Charles I.

Charles I.
König Karl I. (1631), Porträt von Daniel Mytens

Karl I., engl. Charles I (* 19. November 1600 in Dunfermline; † 30. Januar 1649 in London) war von 1625 bis 1649 König von England, Schottland und Irland.

Seine Versuche, in England und Schottland eine gleichförmige Kirchenverfassung einzuführen und im Sinne des Absolutismus gegen das Parlament zu regieren, lösten den Englischen Bürgerkrieg aus, der mit Karls Hinrichtung und der zeitweiligen Abschaffung der Monarchie endete.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft

Karl I. war der zweite Sohn von Jakob I., der nach dem Tod von Königin Elisabeth I. von England († 1603), zum König von England gekrönt wurde. Seine Mutter war Anna von Dänemark, Königsgemahlin von England aus dem Haus Oldenburg. Am 4. November 1616 wurde Karl zum elften Prince of Wales ernannt und folgte am 27. März 1625 seinem Vater als Karl I., König von England, Schottland, Frankreich und Irland. Die Krönung fand am 2. Februar 1626 in der Westminster Abbey statt. Karl I. heiratete am 13. Juni 1625 Henriette Marie de Bourbon, die katholische Tochter des französischen Königs Heinrich IV. und der Maria de’ Medici.

Karl I. (von drei Seiten)

Beginn des Konflikts mit dem Parlament

Bereits bei Karls I. Regierungsantritt traten die Konflikte zwischen König und Parlament zutage, die sich schon unter seinem Vater, Jakob I., angebahnt hatten. Man vermutet, dass Karl, wie dieser, ein Verfechter der Theorie des Divine Right of Kings war, nach dem das Herrschaftsrecht der Könige sich allein von der Gnade Gottes herleitete. Im Mitwirkungsanspruch des Parlaments sah er infolgedessen eine Verletzung dieses Rechts. Daher glaubte er immer wieder, sich über das Parlament hinwegsetzen zu dürfen. Ob Karl wirklich ein absolutistisches Regime anstrebte, ist jedoch äußerst fraglich.

Den Parlamentsmitgliedern, unter ihnen viele Puritaner, die bereits die Ehe des Königs mit einer Katholikin missbilligt hatten, war diese Haltung nicht verborgen geblieben. Anders als bis dahin nach einer Thronbesteigung üblich, bewilligten sie dem König daher 1625 die Einziehung der Hafenzölle („tonnage and poundage“), eine der wichtigsten Einnahmenquellen des Königtums, nur für ein Jahr, anstatt für die ganze Regierungszeit des Königs. Karl löste das Parlament daraufhin auf.

Die Außenpolitik Karls führte jedoch zu einem Krieg mit Schottland, so dass er neue Finanzmittel benötigte, die ihm nur das Parlament bewilligen konnte. Er ließ das Unterhaus 1628 wieder zusammentreten. Dessen Mitglieder verabschiedeten aber nun, um sich gegen königliche Willkürakte künftig abzusichern, die Petition of Right, mit vier Forderungen, die der König vor der Bewilligung neuer Steuern anerkennen sollte. Der König unterschrieb die Petition, um die benötigten Gelder zu bekommen, hielt sich allerdings nicht an die Forderungen und regierte im gleichen Stil weiter wie zuvor. Daraufhin berief er 11 Jahre das Parlament nicht mehr ein. Der englische König zog sich aus den militärischen Auseinandersetzungen in Europa zurück.

Regierung ohne Parlament

Ab 1629 regierte Karl I. ohne Parlament, gestützt auf seine Vertrauten Thomas Wentworth, 1. Earl of Strafford, und William Laud, Erzbischof von Canterbury. Die Star Chamber war für weltliche Angelegenheiten zuständig, die Hohe Kommission für die kirchlichen Belange.

Der Bischof von London wollte die presbyterianische Kirchenverfassung in Schottland abschaffen und die anglikanische Kirche hier einsetzen. Die Schotten protestierten und erhoben sich. Schottische Truppen marschierten in England ein.

Am 13. April 1640 trat das Parlament zusammen, weil Karl die Mittel für die Bekämpfung der Schotten benötigte. Ein paar Tage später, am 5. Mai 1640, löste er das Parlament wieder auf. Diese Tagungsperiode wurde als die Zeit des Kurzen Parlaments bekannt.

Am 3. November 1640 trat das Parlament erneut zusammen. Da es bis 1660 tagte, wird es als Langes Parlament bezeichnet. Unter der Führung von John Pym kam es zu einem Amtsenthebungsverfahren (Impeachment) vor dem House of Lords gegen den Grafen Strafford wegen Hochverrats. Die Lords sprachen Strafford frei, worauf das Unterhaus ihn mittels einer Bill of Attainder ohne weiteren Prozess zum Tod verurteilte. Karl I., der seine Herrschaft bedroht sah, gab nach und bestätigte das Todesurteil gegen Strafford. Am 12. Mai 1641 wurde der wichtigste Berater Karls hingerichtet.

Der König erfüllte weitere Forderungen des Parlaments. Er versprach, es alle drei Jahre einzuberufen und es nicht ohne seine Zustimmung aufzulösen. Die Sternkammer und die Hohe Kommission wurden aufgelöst.

Auslösung des Bürgerkriegs

Karl I. hatte aber immer noch Anhänger im Unterhaus. Dies zeigte sich im November 1641 bei der Abstimmung der Großen Remonstranz: Diese umfassende Liste von Vorhaltungen gegen die Politik des Königs war von Pym eingebracht worden und stellte erstmals die Forderung nach einer parlamentarischen Kontrolle der Regierung auf. Ein Großteil der konservativen Mitglieder des Hauses, die im Königtum ein von Gott geheiligtes Amt sahen, war nicht bereit, dieser Forderung zuzustimmen. Die Remonstranz wurde daher nur mit knapper Mehrheit angenommen. Karl überschätzte daraufhin die Stärke seiner Position, als er am 4. Januar 1642 in bewaffneter Begleitung ins Unterhaus vordrang, um Pym zu verhaften. Dies war ein versuchter Staatsstreich, der kläglich fehlschlug und zudem die Bevölkerung Londons gegen den König aufbrachte. Er floh aus London und sammelte in Oxford seine Anhänger um sich. Wenige Wochen später brach der Englische Bürgerkrieg aus.

Erster Bürgerkrieg

Die königlichen Truppen, die "Cavaliers", errangen zunächst militärische Erfolge über das Parlamentsheer, die "Roundheads", etwa in der Schlacht von Edgehill. Doch in den Schlachten von Marston Moor 1644 und Naseby 1645 erlitten Karls Truppen entscheidende Niederlagen. In beiden Schlachten trug die aus Puritanern bestehende Kavallerietruppe der "Ironsides" unter Oliver Cromwell entscheidend zum Sieg der New Model Army des Parlaments bei. Cromwell wurde dadurch zur Schlüsselfigur für den Bürgerkrieg und das weitere Schicksal Karls I.

Karl I. suchte nach dem Scheitern aller militärischen Optionen zunächst bei der schottischen Armee Zuflucht. Er verhandelte insgeheim mit den Schotten und dem englischen Parlament und versuchte, beide Seiten gegeneinander auszuspielen. Sein Vorteil war, dass ohne seine Zustimmung keine verfassungsgemäße Änderung der Regierungsform in England möglich war.

Zweiter Bürgerkrieg und Hinrichtung

Todesurteil über Karl I.

Das Lavieren des Königs führte 1648 zu einem zweiten Bürgerkrieg, in dem die schottische Armee auf seiner Seite stand. Cromwell ging gegen deren Angriff auf Nordengland vor und besiegte die ehemaligen Verbündeten. Karl versuchte nun, sich mit der Parlamentsmehrheit zu einigen und schloss den Vertrag von Newport, der ein Gesetz gegen Häresie vorsah, in dem die Puritaner einen Angriff auf ihre Glaubensfreiheit sehen mussten. Cromwell und die mehrheitlich puritanischen Offiziere der Armee hatten bis dahin geglaubt, mit dem König noch zu einer Einigung kommen zu können und hatten selbst mit ihm verhandelt.

Dieser zeitgenössische deutsche Druck stellt die Enthauptung von Karl I. dar.

Nach Newport erkannten sie, dass Karl I. nicht bereit war, sich in eine neue Verfassungsordnung in ihrem Sinne einbinden zu lassen. Solange der König lebte, würde er für sie eine ständige Bedrohung sein und neue Bürgerkriege heraufbeschwören können. Sie nahmen Karl daher gefangen und zwangen das Parlament, ihn des Hochverrats anzuklagen. Karl wurde schuldig gesprochen und am 30. Januar 1649 vor dem Banqueting House in London enthauptet. Am 7. Februar 1649 wurde er auf dem Friedhof von Schloss Windsor in Berkshire beerdigt.

Wenige Wochen später erklärte das Unterhaus England zur Republik. Sie wurde von Oliver Cromwell unter dem Titel eines Lordprotektors bis zu dessen Tod 1658 regiert. Erst zwei Jahre später kam es unter Karls I. Sohn Karl II. zur Restauration des Stuart-Königtums.

Nachkommen

Aus der Ehe mit Prinzessin Henrietta Maria von Frankreich stammen folgende Kinder:

  • Karl Jakob (*/† 13. Mai 1629)
  • Karl II. (1630–1685)
  • Maria (1631–1660) ∞ Wilhelm II., Prinz von Oranien
  • Jakob II. (1633–1701)
  • Elisabeth (29. Dezember 1635–13. September 1650)
  • Anne (17. März 1637–15. November 1640)
  • Katharina (*/† 29. Juni 1639)
  • Heinrich, Herzog von Gloucester (8. Juli 1640–8. September 1660)
  • Henriette Anne (1644–1670) ∞ Philipp I., Herzog von Orléans.

Vorfahren

 
 
Matthew Stewart, 4. Earl of Lennox
 
Margaret Douglas
 
Jakob V. von Schottland
 
Marie de Guise
 
Christian III. von Dänemark
 
Dorothea von Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg
 
Ulrich von Mecklenburg
 
Elisabeth von Dänemark
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Henry Stewart
 
 
 
 
 
Maria Stuart
 
 
 
 
 
Friedrich II. von Dänemark
 
 
 
 
 
Sophie von Mecklenburg
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Jakob VI. von Schottland
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Anna von Dänemark
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl I.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


Rezeption

Die Hinrichtung Karls I. hat in Europa als Angriff auf eine göttlich verbürgte Ordnung für Aufsehen gesorgt. Andreas Gryphius hat den Vorfall in seinem Trauerspiel Ermordete Majestät oder Carolus Stuardus König von Gross Brittannien (Erstdruck 1657, überarbeitet 1663) thematisiert und aus der Perspektive des Gottesgnadentums dargestellt: In dem Stück erscheint Karl I. als Postfiguration Christi, da er, wie betont wird, unschuldig hingerichtet wird und noch auf dem Blutgerüst seinen Anklägern vergibt. Das Stück verliert erst dann seinen tendenziösen Charakter, wenn man das dargestellte Geschehen nicht allein auf die zeitgenössische Politik, sondern auch auf die für das barocke Trauerspiel fundamentale Frage nach der Möglichkeit von Erlösung bezieht.

Literatur

  • Ronald G. Asch: Der Hof Karls I. von England. Politik, Provinz und Patronage 1625–1640, Köln/Weimar/Wien 1993. ISBN 3-412-09393-9

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Jakob I./VI./I. König von England
1625–1649
Karl II.
König von Schottland
1625–1649
König von Irland
1625–1640


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