Charles-Francois Dumouriez

Charles-Francois Dumouriez
Charles-François Dumouriez, Général en chef de l'Armée du Nord (1739–1823), posthumes Portrait von Jean Sébastien Rouillard, Paris 1834

Charles-François du Périer du Mouriez, genannt Dumouriez, (* 25. oder 27. Januar 1739 in Cambrai; † 14. März 1823 in Turville Park bei Henley-on-Thames) war ein französischer General.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und erste Karriere in der französischen Armee

Sein Vater war Mitglied der königlichen Armee und sorgte für eine gute und breite Ausbildung seines Sohns. Der Junge setzte seine Studien am Collège Louis-le-Grand fort und begann 1757 seine militärische Karriere als Freiwilliger bei der Schlacht von Roßbach. In den späteren deutschen Feldzügen im Siebenjährigen Krieg kämpfte er mit Auszeichnung; aber nach dem Friedensschluss wurde er mit einer kleinen Pension und dem St.-Louis-Kreuz in den Ruhestand geschickt.

Geheimdienst und Gefangenschaft

Dumouriez reiste dann nach Italien, Korsika, Spanien und Portugal, und seine Schriften an Étienne-François, Herzog von Choiseul über korsische Angelegenheiten führten zu seiner Wiederbeschäftigung im Stab des französischen Expeditionskorps, das zu der Insel geschickt wurde; dafür erhielt er den Rang eines Oberstleutnants. Danach wurde er Mitglied des Secret du roi, dem Geheimdienst unter Ludwig XV.. 1770 wurde er auf eine Mission nach Polen geschickt, wo er außer seinen politischen Geschäften eine polnische Miliz organisierte. Der Sturz Choiseuls führte zu seiner Abberufung, und etwas später wurde er in der Bastille inhaftiert, wo er sechs Monate verbrachte und sich mit Literatur beschäftigte. Er wurde dann nach Caen gebracht, wo er sich bis zur Thronbesteigung Ludwigs XVI. aufhielt.

Karriere während der Französischen Revolution

Nach seiner Freilassung 1774 heiratete er seine Cousine Mademoiselle de Broissy, er war aber nachlässig und untreu, und 1789 trennte sich das Paar, wobei seine Frau in einem Kloster Zuflucht nahm. Inzwischen hatte Dumouriez seine Aufmerksamkeit dem inneren Zustand seines Landes gewidmet, und unter den zahlreichen Denkschriften, die er an die Regierung schickte, war eines über die Verteidigung der Normandie und ihrer Häfen, die ihm 1778 die Kommandantur über Cherbourg sicherte, das er erfolgreich zehn Jahre lang verwaltete. 1788 wurde er maréchal de camp; aber sein Ehrgeiz war noch nicht befriedigt, und beim Ausbruch der Revolution ging er nach Paris, weil er eine Gelegenheit für seine Karriere sah, und trat dem Jakobinerklub bei. Der Tod Mirabeaus, auf den er gesetzt hatte, war ein großer Rückschlag für ihn. Aber nachdem er in den Rang eines Generalleutnants und Kommandanten von Nantes aufgestiegen war, bot sich ihm eine Gelegenheit nach der Flucht nach Varennes, als er durch ein Hilfsangebot an die Nationalversammlung Aufmerksamkeit erregte. Er schloss sich nun der Partei der Girondisten an und wurde am 15. März 1792 zum Außenminister ernannt. Er war wesentlich verantwortlich für die Kriegserklärung an Österreich (20. April), und der Einmarsch in die Niederlande wurde von ihm geplant. Nach der Entlassung von Roland, Clavière und Servan (13. Juni) übernahm er das Kriegsministerium von letzterem, trat aber zwei Tage später zurück, nachdem der König es abgelehnt hatte, sich mit der Nationalversammlung zu einigen. Nun trat er in die Armee von Luckner ein und wurde nach dem Sturm auf die Tuilerien vom 10. August und Lafayettes Flucht zum Kommandanten der Zentralarmee ernannt, und im gleichen Moment ging die Koalition in die Offensive.

Dumouriez reagierte umgehend. Sein Untergebener Kellermann schlug die Preußen bei Valmy zurück (20. September 1792), und er selbst besiegte die Österreicher in der Schlacht von Jemappes (6. November). Als er nach Paris zurückkehrte, wurde er mit stürmischem Beifall begrüßt. Aber die Extremisten an der Macht mochten ihn nicht; seine planmäßige Methode der Kriegsführung wurde von den Jakobinern kritisiert, und eine Niederlage würde das Ende seiner Karriere bedeuten. Als er im Januar 1793 bei Neerwinden eine Niederlage erlitt, setzte er mit einem verzweifelten Schachzug alles auf eine Karte. Die Beauftragten des Konvents, die geschickt wurden, um seine Führung zu untersuchen, ließ er verhaften und dem Feind ausliefern. Dann versuchte er, seine Truppen zu überzeugen, in Paris einzumarschieren und die revolutionäre Regierung zu stürzen. Der Versuch scheiterte, und Dumouriez floh mit dem Herzog von Chartres (dem späteren König Louis-Philippe) und dessen Bruder, dem Herzog von Montpensier, in das österreichische Lager.

Emigration

Nun zog er von Land zu Land, war unaufhörlich in Intrigen mit Ludwig XVIII. verwickelt, oder in Intrigen, um eine orléanistische Monarchie zu errichten (siehe Ludwig Philipp und Orléanisten). Schließlich ließ er sich 1804 in England nieder, wo ihm die Regierung eine Pension von £ 1.200 pro Jahr übertrug. Er wurde ein wertvoller Berater des Kriegsministeriums in Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen mit Napoleon, wenn auch das Ausmaß dieser Tätigkeit erst viele Jahre später bekannt wurde. 1814 und 1815 bemühte er sich, von Ludwig XVIII. zum Marschall von Frankreich ernannt zu werden, wurde aber abgewiesen.

Charles-François Dumouriez starb am 14. März 1823 in der Nähe von London.

Literatur

Quellen

Dumouriez' Memoiren wurden 1794 in zwei Bänden in Hamburg veröffentlicht; noch im selben Jahr erschien in Berlin eine deutschsprachige Übersetzung:

  • Charles François Dumouriez: Mémoires du général Dumouriez, écrits par lui-même, 2 Bände, Hambourg / Leipzig 1794
  • Denkwürdigkeiten des Generals Dumouriez, nebst dem Bildnisse des Verfassers, von ihm selbst geschrieben, mit Anmerkungen von Christoph Girtanner, 2 Bände, Berlin [u.a.] 1794

Eine erweiterte Ausgabe der Memoiren erschien 1822/23 in Paris:

  • La vie et les mémoires du général Dumouriez, avec des notes et des éclaircissemens historiques par [Saint-Albin] Berville et [Jean-François] Barrière, 4 Bände, Paris 1822f. – auch als Microfiche-Ausgabe im Georg Olms Verlag erschienen: Hildesheim [u.a.] 1994–1998

Beachtenswert daneben auch:

  • Cyrus Valence: Lettres du Général Valence pour servier de suite aux mémoires du général Dumouriez, Francfort [u.a.] 1794
  • Développement succint des principes constitutionnels par les faits des Jacobins au général Dumouriez d'après ses mémoires de 1794, par un gentilhomme de la province d'Auvergne, o. O. [1794]
  • Correspondance inédite de Mademoiselle Théophile de Fernig, aide de camp du général Dumouriez …, avec introductions et notes par Honoré Bonhomme, Paris 1873 – in einem Brief an Beurnonville schrieb Dumouriez über die beiden Schwestern Fernig: „Leur présence au sein de notre armée est fort agréable, mais ces demoiselles ont abandonné à la guerre ce qu'elles avaient de plus précieux!“ (zit. nach Henry, Dumouriez, S. 372)

Darstellungen

  • Jean-Pierre Bois: Dumouriez, héros et proscrit: un itinéraire militaire, politique et moral entre l'Ancien Régime et la Restauration, Paris 2005, ISBN 2-262-02058-2
  • Isabelle Henry: Dumouriez, général de la Révolution (1739–1823): biographie, Paris [u.a.] 2002, ISBN 2-7475-2199-0 – Moderne Biographie mit stark romanhaften Zügen.
  • Arthur Chuquet: Dumouriez, Paris 1914

Weblinks


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