Charles Hallé

Charles Hallé
Karl Halle um 1850

Karl Halle (* 11. April 1819 in Hagen, Westfalen; † 25. Oktober 1895 in Manchester), oder Sir Charles Hallé, wie er sich später nannte, war ein deutscher Pianist und Dirigent und vor allem bekannt als Gründer des Hallé-Orchesters, des ältesten professionellen Orchesters in Großbritannien.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Halle wuchs auf als ältestes von drei Geschwistern des Ehepaares Christian Friedrich Andreas Halle (1790-1848) und Karoline Brenschedt (1796-1884). Seine ersten Klavierstunden erhielt Halle von seinem Vater, der als Organist arbeitete. Er studierte 1835 unter Rink in Darmstadt, bevor er 1836 nach Paris zog, wo er bis zu den Revolutionswirren von 1848 lebte. In dieser Zeit arbeitete er regelmäßig mit Künstlern wie Cherubini, Chopin und Liszt zusammen und war mit den Literaten Alfred de Musset und George Sand befreundet. Am 11. November 1841 heiratete er Désirée Smith de Rilieu, mit der er 25 Jahre lang bis zu ihrem Tod im Jahr 1866 verheiratet war und insgesamt neun Kinder hatte.

Halle hatte gerade eine erfolgreiche Reihe von Kammermusik-Soiréen mit Alard und Franchomme begonnen, als ihn die Revolution von 1848 zur Umsiedlung mit seiner Frau und ihren zwei Kindern nach London, England zwang. Seine „Pianoforte Recitals“, erstmals 1850 in seinem Haus gegeben, und ab 1861 in St James's Hall, Piccadilly, waren ein wichtiger Teil des musikalischen Lebens in London. Er war der erste Pianist, der in England das gesamte Werk der Klaviersonaten von Beethoven beherrschte. Erst durch Hallé wurde Beethoven allgemein bekannt in der englischen Gesellschaft. Bei der „Musical Union“, gegründet von John Ella und bei den „Popular Concerts“, wirkte Hallé regelmäßig mit und ab 1853 wurde er Leiter der „Gentlemen's Concerts“ in Manchester. Dort startete er 1857 eine eigene Konzertreihe, in denen er das Orchester in eine Perfektion hob, die bis dahin unbekannt war in England.

1888 wurde Hallé für seine Verdienste um das englische Musikleben zum Ritter geschlagen. Im selben Jahr heiratete Karl Halle in seiner zweiten Ehe Wilhelmine Norman-Neruda (* 1839), die Violinistin, Witwe von Ludvig Norman und Tochter von Josef Neruda, Familienmitglieder, die lange für ihre musikalische Talente bekannt waren. Ab 1864 war Lady Hallé eine der führenden Solo-Violonistinnen der Zeit, die Vergleichen mit Männern standhielt und 1901 von Königin Alexandra den Titel Violonistin der Königin verliehen bekam.

1890 and 1891 bereisten Hallé und seine Frau Australien und andere Länder, bevor er in Manchester am 25. Oktober 1895 im Alter von 76 Jahren starb.

Werk

Hallé übte einen wichtigen Einfluss auf die musikalische Kultur und Bildung von England aus. Sein Klavierspiel, für das er in der Öffentlichkeit in London bekannt war, schien bedeutsam wegen der Perfektion denn wegen Tiefe, wegen Kristallklarheit denn für Wärme und für perfekte Umsetzung des geschriebenen Notentextes denn für starke Individualität. Von bedeutsamerem Wert aber war die weitergegebene Idee des Komponisten der äußersten Treue. Die, die privilegiert gewesen waren, ihn privat spielen zu hören und die Kraft, Schönheit und imaginäre Wärme seiner Dirigenz schätzen zu wussten, hätten ein ganz anderes Urteil gegeben. Sie lagen nicht falsch darin, Hallé als einen Mann mit weitesten und energischsten künstlerischen Sympathien zu erleben, mit einer außergewöhnlichen Begabung der Einsicht in die Musik jeder Schule sowie sein starker Sinn für Humor. Er kämpfte eine lange und harte Schlacht um die beste Musik, wobei er nie die Würde seiner Kunst vergaß. Seine Technik stammte aus seiner Jugendzeit, aus der Epoche vor Liszt, so dass die Leichtigkeit und Gewissheit, die er in moderner Musik anwandte, wunderbar die mechanischen Mittel der Musikleitung komplett verstecken konnte.

Ehrung

Am 25. Oktober 1995, dem 100. Todestag von Karl Halle, wurden zu Ehren dieses Hagener Weltbürgers seine Klavierwerke vom bekannten Pianisten Wolfgang Glemser im Maschinensaal der Hagener Fachhochschule welturaufgeführt.

Seine Heimatstadt Hagen in Westfalen bemüht sich um seine kulturelle Würdigung durch regelmäßige Konzerte, die der Initiative des Kulturjournalisten Hubertus Heiser zu verdanken sind, denen aber der heimische Publikumszuspruch noch fehlt. Ins öffentliche Gedächtnis soll ihn eine lebensgroße Statue – ein Werk des Hagener Künstlers Uwe Will – zurückführen, die auf dem Vorplatz der Johanniskirche am Markt am 27. August 2008 eine unauffällige Gedenktafel abgelöst hat.

Weblinks

Literatur

  • Karl Halle - Lebensbild eines Hagener Musikers (Hagen 1949). Herta Bielenberg in der Schriftenreihe "Hagen einst und jetzt"

Noten


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