Lützowplatz

Lützowplatz
Lützowplatz
Coat of arms of Berlin.svg
Platz in Berlin
Lützowplatz
Lützowplatz von Südwesten aus gesehen
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Tiergarten
Angelegt 1862–1867
Einmündende Straßen Lützowufer,
Lützowstraße,
Einemstraße,
Schillstraße,
Wichmannstraße,
Klingelhöferstraße
Bauwerke Sitz der Stiftung Warentest,
Haus am Lützowplatz
Nutzung
Nutzergruppen Fußgänger, Radfahrer, Auto
Platzgestaltung Hermann Mächtig

Der Lützowplatz ist ein öffentlicher, innerstädtischer Platz mit verhältnismäßig hohem Verkehrsaufkommen im Berliner Ortsteil Tiergarten des Bezirks Mitte.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Lützowplatz liegt am Landwehrkanal südlich des Lützowufers. Hier treffen folgende Straßen auf den Platz:

  • Im Nordosten das Lützowufer und die Lützowstraße,
  • im Südosten die Einemstraße,
  • im Südwesten die Schillstraße nach Süden und
  • die Wichmannstraße nach Westen sowie
  • im Nordwesten die Klingelhöferstraße über die Herkulesbrücke.

Die Schillstraße wurde auf Höhe des Platzes am 8. September 1929 ebenfalls in Lützowplatz umbenannt.[1]

Der Lützowplatz liegt auf der Achse vom Winterfeldtplatz mit der St.-Matthias-Kirche über den Nollendorfplatz bis zum Großen Stern mit der Siegessäule.

Im Norden grenzt das Tiergarten-Dreieck und das Bauhaus-Archiv an den Lützowplatz, der im Postleitzahlbezirk 10785 liegt.

Bebauung

Abgesehen von einem kleinen technischen Gebäude ist der Lützowplatz unbebaut und mit einer großen Rasenfläche, Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Einige befestigte Fußwege ermöglichen die Überquerung des Platzes. Es gibt einen Spielplatz, der Autoverkehr wird um den Platz herumgeführt.

Ganz im Nordosten grenzt das heutige Grand Hotel Esplanade an den Lützowplatz. Die östliche, südliche und westliche Seite sind in geschlossener Bauweise bebaut: im Osten mit gewerblicher Bebauung und Wohnhäusern, unter anderem mit dem Haus am Lützowplatz von 1873 und dem vom Architekten Friedrich Wilhelm Kraemer 1965 gebauten Gebäude der Stiftung Warentest, das zunächst als Preussag-Verwaltungsgebäude genutzt wurde.[2] Ferner gibt es Wohnhäuser der Architekten Axel Schultes, Mario Botta und Modersohn & Freiesleben, im Süden das Hotel Berlin, Berlin und im Westen eine Wohnanlage vom renommierten Architekten Oswald Mathias Ungers, die vom Abriss bedroht ist.[3][4]

Die Gegend um den Lützowplatz herum wird auch als Lützowviertel bezeichnet.[5]

Geschichte

Lage des heutigen Lützowplatzes (kleines, rotes Rechteck unterhalb des Großen Tiergartens) auf der Karte von Schneider von 1798
Lützowplatz, Postkarte von 1905 mit Blick von Norden. Im Vordergrund die Herkulesbrücke und der Herkulesbrunnen, hinten die Einemstraße zum Nollendorfplatz und dahinter der Turm der Sankt-Matthias-Kirche am Winterfeldtplatz

Das Gebiet des heutigen Lützowplatzes lag bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiet der kreisfreien Stadt Charlottenburg. Von 1845 bis 1850 wurde der ehemalige Landwehrgraben durch den größeren, über 22 Meter breiten und auf Höhe des späteren Lützowplatzes etwas nach Süden verlegten Landwehrkanal ersetzt. Martin Gropius war 1858 mit der Villa Heese unter den ersten Architekten, die die Umgebung des heutigen Lützowplatzes bebauten.

1861 wurde das Gebiet um den heutigen Lützowplatz nach Berlin eingemeindet und nach dem 1862 in Kraft getretenen Hobrecht-Plan entwickelt. 1867 begann die Bebauung des nach dem Gärtnerei- und Gutsbesitzer Georg Friedrich Kielgan auch Kielgan-Viertel genannten Stadtviertels zwischen Nollendorfplatz und Lützowstraße mit Wohnhäusern und Villen, und der Platz erhielt am 23. November 1869 im Zusammenhang mit der Benennung von Plätzen und Straßen des etwas südlich verlaufenden Generalszuges den Namen des 35 Jahre zuvor verstorbenen Freiherrn Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow, der auch in der Nähe gewohnt hatte.[6] Elisabeth von Plotho und Armand Léon von Ardenne zogen 1873 nach ihrer Trauung in die Nähe des Lützowplatzes. Auch Carl Andreas Julius Bolle, Besitzer einer stadtbekannten Molkerei, wohnte um 1880 in der unmittelbaren Nähe des Lützowplatzes und ließ zunächst dort auch die Kühe seiner Meierei C. Bolle weiden.

Der Lützowplatz diente längere Zeit als Lagerplatz für Kohlen und Holz, bis er schließlich von 1889 bis 1890 durch den Bau der Herkulesbrücke an den Großen Tiergarten angebunden wurde. 1900 wurde der Platz durch Hermann Mächtig gärtnerisch gestaltet und erhielt am 11. Oktober 1903 an seinem nördlichen Ende den durch Stadtbaurat Ludwig Hoffmann und Bildhauer Otto Lessing gestalteten, monumentalen Herkulesbrunnen.

Die damals von Clara Simrock veranstalteten Musiksoiréen und Matineen, die unter anderem auch von den Komponisten Johannes Brahms, Antonín Dvořák und Max Bruch besucht wurden, ließen den Lützowplatz zu einem musikalischen Zentrum in Berlin werden.[7]

Die Gegend wurde bei Künstlern und Prominenten, wie Peter Behrens, Joachim Dammer, Wilhelm Fließ, Walter Gropius, Sigfrid Hammerschlag,[8] Dora Hitz, Traugott von Jagow, Adolf Jandorf, Willi Huth,[9] Adolph von Menzel, Julius Meier-Graefe, Eva Poll, Alfred von Tirpitz, Anton von Werner oder Theodor Wolff zunehmend beliebt. Der Lützowplatz erlebte seine Blüte bis in die 1930er Jahre.[6]

In der damaligen Braunschweigischen Gesandtschaft am Lützowplatz 11 erhielt Adolf Hitler am 25. Februar 1932 die deutsche Staatsangehörigkeit (siehe auch → Einbürgerung Adolf Hitlers).[6][10] Die Kanzlei des Führers wurde 1934 für einige Zeit zunächst in unmittelbarer Nähe des Lützowplatzes am Lützowufer eingerichtet.

Während des Zweiten Weltkrieges befand sich eine Flugabwehrstellung am Lützowplatz.[11] Durch die Zerstörungen während des Krieges blieben am Lützowplatz nur die beiden Wohngebäude Lützowplatz 7 und 9 stehen.[12] Auch die Herkulesbrücke wurde zerstört. 1950 wurde zunächst eine neue dreispurige Stahlbetonbrücke gebaut, die von 1962 bis 1964 durch eine ebenfalls dreistreifige – östlich angrenzende – Spannbetonbrücke ergänzt wurde.

Das Haus am Lützowplatz, Lützowplatz 9, wurde zunächst vom Kunstamt Tiergarten[6] und wird heute als Ausstellungszentrum für zeitgenössische Kunst genutzt. Die Buchausstellung „Woche des Buches“ fand am 24. Oktober 1952 im Haus am Lützowplatz erstmalig in West-Berlin statt.[13] In den 1960er Jahren hatte der Kabarettist Wolfgang Neuss mit dem „Domizil” eine Spielstätte im Souterrain des Hauses.

Bis zur deutschen Wiedervereinigung führte die Ersatz-Bundesstraße S nordwestlich auf der Trasse Schillstraße – Lützowufer am Lützowplatz vorbei.

Kunst

Auf dem Lützowplatz sind heute sechs Kunstwerke aufgestellt. Das älteste ist die 1904 von Louis Tuaillon geschaffene Bronzeskulptur Herkules und der erymanthische Eber, die 1967 aufgestellt wurde und einen Bezug zu dem im Krieg zerstörten Herkulesbrunnen aber auch zum früheren Schmuck der Herkulesbrücke über den Landwehrkanal herstellt.

In der östlichen Mitte der Parkanlage steht die Stehende und liegende Gruppe von 1980 bis 1985 von Sabina Grzimek. Diese Bronzeskulpturen wurden 1986 vom Magistrat erworben und 1995 auf Initiative der Galerie Eva Poll vom Bezirksamt Tiergarten aufgestellt.

Gegenüber befindet vor dem Haus am Lützowplatz sich die Skulptur Tangentiale Berührung und Treppenskulptur von Volkmar Haase von 1988.

Drei weitere Monumente von 1990 stammen vom Bildhauersymposium Lützowplatz ’90 und sind am nördlichen Ende des Platzes aufgestellt:[14]

Sonstiges

Von 1923 bis 1938 war auch ein Platz im Berliner Ortsteil Lichtenrade nach Freiherr von Lützow benannt, der sich am Schnittpunkt der Paplitzer Straße und er dortigen Lützowstraße befand.[15]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lützowplatz. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  2. Karin Wilhelm, Olaf Gisbertz, Detlef Jessen-Klingenberg, Anne Schmedding (Hrsg.): Gesetz und Freiheit. Der Architekt Friedrich Wilhelm Kraemer 1907–1990. jovis Verlag, Berlin 2007, S. 203.
  3. Billig logieren statt günstig wohnen - Abriss für Ungers-Bauten in Berlin, BauNetz, 4. Juni 2008 (online)
  4. Ein letzter Blick auf ein Stück gebaute Utopie, urbanophil.net - Netzwerk für urbane Kultur e.V. (online)
  5. Lützowviertel. In: Bezirkslexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins.
  6. a b c d Lützowplatz. In: Bezirkslexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins.
  7. Berliner Biographien – Clara Simrock. In: Berlinische Monatsschrift. Heft 8/1997 beim Luisenstädtischen Bildungsverein, S. 114.
  8. Manfred Stürzbecher: Frauenarzt und Hebammenlehrer. Sigfrid Hammerschlag. In: Berlinische Monatsschrift. Heft 9/1998 beim Luisenstädtischen Bildungsverein, S. 67.
  9. Weinhaus Huth im Ehrungsverzeichnis des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  10. Adolf Hitler. In: Bezirkslexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins.
  11. Bernd Hildebrandt, Ernst Haiger: Kriegsende in Tiergarten. Die Geschichte des Kriegsgräberfriedhofs Wilsnacker Straße. Edition Berliner Unterwelten, Heimatverein und Geschichtswerkstatt Tiergarten, Lehmanns Media, 2009, Seite 86.
  12. Max Missmann, Hans-Werner Klünner, Wolfgang Gottschalk: Lützowplatz. In: Berliner Plätze. Photographien von Max Missmann. Nicolai Verlag, 2001, ISBN 978-3-87584-610-2.
  13. Berlin-Kalender. In: Berlinische Monatsschrift. 10/1997 beim Luisenstädtischen Bildungsverein, S. 133.
  14. Skulpturen in Tiergarten auf www.bildhauerei-in-berlin.de
  15. Lützowplatz (Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Lichtenrade). In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
52.50468913.352433

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