Lichtenberg (Frankfurt)

Lichtenberg (Frankfurt)
Lichtenberg
Koordinaten: 52° 18′ N, 14° 27′ O52.30277777777814.442777777778Koordinaten: 52° 18′ 10″ N, 14° 26′ 34″ O
Einwohner: 432 (2009)
Eingemeindung: 1947
Postleitzahl: 15234
Vorwahl: 0335

Lichtenberg ist ein Ortsteil der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Gebietsgliederung Frankfurt Oders, Lage Lichtenberg hervorgehoben.

Geographische Lage

Lichtenberg liegt 12 km südwestlich von Frankfurt (Oder) und etwa 98 km östlich von Berlin.

Nachbargemeinden

Von Norden bis Süden erstrecken sich im Uhrzeigersinn die Ortsteile der Stadt Frankfurt (Oder) Rosengarten und Pagram, Markendorf-Siedlung, Markendorf und Hohenwalde.

Geschichte

Ruine Bismarckturm

Ein Johannes de Lichtenberg wurde erstmals 1323 urkundlich erwähnt.[1] Die Belehnung der Frankfurter Bürger Lichtenberg erfolgte jedoch nie mit dem gleichnamigen Dorfe.[2] Erwähnung der Kirche von Lichtenberg im Register des Hochstifts Lebus von 1405, es mussten jährlich 4 Talente als Cathedratikum an den Bischof abgeführt werden.[3] 1409 geht Lichtenberg an die Frankfurter Familie Grosse, welche lange Zeit Höfe als Lehnsherren besitzen. Die Dorfkirche auf dem Anger wurde wahrscheinlich in den Hussitenkriegen von 1419 bis 1434 beziehungsweise um 1439 zerstört. Bis 1456 sind mindestens 8 Höfe noch immer wüst, wie man den Lehnsbriefen der Rakow entnehmen kann. Die Herren wechselten noch einige Male, bis Arndt und Heinrich von Röbel zu Biegen, welche auch Rosengarten belehnt hatten, 1572 das Dorf erwerben. Im Folgejahr wird Heinrich alleiniger Besitzer von Lichtenberg. Er erwirbt 1597 die Mühle von Markendorf und lässt diese nach Lichtenberg versetzen. Im gleichen Jahr wird auf seine Veranlassung hin auch eine neue Kirche errichtet.

Während des Dreißigjährigen Krieges liegt das Dorf von 1638 bis etwa 1648 wüst. Nach der erneuten Besiedlung erfolgte 1697 der Einsturz des Kirchturms und ein Wiederaufbau. 1665 gibt es ein Gut im Ort.

1747 leben im Dorf und auf dem Vorwerk 213 Einwohner, die Kirche ist Mutterkirche.[4] Im Siebenjährigen Krieg leidet das Dorf unter erneuten Verwüstungen und Plünderungen, wie die umliegenden Dörfer auch. 1810 erfolgt die Separation an Land und Weide, auf dem Gut erfolgen Besitzwechsel, bis es 1830 von der Familie Selchow erworben wird, diese besaß es mindestens bis 1856.[5] Die Befreiungskriege lassen 1813 russische Truppen durchs Dorf ziehen.

Am 9. Juni 1869 veröffentlicht das Königliche Oberbergamt die Verleihungsurkunde über das Eigentum der Kohlengrube Vergißmeinicht, welche den Abbau von Braunkohle zwischen Rosengarten und Lichtenberg ermöglicht.[6]

1906 wird auf den Resten der Röbelschen Windmühle ein Bismarckturm errichtet. 1912 erfolgt der Unterricht im neu errichteten Küsterschulgehöft. 1915 wird die Freiwillige Feuerwehr gegründet.

26. Mai 1956, Bau eines Rübenernters

Die beiden Weltkriege, welche nun folgen sollen, fordern auch unter den Lichtenbergern ihre Opfer, die Gedenksteine finden sich an der Kirche.

Im April 1945 finden um Lichtenberg die letzten Gefechte statt, am 20. April 1945 wird das Dorf von der Roten Armee eingenommen. Der Ort und die Kirche sind stark zerstört. Als Folge der Bodenreform 1945 wurde der letzte Rittergutbesitzer, Schulz – Rosengarten, enteignet.

Auf Beschluss des Frankfurter Magistrates bildete sich nach einem 1947 erlassenen Gesetz des Landtages der Stadtkreis Frankfurt (Oder) und Lichtenberg wird eingemeindet.[7]

Viele der durch die Bodenreform entstandenen Neubauern und der vorhandenen kleinen Bauern werden 1953 in die LPG Typ I Friedenswacht kollektiviert. Das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft stellte für jeden Tiefsitzkarren zur Rübenernte, der in den MTS aus eigenen Mitteln gebaut wird, eine Prämie von 200.-- DM bereit.

1968 erfolgt die Schließung der Schule. Das Gelände der Feuerwehr beherbergt zu Zeiten der DDR Röntgenzüge, von 1990 bis 1993 ist es Standort des THW. Seit 1993 findet sich hier der Feuerwehr Traditionsverein Frankfurt (Oder) zusammen mit der Feuerwehr.

Mit der Wende erfolgt die Umstrukturierung der LPG 1991 zur Agrarprodukte Lichtenberg e.G, Agrargenossenschaft Hohenwalde, Lichtenberg, Rosengarten e.G., Lichtenberger Agrar Gesellschaft mbH & Co. KG.[8] Heute Agrargesellschaft Lichtenberg mbH, eine Milchviehanlage, welche seit 2007 mit einer Biogasanlage arbeitet.[9]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Ruine der Kirche
Kirche vor 1909

Siehe den ausführlichen Artikel Bismarckturm.

Die frühgotische Kirche, ein Feldsteinbau, ist heute ein kirchlicher und kultureller Veranstaltungsort in dem Freiluftgottesdienste, Benefizkonzerte wie auch Sommerkinoabende stattfinden. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Trümmergestein zum Wiederaufbau der Häuser im Ort genutzt. 2001 begannen die Bewohner die Kirche wieder herzurichten. 2003 erhielt die Sakristei ein neues Dach. Die Mauerkronen des Kirchenschiffs und seiner Anbauten wurden gesichert. [10] Eine der ehemals drei Glocken ist in den 1970er Jahren zu Boden gestürzt, blieb aber unversehrt und befindet sich heute in einem hölzernen Glockenturm neben der Kirche. [11]

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Die heutige Wirtschaftsstruktur in Lichtenberg ist gekennzeichnet durch Landwirtschaft. Die ansässigen Unternehmen setzen auf Silomais aus dem Biogas[12] gewonnen wird.

Verkehr

Lichtenberg liegt mit der amerikanischen Hotelkette Ramada direkt an der B12 die westlich nach Berlin führt. Der Ortsteil wird von der Buslinie 982 aus Frankfurt (Oder) angefahren.

Links

 Commons: Lichtenberg (Frankfurt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Chronik der Stadt Frankfurt (Oder) Jubiläen 2007 [1] Stadtarchiv Frankfurt (Oder)
  2. Christian Wilhelm Spieker: Geschichte der Stadt Frankfurt an der Oder von der Gründung der Stadt bis zum Königthum der Hohenzollern, Verlag Gustav Harnecker & Comp., Frankfurt a.d.O. 1853, S. 70
  3. Herbert Ludat: Das Lebuser Stiftsregister von 1405: Studien zu den Sozial- und Wirtschaftsverhältnissen im mittleren Oderraum zu Beginn des 15. Jahrhunderts, Band 9 von Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hessen, Verlag Otto Harrassowitz, 1965, S.1, ISBN 9783428038077
  4. Alexander August Mützell: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats, Band 3, Karl August Kümmel, Halle 1822, S. 98
  5. Heinrich Karl Wilhelm Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts oder geographisch-historischstatistische Beschreibung der Provinz Brandenburg, 3 Bde, Brandenburg 1854- 1856, Band 3.
  6. Amtsblatt der Regierung zu Frankfurt a. d. Oder, Trowitzsch u. Sohn, Frankfurt a.d.O 1869, S. 172
  7. Stadtarchiv, Eingemeindete Dörfer
  8. Walter Bayer: Rechtsprobleme der Restrukturierung landwirtschaftlicher Unternehmen in den neuen Bundesländern nach 1989. Abschlussbericht des DFG-Forschungsprojekts: Abschlussbericht DES Dfg-Forschungsprojeckts, Verlag Gruyter 2003,S. 838, 853, 878, ISBN 3899490584
  9. MOZ 5. September 2009 [2]
  10. Kulturportal Brandenburg
  11. Kulturportal Brandenburg
  12. MOZ 6. August 2009 [3]

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