Macht zu übernehmen.[5] Ein Teil der Statue fiel in die Donau, der Rest wurde für andere Statuen benutzt. Im Jahr 1938 entstand hier die Statue von Milan Rastislav Štefánik mit einem Löwen mit dem tschechoslowakischen Wappen auf einem Pylon. Im Juni 1940 wurde die Statue des Löwen entfernt; Hitler selbst sollte kurz nach der Besetzung Petržalkas durch das Dritte Reich im Jahr 1938 angeblich ausgerufen haben: „Die Katz muss runter!“ (nach anderen Quellen: „Die Katze muss weg!“).[6][5] Die Statue von Štefánik selbst wurde etwa 1954 entfernt und in den 1970er Jahren eingeschmolzen; seit 1973 befindet sich an ihrem früheren Standort eine Statue von Ľudovít Štúr.[7]

Am Tag des Beitritts der Slowakei in die Europäische Union am 1. Mai 2004 wurde in Anlehnung an den Krönungshügel der sogenannte Integrationshügel eingeweiht, der symbolisch unter Verwendung von Erde aus den 25 damaligen EU-Ländern entstand. Er befand sich jedoch nicht an der Stelle des ursprünglichen Hügels, sondern mehr am Rande des Platzes an der Promenade.[8][9] Nach dem Abschluss der Errichtung des Hochwasserschutzwalls und dem Bau der neuen Promenade wird der Hügel nicht mehr bestehen.[10]

Einzelnachweise

  1. Die hier angegebenen deutschen Bezeichnungen stammen vom Beginn des 20. Jahrhunderts (d. h. aus der Zeit bis etwa 1920), falls nicht anders angegeben.
  2. Krönungsweg (Bratislava), Slovakia.travel, abgerufen am 20. August 2010
  3. V Prešporku bol kedysi kyvadlový aj loďkový most, Bratislavské noviny, abgerufen am 20. August 2010
  4. PT (Hrsg.): Ulice a námestia Bratislavy; Mesto Františka Jozefa - Franz Josefstadt - Ferencz-József-város. 1. Auflage. Bratislava 2005, ISBN 80-88912-78-4, S. 58–60.
  5. a b S dobou sa na námestí menili aj sochy, SME, abgerufen am 15. August 2010
  6. Bratislava plant Wiederaufbau des zerstörten Maria Theresien Denkmals, wieninternational.at, abgerufen am 5. Oktober 2010
  7. [1]
  8. Integračný kopček vyzerá ako zanedbaný, prázdny kvetináč. Radšej ho zrušia, SME, abgerufen am 11. September 2010
  9. Rudolf Jaworski Peter Stachel: Die Besetzung des öffentlichen Raumes, Seite 210 ISBN 978-3-86596-128-0
  10. [2]

Weblinks

 Commons: Námestie Ľudovíta Štúra, Bratislava – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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