Königliches Wilhelms-Gymnasium (Berlin)

Königliches Wilhelms-Gymnasium (Berlin)
Kriegszerstörtes Gebäudes des ehemaligen Gymnasiums, gesehen von der Viktoriastraße

Das Königliche Wilhelms-Gymnasium war ein Gymnasium in Berlin von 1858 bis 1924.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Schule befand sich an der damaligen Viktoriastraße und der Bellevuestraße in Berlin-Tiergarten und entwickelte sich aus dem am 17. Mai 1858 eröffneten Königlichen Progymnasium vor dem Potsdamer Tor.

Am 21. März 1861 übernahm der König (und spätere deutsche Kaiser) Wilhelm I. die Patronage, verlieh der Anstalt die Rechte eines königlichen Gymnasiums und gab ihr den Namen Wilhelms-Gymnasium. Die erste Abiturprüfung wurde zu Michaelis 1863 abgelegt. Angesichts des starken Bevölkerungszuwachses in diesem von höheren Beamten, Offizieren und wohlhabenden Kaufleuten bewohnten Stadtteil („Geheimratsviertel“) war ein Neu- und Ausbau dringend vonnöten. Am 8. Juni 1863 erfolgte die Grundsteinlegung für ein neues Schulgebäude in Anwesenheit König Wilhelms I. und Ostern 1865 konnte das Gebäude bereits in Teilen belegt werden. Architekt war der Baurat Adolf Lohse (1807–1867). Auch später erfolgten bauliche Erweiterungen, wie beispielsweise 1870/71 der Bau einer Turnhalle und eines Wohnhauses für den Direktor. Das Hauptgebäude befand sich im Inneren des Blocks an der damaligen Viktoriastraße (heutiger Verlauf der neuen Potsdamer Straße) und der Bellevuestraße und war der Viktoriastraße zugewandt, von der aus es einen Zugang gab. Die Erweiterungen verbanden dieses Innengrundstück auch mit der Bellevuestraße 15, die offizielle Postanschrift wurde. Dort lag auf dem Nachbargrundstück das Hotel Esplanade.

Das Gymnasium erfreute sich regen Zulaufes und erreichte in den Jahren vor der Jahrhundertwende mit fast 1000 Schülern aus überwiegend evangelischen oder jüdischen Familien seinen Höhepunkt. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts ging die Schülerzahl trotz der weiter steigenden Bevölkerungszahl leicht zurück, da in unmittelbarer Nähe immer neue Gymnasien eingerichtet wurden.

In der Weimarer Republik ging der Zusatz „königlich“ verloren. Durch Anordnung des Kultusministeriums von Dezember 1923 wurde zu Ostern 1924 die Schließung des Wilhelms-Gymnasiums angeordnet. Die Klassen der Unter- und Oberprima konnten durch unentgeltlichen Unterricht bereits in den Ruhestand getretener Lehrer am Staatlichen Französischen Gymnasium (Collège Français) weitergeführt werden. Die Schüler der übrigen Klassen wurden mit denen des Französischen Gymnasiums vereinigt.[1]

Bereits 1921 war das Grundstück in den Besitz des Reichsfiskus übergegangen, für die spätere Nutzung des Schulgebäudes durch den Reichswirtschaftsrat wurden bauliche Veränderungen vorgenommen. 1926 wurde die Turnhalle abgerissen und das ehemalige Direktorenwohnhaus in eine Dienstvilla umgebaut. 1935 zog der Volksgerichtshof ein. Sein Präsident Freisler kam bei einem Bombenangriff am 3. Februar 1945 auf das Gebäude ums Leben, das dabei zerstört und dessen Ruine in den 1950er-Jahren abgerissen wurde.

Heute steht auf dem Grundstück das Sony Center und es verläuft die neue Potsdamer Straße über der Fläche des Hauptgebäudes.

Direktoren

  • Gründungsrektor Julius Krause († 1860)
  • (Herbst) 1863–1904 Otto Kübler (1827–1912), seit 1860 bereits interimistisch Dirigent
  • 1904–1908 Gottlieb Leuchtenberger (1839–1914)
  • 1908–1924(?) Friedrich Gustav Sorof (1863– mind. 1929)

Lehrer

Bekannte Schüler

Literatur

  • Helmut Bräutigam, Gabriele Silbereisen: Volksgerichtshof, ehemals Königliches Wilhelms-Gymnasium, Bellevuestraße 15. In: Helmut Engel, Stefi Jersch-Wenzel, Wilhelm Treue (Hrsg.): Geschichtslandschaft Berlin. Orte und Ereignisse, Band 2: Tiergarten, Teil 1: Vom Brandenburger Tor zum Zoo, Berlin 1989, S. 220–229.
  • Emil Schmiele: Das Königliche Wilhelms-Gymnasium in den Jahren 1858 bis 1908, Festschrift zum 17. Mai 1908, Berlin 1908.
  • Zum Gedächtnis Otto Küblers. Rede, gehalten bei der Gedächtnisfeier am 22. März 1912 von Professor Dr. [Gustav] Sorof, Direktor, Berlin 1913 (= Beilage zum Jahresbericht des Königlichen Wilhelms-Gymnasiums in Berlin) – enthält auch Informationen zur Gründungsphase des Gymnasiums.
  • Das höhere Schulwesen in Preussen. Historisch-statistische Darstellung, begonnen von Ludwig Wiese. Vierter Band umfassend die Zeit von 1874–1901, im Auftrage des Ministers der Geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten hrsg. v. Bernhard Irmer, Berlin 1902, S. 207 (mit Hinweisen auf die zeitgenössische Literatur).

Quellen

  • Jahresberichte bzw. sog. Programme des Königlichen Wilhelms-Gymnasiums in Berlin, Berlin 1.1860/61(1861)–5.1864/65(1865); 6.1865/66(1866)–1914/15(1915) – hier sind neben den Schulnachrichten auch wissenschaftliche Aufsätze enthalten (später ohne Jahrgangszählung).
  • Archivunterlagen Dr. Hans-Thorald Michaelis

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Programme des cours du Collège Français (Staatliches Reform-Gymnasium). Rapport historique et statistique de l’année scolaire 1924–1925. Annexe: Bericht über die Klassen Ober- und Unterprima des aufgelösten Wilhelms-Gymnasiums, Berlin 1925, S. 18-20.
  2. Zum Gedächtnis Otto Küblers. Rede, gehalten bei der Gedächtnisfeier am 22. März 1912 von Professor Dr. [Gustav] Sorof, Direktor, Berlin 1913 S. 10.
52.51047513.373178

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