Rami Makhluf

Rami Makhluf

Rami Makhluf (arabisch ‏رامي مخلوف‎, DMG Rāmī Maḫlūf; auch Machluf; * 1969) ist ein syrischer Geschäftsmann. Er ist ein Cousin ersten Grades[1] des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad[2], dessen Mutter aus der Makhluf-Familie stammt. Makhluf pflegt darüber hinaus ein enges Verhältnis zu Buschra al-Assad, der älteren Schwester Baschars, sowie zu Maher al-Assad, dessen Bruder, mit dem er auch in geschäftlichen Dingen zusammenarbeitet.[3]

Siehe auch: Assad (Familie)

Geschäftstätigkeit

Makhluf kontrolliert den syrischen Mobilfunkanbieter SyriaTel und gilt als einer der einflussreichsten Syrer. Analysten zufolge kann ohne sein Einverständnis kein ausländisches Unternehmen Geschäfte in Syrien machen.[1] Das Privatvermögen von Rami Makhluf und dessen Bruder Ihab wurde 2006 auf etwa drei Milliarden US-Dollar geschätzt, die Familie Makhluf gilt als reichste Familie Syriens. Außer SyriaTel ist Rami im Rahmen der Familiengeschäfte auch an Immobilien- und Bankgeschäften, Freihandelszonen entlang der Grenze zum Libanon, Duty-free-Shops und Luxuskaufhäusern beteiligt[3], außerdem kontrollieren die Makhlufs den Import von Tabak. Rami Makhluf besitzt außerdem ausgedehnte Ländereien auf den US-amerikanischen Jungferninseln, die auch schon Gegenstand von Gerichtsverhandlungen waren. Als Ergebnis dieser Auseinandersetzungen wurde die Kontrolle über das US-Geschäft der Familie seinem Bruder Ihab übertragen.[4] Außerdem ist er Eigentümer der syrischen Tageszeitung Al-Watan.[5]

Zeitweise kontrollierte Makhluf während der 2000er Jahre auch den Import von Automobilen von Mercedes-Benz, den er den Gebrüdern Sanqar abrang, die seit den 1960ern die offiziellen Repräsentanten von Mercedes-Benz in Syrien waren. Als die Sanqars sich weigerten, den Import abzugeben, konnte Makhluf durch seine Kontakte den syrischen Staat dazu bewegen, unter Ausnutzung einer Gesetzeslücke die Lieferungen von Ersatzteilen an die Sanqars zu unterbinden. Mercedes-Benz stoppte als Reaktion auf den Streit sämtliche Aktivitäten in Syrien bis der Streit geklärt war, mittlerweile wird der Import wieder von den Gebrüdern Sanqar kontrolliert.[6]

Zusammen mit Mahir al-Assad betreibt Rami Makhluf eine Reihe verschiedener Projekte im Libanon. Es gibt Berichte über Spannungen zwischen den beiden, die als Ursache dafür angesehen werden, dass die Familie Makhluf Teile ihres Geschäfts 2005 nach Dubai verlagert hat. Manche Beobachter führen diesen Transfer auch darauf zurück, dass die Makhlufs besorgt darüber gewesen seien, im Rahmen einer propagandistischen Antikorruptionskampagne als Sündenbock geopfert zu werden.[4]

Korruptionsvorwürfe

Rami Makhluf wird von der Opposition als Symbol der Korruption in Syrien wahrgenommen. Bei den Protesten in Syrien 2011 beschimpften ihn Demonstranten in Dar'a als "Dieb".[2] Unter politischen Beobachtern ist weitestgehend unstrittig, dass Makhluf seinen großen Reichtum in erster Linie seiner engen Verbundenheit mit dem syrischen Regime verdankt. So wird berichtet, dass Baschar al-Assad sich, bevor er Präsident wurde, sogar während offizieller Treffen um Kontakte für ihn bemühte.[4] In den Depeschen, die Wikileaks während der sogenannten Cablegate-Affäre Ende 2010 veröffentlichte, wird Makhluf als mächtiger "regime financier" bezeichnet. [7]

Makhluf wird weiterhin vorgeworfen, im Libanon mit Hilfe des Geschäftsmannes Pierre Fattouch illegale Umleitungen libanesischer Telefonate zugunsten von SyriaTel vorgenommen zu haben.[4]

Die Verhaftung und mehrjährige Haftstrafe für den syrischen Dissidenten Riad Seif steht im Zusammenhang mit dessen Kritik an Rami Makhluf. Seif, Parlamentsabgeordneter und einer der vehementesten Regierungskritiker Syriens, wurde im Rahmen des Damaszener Frühlings 2001 durch seine scharfe Kritik auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Trotz diverser Hinweise des syrischen Regimes, sich zurückzuhalten, startete er im September 2001 eine Kampagne gegen korrupte Praktiken bei der Vergabe der beiden GSM-Lizenzen, von denen eine an Makhlufs SyriaTel vergeben worden war. Seifs Immunität wurde kurz darauf aufgehoben, er wurde festgenommen und für fünf Jahre eingesperrt.[8]

Am 16. Juni 2011 erklärte Makhluf aufgrund der Proteste er werde seine Geschäftstätigkeiten beenden, große Teile seiner Beteiligungen verkaufen und sich zukünftig der Wohlfahrt widmen. Sein Versuch Teile seiner Aktien zu verkaufen und das Geld an „Angehörige der Opfer der Unruhen“ zu verteilen scheiterte. In der Folge ging Makhluf nach Dubai.[9]

Einzelnachweise

  1. a b BBC News: Who's who in Syria's leadership. 3. März 2011, abgerufen am 24. März 2011 (englisch).
  2. a b ORF: Tote bei Zusammenstößen in Syrien. 18. März 2011, abgerufen am 24. März 2011 (deutsch).
  3. a b Shmuel Bar: Bashar's Syria: The Regime and its Strategic Worldview In: Comparative Strategy, 25, 2006, Special Issue, S. 379
  4. a b c d Shmuel Bar: Bashar's Syria: The Regime and its Strategic Worldview In: Comparative Strategy, 25, 2006, Special Issue, S. 395
  5. Rudolph Chimelli: In den Fängen des Assad-Clans. In: Süddeutsche. 15. April 2011, abgerufen am 15. April 2011 (deutsch).
  6. Salwa Ismail: Changing Social Structure, Shifting Alliances and Authoritarianism in Syria In: Fred H. Lawson (Hrsg.): Demystifying Syria London 2009, The London Middle East Institute at SOAS, ISBN 978-0-86356-654-7; S.20
  7. CNN: Challenges for al-Assad as events in Syria threaten regional upheaval. 28. März 2011, abgerufen am 29. März 2011 (englisch).
  8. Volker Perthes: Geheime Gärten - Die neue arabische Welt, Berlin 2002, S.259
  9. Isabelle Imhof: „Keine Almosen, sondern das Geld des Volkes zurück“. In: Neue Zürcher Zeitung. 28. Juni 2011, abgerufen am 28. Juni 2011 (deutsch).

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