Manfred Hermanns

Manfred Hermanns

Manfred Hermanns (* 7. Februar 1936 in Düsseldorf) ist ein deutscher Sozialwissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hermanns wuchs in Düsseldorf und während der letzten Kriegsjahre in den thüringischen Evakuierungsorten Greiz (Besuch der Marienschule, heute Goetheschule) und Wormstedt (Kreis Apolda) auf. Von 1947 bis 1956 besuchte er das humanistische Staatliche Görres-Gymnasium in Düsseldorf. Die Reifeprüfung war am 7. Februar 1956 inclusiv Großem Latinum, Graecum und Hebraicum. Von 1956 bis 1964 studierte er Geographie, Soziologie, Geschichte, Philosophie und katholische Theologie an der Universität Bonn, Universität Münster und der Universität Wien. Seine ihn prägenden akademischen Lehrer waren Joseph Höffner (Christliche Sozialwissenschaften), Carl Troll (Geographie), Heinz Gollwitzer (Sozialgeschichte), Helmut Schelsky (Soziologie), Johannes Messner (Sozialethik), Otto Most (Philosophie), Hubert Jedin (Kirchengeschichte), Werner Schöllgen (Moraltheologie), Hermann Volk (Dogmatik). 1960 erwarb er das Diplom der Christlichen Sozialwissenschaften und promovierte 1964 zum Dr. phil. an der Universität Münster.

1964–1965 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Soziographisches Institut bei Ludwig Neundörfer. Hier arbeitete er u.a. an der Materialsammlung zum "Atlas sozialökonomischer Regionen Europas". In dieser Zeit hörte er zusätzlich wirtschaftswissenschaftliche Vorlesungen an der Universität Frankfurt/Main. 1964 heiratete er die Lehrerin Maria Thienel. Aus der Ehe gingen 3 Kinder hervor: Gerburg, Reginald und Meinulf. 1965–1969 war er Dozent an der Thomas-Morus-Akademie in Bensberg (bei Köln) und 1969–1972 Dozent für Soziologie an den Höheren Fachschulen für Sozialpädagogik und Sozialarbeit in Paderborn, gleichzeitig nahm er Lehraufträge für Familien-, Bildungs- und Religionssoziologie an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe, Abteilung Paderborn und für Soziologie und Politologie an der Fachhochschule Südostwestwestfalen, Fachbereich Wirtschaft wahr.

Seit 1972 war er Dozent, seit 1980 Professor für Soziologie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Ferner hielt er 1972 Gastvorlesungen an der Pädagogischen Hochschule Niedersachsen, Abteilung Vechta und hatte 1975 und 1976 einen Lehrauftrag für Organisationssoziologie an der Hochschule der Bundeswehr Hamburg sowie 1999–2003 Lehraufträge an der Katholischen Fachhochschule Norddeutschland zum Thema „Sozialer und kultureller Wandel“.

1968–1977 war er Mitglied des Bensberger Kreises und in dieser Zeit erfolgte unter anderem seine Mitarbeit am Memorandum „Demokratisierung der Kirche“. Von 1976 bis 1979 begleitete er im Rahmen des Bundesjugendplans wissenschaftlich ein Projekt zur Behebung der Jugendarbeitslosigkeit und zur Förderung sozial benachteiligter und individuell beeinträchtigter Jugendlicher in Hamburg (siehe: Aktionsforschung zur Jugendberufshilfe 1981), 1986 erstellte er eine Expertise für den 7. Jugendbericht (gefördert durch das Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit), 1989-91 war er Referent für Soziale Wissenschaften im Präsidium des Hochschullehrerbundes auf Bundesebene. Hermanns war 1991–98 Mitherausgeber des Jahrbuches für Jugendsozialarbeit, Bd. XII – Bd. XIX (ISSN 0721-6084).

1996–2000 war er Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), und zuvor bereits Mitglied der Kommission „Soziale Arbeit und Caritas“ beim ZdK, 1999 erfolgte auf seine Initiative hin die Gründung des Heinrich-Weber-Forschungskreises e. V., dessen Präsident er seitdem ist.

Schwerpunkte seiner Lehr- und Forschungstätigkeit sind Familiensoziologie, Religionssoziologie, Organisationssoziologie, Jugendsoziologie, Jugendsozialarbeit, Geschichte der Sozialarbeit, Sozialethik.

Publikationen

  • Das soziale und wirtschaftliche Raumgefüge des Landkreises Altenkirchen. Düsseldorf 1964.
  • Landkreis Altenkirchen / Westerwald (= Die deutschen Landkreise, *Handbuch für Verwaltung, Wirtschaft und Kultur, die Landkreise in Rheinland-Pfalz; Bd. 6), zusammen mit dem Institut für Landeskunde in *Bad Godesberg. Altenkirchen Ww. 1969.
  • Die Neue Linke im Katholizismus. Wider die Illiberalität des jüngsten *Bensberger Memorandums „Anti-Sozialismus aus Tradition“. Seevetal: Sozialpädagogischer Verlag 1977.
  • Kirche als soziale Organisation. Zwischen Partizipation und Herrschaft (Patmos Paperback). Düsseldorf: Patmos Verlag 1979. ISBN 3-491-77599-X
  • Aktionsforschung zur Jugendberufshilfe - Maßnahmen, Ergebnisse, Perspektiven. In: Karl Hugo Breuer, Hans Elsner und Horst Heibach (Hrsg.), Jahrbuch für Jugendsozialarbeit. Bd. II. Köln: Verlag Die Heimstattt 1981. S. 3-126.
  • Familienleitbilder im Wandel. Normative Vorgaben und Selbstkonzepte von Eltern und Jugendlichen (= Materialien zum Siebten Jugendbericht; Bd. 3). Zusammen mit Barbara Hille. München: Verlag Deutsches Jugendinstitut 1987. ISBN 3-87966-273-8
  • Jugendberufshilfe und Jugendsozialarbeit in der Weimarer Republik. Eine sozialhistorische Studie zur Sozialarbeit und Sozialpolitik. In: Karl Hugo Breuer (Hrsg.), Jahrbuch für Jugendsozialarbeit. Bd. X. Köln: Verlag "Die Heimstatt" 1989. S. 3-65. ISSN 0721-6084
  • Jugendarbeitslosigkeit seit der Weimarer Republik. Ein sozialgeschichtlicher und soziologischer Vergleich. Opladen: Leske & Budrich 1990. ISBN 3-8100-0728-5
  • Prinzip des Dialogs, nicht der Herrschaftsfreiheit in der kirchlichen Jugendarbeit. (= Versuche - Skizzen - Resümees. Eine Schriftenreihe aus dem Johann-Michael-Sailer-Institut Köln; Heft 1). Köln: Verlag „Die Heimstatt“ 1995. ISSN 0949-8834
  • Heinrich Weber. Sozial- und Caritaswissenschaftler in einer Zeit des Umbruchs. Leben und Werk (= Studien zur Theologie und Praxis der *Caritas und Sozialen Pastoral, Bd. 11). Würzburg: Echter 1998. ISBN 3-429-01971-0
  • Bibliographie Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe 1900 - 2000. Hrsg. von Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit Nordrhein-Westfalen e.V. Köln: Landesarbeitsgemeinschaft Katholische *Jugendsozialarbeit Nordrhein-Westfalen 2002. ISBN 3-8311-3390-5
  • Sozialethik im Wandel der Zeit. Persönlichkeiten - Forschungen - *Wirkungen des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre und des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Universität Münster 1893-1997. (= Abhandlungen zur Sozialethik, Bd. 49). Paderborn - München - Wien - Zürich: Schöningh 2006. ISBN 978-3-506-72989-7
  • Max Größer - Auswandererfürsorger und Auswandererseelsorger - Opfer des Nationalsozialismus. Festschrift zum 70. Todestag am 19. März 2010. Hrsg. vom Raphaels-Werk Dienst am Menschen unterwegs e.V. Hamburg 2010.
  • Weltweiter Dienst am Menschen unterwegs. Auswandererberatung und Auswandererfürsorge durch das Raphaels-Werk 1871-2011. Friedberg: Pallotti Verlag 2011. ISBN 978-3-87614-079-7

Mitarbeit in kirchlichen Diensten und Gremien

  • 1970 - 1972 Mitglied des Pfarrgemeinderates der Kath. Hochschulgemeinde Paderborn und Delegierter im Dekanatsrat,
  • 1987 - 1992 Regionsleiter der Region Osnabrück/Hamburg der Gemeinschaft katholischer Männer und Frauen
  • seit 29. April 1988 Mitglied des Verwaltungsrates des Raphaels-Werkes, Dienst am Menschen unterwegs,
  • 1992 - 2002 Wissenschaftlicher Beirat des Familienbundes der Katholiken
  • 1992 - 1998 Mitglied der Kommission 7 "Sozial-caritativer Dienst" (Soziale Arbeit) des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken
  • 1997 - 2000 Mitglied des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken

Mitgliedschaft in wissenschaftlichen und sozialen Gemeinschaften/Vereinen

  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie
  • Der Übersee-Club Hamburg
  • Beirat der Görres-Gesellschaft
  • Joseph-Höffner-Gesellschaft
  • Verwaltungsrat des Raphaels-Werkes e.V., Dienst am Menschen unterwegs
  • Freundeskreis der Konrad-Adenauer-Stiftung
  • Heinrich-Weber-Forschungskreis e.V.
  • Deutscher Verein vom Heiligen Lande
  • Zentral-Dombau-Verein zu Köln
  • Hospiz Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz Niedersachsen e.V.
  • Deutscher Alpenverein

Literatur

  • Hermanns, Manfred. In: Wilhelm Bernsdorf und Horst Knospe: Internationales Soziologenlexikon. Band 2, Enke, Stuttgart 1984, S. 350.
  • Hildegard Mathies: Begegnet: Prof. Manfred Hermanns. In: KirchenZeitung. Die Woche im Bistum Hildesheim. Jg. 53, Nr. 24 (14. Juni 1998).
  • Breuer, Karl Hugo: Hundert Jahre im Überblick. Rez. zu M.H., Bibliographie Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe 1900-2000. In: jugendsozialarbeit aktuell. Nr. 28 (Juni 2003), S. 1-4.
  • Wer ist wer? Das deutsche who's who. Band XLVIII, Lübeck 2009, S. 469-470.
  • Kürschers Deutscher Gelehrten-Kalender 2009. 22. Ausgabe, Band 2, München 2009, S. 1583/1584.

Weblinks


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