Lehmann-Groß-Bahn

Lehmann-Groß-Bahn
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Die Lehmann-Groß-Bahn (oder auch Lehmann-Garten-Bahn genannt) (LGB) ist eine wetterfeste Gartenmodellbahn in der Nenngröße IIm (später vom Hersteller auch als G bezeichnet) mit einer Spurweite von 45 mm, im Maßstab 1:22,5 (tatsächlich je nach konkretem Vorbild 1:16 bis 1:29). Sie wurde seit 1968 bis zur Übernahme durch Märklin im Jahre 2007 vom Nürnberger Modellbahnhersteller Ernst Paul Lehmann Patentwerk OHG (EPL) hergestellt.

Inhaltsverzeichnis

Modelle

Der LGB-Klassiker, Dampflok "Stainz"

Baugröße und Spurweite sind bemessen für Modelle von Schmalspurbahnen, deren Vorbilder in Deutschland, Österreich, Schweiz und den USA gefahren sind und teilweise noch fahren. Darunter fallen die Spurweiten sowohl für Feldbahnen (500 mm, 600 mm) als auch die Spurweiten von 750 mm, 760 mm (Bosnische Spurweite), 914 mm (3-feet USA-Schmalspur) und 1000 mm. So ist das Vorbild der Dampflok 2015D als Feldbahnlok bei den mecklenburgischen Schmalspurbahnen gefahren. Die Vorbilder der Diesellok 251 (2051 und 2051S) liefen auf verschiedenen Spurweiten: 750 mm, 1000 mm (und 1435 mm nach Umspurung), wogegen die Diesellok der ÖBB (2095 und 2096S) (die bei LGB in Lackierung und Loknummer einem nie gebauten Prototyp folgt), die bekannte E-Lok E1 (2030 - 2035, wobei 2033 und 2035 später einem anderen Modell zugeteilt wurden), die bekannte „Stainz“ (2010, 2010D, 2020, 2020D und 2040, wobei 2040 später dem Modell des Krokodils der Rhätischen Bahn zugeteilt wurde) und die Modelle der Reihe U (2070D - 2073D) auf 760 mm unterwegs waren und zum Teil noch sind. Die Dampfloks der HSB, die „Kleine Dicke“, die 99 5001 (2075 und 2076D), die Mallet-Lok (2085D) sowie die Vorbilder für die Modelle der Rhätischen Bahn (RhB) fahren auf 1000-mm-Spur. Auch die Diesellok SCHÖMA (2060) und der Wismarer Doppeltriebwagen (2065) (als Solotriebwagen 2064) sind auf der Insel Borkum auf 1000-mm-Spur gefahren. Der Wismarer Schienenbus (Spitznamen Ameisenbär und Schweineschnäuzchen) (2066) wurde ebenfalls für verschiedene Spurweiten bis hin zur Normalspur hergestellt, läuft aber jetzt bei dem DEV auf der Strecke Bruchhausen-Vilsen-Asendorf auf 1000 mm. Ferner sind auch Lokomotiven im Programm, die auf der Normalspur von 1435 mm fahren, wie die V 200 der DB. Die Straßenbahnen im Programm der LGB sowie die Tramway-Dampflok (2050) sind ebenfalls auf verschiedenen Spurweiten (bis hin zur Normalspur) gefahren.

In den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden in Kooperation mit der Firma HÖHNE handgefertigte und sehr teure Modelle von großen Dampflokomotiven (Normalspur und Kapspur) in Metallausführung in Kleinserie und in einer Auflage von meist nur 100 Stück hergestellt. Jedes Jahr kam ein neues Modell heraus.

Die Firma Lehmann-Groß-Bahn produzierte die Modelle nur im angenäherten Maßstab (anfangs noch 1:22,5), in der Spur G, bzw. IIm (wobei sich bei LGB das "G" durchsetzte, da das „m“ ja für Meterspur steht), so dass diese teilweise nicht maßstabsgerecht erscheinen. So wirkt zum Beispiel das Modell der 2015D im Vergleich zum Original etwas zu groß, insbesondere der Tender passt nicht zum Original. Das Modell der DR 99 6001 (2080D und 2080S) wirkt ebenfalls etwas unproportioniert, und der Zentralverschluß an der Rauchkammertür existiert beim Original nicht. Weitere Fehler sind, dass der Wasserkasten auf der falschen Seite ist und das der Kohlenbunker hinter der Lok schon kurz nach der Auslieferung verändert wurde und das LGB-Modell immer noch den Kohlenbunker im Auslieferungszustand wiedergibt. Am Führerhaus gibt es ebenfalls einen Fehler. Auch andere Modelle weisen Abweichungen auf, die aus Vertriebsgründen so angepasst waren, dass Modelle unterschiedlicher Bahnen für den Spielzeugeisenbahner optisch stimmig zueinander passten.

Wie alle Anbieter in dieser Baugröße handhabt LGB den Maßstab oft flexibel, so dass sowohl Fahrzeuge nach Vorbildern mit 750 mm Spurweite als auch solche mit 1435 mm (Normalspur) als Modelle im Programm zu finden sind. Schwerpunkte sind Schweizer Bahnen (Rhätische Bahn, Furka-Oberalp-Bahn und Brig-Visp-Zermatt-Bahn), deutsche und österreichische Schmalspurbahnen (Harzer Schmalspurbahnen, etc.) sowie Fahrzeuge nordamerikanischer Strecken (Schmalspur und Normalspur).

Das Standardsortiment reicht vom Rhätischen Krokodil RhB Ge 6/6 I bis zur amerikanischen Disneyland-Lokomotive. Von Anfang an, seit 1968, befindet sich die kleine Dampflokomotive Stainz der Stainzerbahn im Programm von Lehmann, die sich auch im Markenzeichen wiederfindet.

Die Gleise und Kupplungen der LGB finden auch bei der ersten Spieleisenbahn von Playmobil Verwendung, so dass sich diese miteinander kombinieren lassen. Mit der Einführung der Produktlinie „Toytrain“ wurde eine ähnliche Käufergruppe wie die von Playmobil angesprochen.

Geschichte

Entwicklung bis 1950

Das Unternehmen Ernst Paul Lehmann Patentwerk wurde als Fabrik für Blechspielwaren 1881 von Ernst Paul Lehmann aus Berlin und Jean Eicher aus Nürnberg in Brandenburg an der Havel gegründet. Ihre Erzeugnisse ließ sie durch Patente schützen. Ein eigenes Vertriebsnetz über Vertreter sorgte für Bestellungen durch den Einzelhandel. Produziert wurden Flugzeuge, Zeppeline, Autos und Motorräder als Spielzeuge mit ausgefeilten Mechanismen und immer nah am Geist der Zeit.

Die kleinen und großen Kunden schätzten Überraschungseffekte und humorvolles Design. Spielwaren wie der „Kletteraffe Tom“, der „Störrische Esel“ oder ein „Tanzmatrose“ fanden über Jahrzehnte hinweg Käufer und wurden ohne großen Änderungsbedarf bei konstanter Nachfrage produziert. Nach dem Tode Lehmanns im Jahr 1934 übernahm der in den 1920er Jahren ins Unternehmen eingetretene Vetter Johannes Richter die Geschäftsleitung. Im Dritten Reich war das Unternehmen Materialmangel ausgesetzt. Der Export seiner Erzeugnisse wurde für die Firma schwierig. Der Inhaber hielt sich von der Produktion politisch erwünschten Militärspielzeugs aus seiner religiösen Überzeugung heraus fern. Die Fabrik verließen keine Rüstungsgüter sondern nur ihr Spielwarensortiment.

Wenige Monate nach Kriegsende wurde die Produktion im heil gebliebenen Brandenburger Fabrikgebäude auf schmaler Basis mit blechernen Abakus-Rechengeräten für die sowjetischen Besatzer wieder aufgenommen. 1948 folgte die entschädigungslose Enteignung des Firmenbesitzes unter dem Vorwand, Johannes Richter sei „Nazi-Verbrecher“ und „Kriegsgewinnler“ gewesen. Sein Betrieb wurde als „VEB Mechanische Spielwaren Brandenburg“ in die staatliche Planwirtschaft integriert.[1]

Entwicklung von 1950 bis 2006

Die mittellos gewordene Familie siedelte 1950 nach Nürnberg um und Johannes Richter war zum Neuaufbau einer Existenz gezwungen. Seine Söhne trieben nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1956 neue Entwicklungen voran. Im Jahr 1959 entstand eine neue Produktionsstätte, in der nun erste Spielzeuge aus Kunststoff hergestellt wurden. Modelleisenbahnen der Firma, die Lehmann GroßBahn (LGB) wurde erstmals 1968 von Eberhard und Wolfgang Richter auf der Spielwaren-Messe in Nürnberg dem Publikum vorgestellt. Die Bahn wurde als Gartenbahn wetterfest konzipiert, zur Demonstration drehten die ersten Modelle vor dem Messegelände im Schneetreiben ihre Runden. Seit 1987 war LGB auch in den USA mit einer eigenen Vertretung präsent. Später wurde auch eine Produktion in den USA aufgebaut. Im Jahr 2006 feierte das Unternehmen Ernst Paul Lehmann Patentwerk sein 125-jähriges Firmenjubiläum auf dem Firmengelände in Nürnberg.

Insolvenz und Ende

Mit Wirkung zum 18. September 2006 meldete die Geschäftsleitung der Ernst Paul Lehmann Patentwerk OHG Insolvenz beim Amtsgericht Nürnberg an. Die Geschichte der Firma erfuhr dadurch nach 38 Jahren Produktion der LGB-Bahn einen massiven Einschnitt. Wenige Tage zuvor war bekannt geworden, dass die amerikanische Niederlassung LGB of America (LGBoA) im April des Jahres 2006 an die U.S.-amerikanische Firma G45 verkauft worden war[2].

Anfang 2007 wollte Hermann Schöntag, der Eigentümer der Rügenschen Kleinbahn, die Firma kaufen. Dazu gründete Schöntag die Firma E.P. Lehmann GmbH & Co KG. Die Finanzierung des Geschäfts gelang nicht, und die E.P. Lehmann GmbH & Co KG musste am 23. April 2007 ebenfalls Insolvenz anmelden. Weitere Versuche, den Standort und die Arbeitsplätze in Nürnberg zu erhalten, scheiterten. Ein Teil der Gläubigerbanken hatte bereits vorher ihre Kreditengagements an die Investmentbank Goldman Sachs und deren Tochtergesellschaften verkauft, die von Märklin beauftragt worden waren, die Firma LGB zu erwerben. Die Rolle einiger beteiligter Banken in dieser Affäre wurde verschiedentlich scharf kritisiert[3].

Gemeinsame Präsentation von LGB und Märklin an der Spiel- und Hobbymesse Suisse Toy 2007

Am 26. Juli 2007 gab schließlich der Modellbahnhersteller Märklin die Übernahme des Unternehmens bekannt[4]. Die Fertigung erfolgte anschließend bei Märklin, jedoch nicht in Deutschland, sondern in China und in Ungarn. Der Kundendienst blieb zunächst noch in Nürnberg, jedoch nicht am ursprünglichen Standort in Altenfurt, sondern gemeinsam mit jenem von Trix, der zweiten Nürnberger Marke von Märklin. Seit September 2009 wird der Kundendienst bei Märklin in Göppingen durchgeführt. Der Standort Nürnberg wurde komplett aufgegeben.

Nachdem am 17. Februar 2011 der Mutterkonzern Märklin die eigene Insolvenz verlassen hatte[5], kündigte der neue Geschäftsführer Stefan Löbich auf der Spielwarenmesse in Nürnberg an, dass die Marke LGB insbesondere für den amerikanischen Markt gestärkt und die Produktion wieder in eigene Werke verlagert werden soll[6].

Literatur

  • Helmut Schwarz, Marion Faber: Bewegte Zeiten - Moving Times - Geschichte der Spielwarenfabrik Ernst Paul Lehmann Patentwerk. Schriften des Spielzeugmuseums Nürnberg - Band V, Museen der Stadt Nürnberg. Deutsch/Englisch. Nürnberg 2003. ISBN 3-921590-90-6

Weblinks

 Commons: Lehmann-Groß-Bahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Spielzeugmuseum Nürnberg: Geschichte der Firma E. P. Lehmann Patentwerk , abgefragt am 3. Dezember 2010
  2. www.trains.com (englisch)
  3. Pressemitteilung der Stadt Nürnberg Nr. 800 vom 26. Juli 2007
  4. Märklin-Pressemitteilung vom 26. Juli 2007
  5. Pressebericht zur Beendigung der Märklin Insolvenz
  6. Pressebericht über das Interview von Stefan Löbich auf der Spielwarenmesse in Nürberg

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