Käthe Stricker

Käthe Stricker

Käthe Stricker (* 22. November 1878 in Vegesack; † 23. November 1979 in Bremen) war eine deutsche Pädagogin, Frauenrechtlerin und Literaturhistorikerin.

Biografie

Stricker war die jüngste Tochter des Vegesacker Kapitäns Lüder Stricker. Der Vater starb, als sie vier Jahre alt war und die Mutter Betty Stricker zog mit ihren drei Töchtern nach Hannover.

Ausbildung und Lehrerin

Stricker besuchte von 1885 bis 1894 die Höhere Töchterschule und von 1894 bis 1897 ein Lehrerinnenseminar, welches sie mit der Lehrbefähigung für mittlere und höhere Mädchenschulen abschloss. Danach war sie Haustochter in Minden in einer Pastorenfamilie. Von 1898 bis 1900 unterrichtete sie an Privatschulen in London und dann bis 1904 in Verden (Aller). Sie studierte von 1904 bis 1907 Englisch, Geschichte und Philosophie sowie später Deutsch an der Universität Göttingen. Sie gilt als einer der ersten Akademikerinnen, die in Deutschland unter Schwierigkeiten ein solches Studium aufnehmen durfte. 1907 schloss sie diese Ausbildung mit dem Oberlehrerexamen ab und war dann Lehrerin in Hannover. 1908 erhielt sie eine Anstellung an der Höheren Mädchenschule bzw. dem Lyzeum von Anna Vietor in Bremen. Sie musste wegen ihrer Schwerhörigkeit den Unterricht 1920 zunächst reduzierte und 1923 dann den Schuldienst beenden.

Frauenbewegung

Stricker war einer der konservativen Pionierinnen der Bremer Frauenbewegung, die auch in der frauenrelevanter Forschung tätig war. 1909 initiierten sie und Helene Stöcker eine Initiative gegenüber dem Bremer Senat zur Notwendigkeit des Schutzes vor allem lediger Mütter. Seit 1912 war sie Mitglied in der Historische Gesellschaft Bremen und sie war die erste Frau die hier einen Vortrag halten durfte. Sie gehörte dem Deutschen Frauenstimmrechtsverbandes an und war 1912 Delegierte auf der Berliner Generalversammlung. 1914 trat sie dem neu gegründeten Deutschen Frauenstimmrechtsbundes bei, der entschiedener für das gleiche Wahlrecht für Frauen eintrat.

Konservative Politikerin

Um 1919 wurde sie Mitglied der konservativen Deutschnationale Volkspartei (DNVP). Ihr Engagement in der Partei galt vorwiegend den Frauenrechten. Sie vertrat 1920 die Bremer Ortsgruppe auf der Tagung des Reichsfrauenausschusses in Berlin und im Herbst 1920 auf der deutschnationalen Frauentagung in Frankfurt am Main. Ihre politische Orientierung führte zu Verbindungen zu dem Bremer Historiker Dietrich Schäfer, dem Staatssekretär und DNVP-Vorsitzenden Karl Helfferich und dem Politiker Alfred Hugenberg.

Autorin, Referentin und Literaturhistorikerin

Stricker bearbeitete verschiedene wissenschaftliche aber auch politische Themen zur Geschichte, zur Literatur und zu politisch-konservativen Bereichen. Grundlegend waren ihre Schriften zu Shakespeare und zu den Shakespeare-Aufführungen am Bremer Theater sowie zu Dorothea Tiecks (1799–1844) Übersetzungen von Werken Shakespeares. Sie schrieb und referierte über Themen wie die Prostitution, Frauen in der Romantik und zu Frauenbiografien (u.a. über Jane Addams, Betty Gleim, Berhardine Schulze-Smidt, Dorothea Tieck und Anna Vietor). Sie war für die Volkshochschule, für Bibliotheken und für das Staatsarchiv Bremen aktiv.

Ehrungen

Zu ihrem 100. Geburtstag besuchte sie 1978 Hilda Heinemann, Frau des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann.

Werke

  • Bernhardine Schulze-Smidt. In: Bremisches Jahrbuch, Band 28, Bremen 1922. In: Bremische Biographien 1912–1962, Bremen 1969.
  • Betty Gleim. In: Bremisches Jahrbuch, Band 40, Bremen 1941.
  • Die Frau in der Reformation. Quellenhefte zum Frauenleben in der Deutschen Geschichte, Heft 11, 1927.
  • Deutsche Frauenbildung vom 16. Jahrhundert bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Quellenhefte zum Frauenleben in der Deutschen Geschichte, Heft 21, 1927.
  • Dorothea Tieck und ihr Schaffen für Shakespeare. In: Deutsche Shakespeare-Gesellschaft (Hrsg.): Shakespeare Jahrbuch. 72. 1936, S. 79–92.
  • Anna Vietor. In: Bremische Biographien 1912–1962, Bremen 1969.
  • Mein Lebenslauf in Stichworten. In: Bericht des Vereins christlicher Lehrerinnen, 1978/79.

Literatur


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