Köhlbrandwerft

Köhlbrandwerft
Das Containerterminal Altenwerder mit dem Mündungsbereich des Sandauhafens in den Köhlbrand. Hier war einst der Standort der Köhlbrandwerft

Die Köhlbrandwerft war sowohl ein Schiffbau- wie ein Abwrackunternehmen am Korbmachersand in Hamburg-Altenwerder. Sie wurde 1920 von dem Schiffbauer Paul Berendsohn (1877–1959) gegründet und hat sich bis in die 1930er Jahren zu einer der bekanntesten Abwrackwerften Deutschlands entwickelt. Segelschiffe, wie zum Beispiel die Viermastbark Parma der Flying P-Liner, und andere Fahrzeuge von über 10.000 Tonnen Größe, wie die Graf Waldersee der HAPAG und das Linienschiff SMS Kaiser Wilhelm II. aus der Kaiser-Friedrich-III.-Klasse der Kaiserlichen Marine, konnten längsseits der Werft liegen und mittels Schneidbrennern demontiert werden. Gebaut wurden Küstenschiffe für die Afrika- und Südamerika-Fahrt. Das Werftgelände umfasste 1938 über drei Hektar und drei Helgen, auf denen Schiffe bis zu 1000 Tonnen Größe entstanden. Es waren rund 120 Werftarbeiter beschäftigt.

1938 wurde Paul Berendsohn, der jüdischer Herkunft war, enteignet. Die Werft, die einen Nennwert von 1,9 Millionen Reichsmark hatte, wurde „arisiert“ und 1943 in das Eigentum der Stadt Hamburg übernommen, die sie bis 1958 als Altenwerder Schiffswerft weiterführte. Nach Abzug der sogenannten „Judenabgaben“ und der Reichsfluchtsteuer blieben 167.000 RM, die von der Devisenstelle sichergestellt wurden und von denen Behrendsohn und seine Familie 1940 bei ihrer Emigration in die USA lediglich für 10.000 RM Devisen kaufen durften.[1] Ende der 1940er Jahre kam Paul Behrendsohn nach Hamburg und prozessierte gegen die Stadt Hamburg auf Schadensersatz nach dem Wiedergutmachungsgesetz. 1955 wurde ihm eine Entschädigung zugesprochen. 1959 ist Paul Behrendsohn in Hamburg verstorben. Seine Kinder blieben in den USA.

Das am Werftgelände gelegene Wohnhaus der Familie Behrendsohn war im Jahr 2000 das letzte Haus, das bei der Räumung Altenwerders für die Umsetzung der Hafenerweiterungspläne abgerissen wurde. Heute ist das Gelände die Nordkehre des Containerterminal Altenwerder (CTA).[2]

Siehe auch

Literatur

  • Herbert Diercks: Der Hamburger Hafen im Nationalsozialismus. Wirtschaft, Zwangsarbeit und Widerstand. Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.), Hamburg 2008

Einzelnachweise

  1. Passionsweg eines Schiffbauers. In: Hamburger Abendblatt, 10. Januar 1950 (abgerufen 14. Mai 2009)
  2. Altenwerder: Die ersten Poller stehen. In: Hamburger Abendblatt, 29. November 1999 (abgerufen 14. Mai 2009)

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