Martin Wilhelm von Waldthausen

Martin Wilhelm von Waldthausen
Das Wappen der Familie an Schloss Waldthausen

Freiherr Martin Wilhelm von Waldthausen (* 30. November 1875 in Essen; † 21. September 1928 in Wiesbaden) war ein deutscher Offizier. Er ließ von 1908 bis 1910 im Lennebergwald zwischen Mainz und Budenheim das Schloss Waldthausen erbauen.

Martin Wilhelm von Waldthausen stammte aus der angesehenen Essener Patrizier- und Industriellenfamilie Waldthausen. Er wurde am 30. November 1875 als einziger Sohn des Bankiers Freiherr Albert von Waldthausen (1834–1924) und seiner Frau Maria Luise Julie Henriette von Waldthausen (geb. Bährens, 1835–1918) in Essen geboren.

Husaren bei einem Kaisermanöver

Inhaltsverzeichnis

Offizierslaufbahn

Über die ersten beiden Lebensjahrzehnte von Waldthausens ist nur wenig bekannt. Offenbar wollte er aber nicht Bankier wie sein Vater werden, sondern entschied sich verhältnismäßig spät mit Mitte 20 für eine Offizierslaufbahn. 1901 oder 1902 trat er in das königlich-preußische Husaren-Regiment „König Humbert von Italien“ (1. Kurhessisches) Nr. 13 ein, das zu dieser Zeit in der Golden-Ross-Kaserne in der Reichsfestung Mainz im Großherzogtum Hessen stationiert war. Er hatte dort den Dienstgrad eines Rittmeisters, was in der Kavallerie dem Rang eines Hauptmanns entsprach.

Bei einem Militärmanöver mit Kaiserparade im Übungsgebiet Mainzer Sand kam es (vermutlich 1904) zu einem Zwischenfall, durch den sich von Waldthausen durch Kaiser Wilhelm II. gekränkt fühlte. Im Gegenzug soll auch der Freiherr eine abfällige Äußerung über den Kaiser gemacht haben (das so genannte Götzzitat). Dies hätte den Tatbestand der Majestätsbeleidigung erfüllt, wurde aber offenbar nicht strafrechtlich verfolgt.

Allerdings schied von Waldthausen nach dem Zwischenfall aus dem Militärdienst aus und wurde offenbar auch um zwei Dienstgrade degradiert, denn der frühere Rittmeister trug nach seiner Entlassung nur noch den Rang eines Leutnants außer Dienst. Das Husaren-Regiment Nr. 13 wurde 1905 nach Diedenhofen in Deutsch-Lothringen verlegt – es ist aber unklar, ob sich dabei um eine Strafmaßnahme handelte.

Schloss Waldthausen

Schloss Waldthausen

Nach dem Ausscheiden aus dem Militär lebte Freiherr Martin Wilhelm von Waldthausen in Mainz als Privatier. Am 21. Februar 1905 heiratete er im Alter von 29 Jahren in Essen die mehr als vier Jahre ältere Klara Elise Theodore Korte (1871–1940), mit der er drei Kinder hatte: Maria Elise Clara Irene (* 1906), Albert Karl Wilhelm Horst (* 1907) und Elisabeth (* 1909), die alle in Mainz geboren wurden. Der Freiherr ließ als Wohnsitz für sich und seine Familie von 1908 bis 1910 im Lennebergwald zwischen Mainz und Budenheim das Schloss Waldthausen erbauen. Die Familie zog im Januar 1910 in das Anwesen ein.

Die prunkvolle Villa samt mehreren Nebengebäuden sowie einem weitläufigen Park und einem großen terrassierten Schlossgarten mit Fischteich soll die für die damalige Zeit sehr hohe Summe von 18 Millionen Mark gekostet haben. Ein Motiv für die prächtige Ausführung der Schlossvilla könnte von Waldthausens Geltungsdrang gegenüber Kaiser Wilhelm II. gewesen sein. Er soll seinen Architekten angewiesen haben, die Villa nach dem Vorbild des Residenzschlosses in Posen zu errichten, das der Kaiser von 1905 bis 1913 bauen ließ.

An der Eingangsfassade ließ von Waldthausen ein riesiges Relief des Familienwappens anbringen, das die Jahreszahl 1569 trägt. Der Freiherr legte großen Wert darauf, nicht zum neureichen Geldadel zu gehören und berief sich dabei auf seinen 1569 geadelten Vorfahren Justus von Waldthausen. Dieser Adelstitel war in der Franzosenzeit verloren gegangen, aber von Albert von Waldthausen 1886 wiedererlangt worden.

Schloss Waldthausen brachte der Familie kein Glück: Kurz nach dem Einzug starb im März 1910 die jüngere Tochter Elisabeth – der Säugling wurde nur zehn Wochen alt. Und im November 1911 starb auch noch die ältere Tochter Maria im Alter von nur fünf Jahren.

Emigration

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs verließen der Freiherr, seine Frau und sein Sohn Albert Karl 1914 Deutschland und lebten fortan in der Schweiz und in Liechtenstein. Die von Waldthausens erwarben sogar die Schweizer Staatsbürgerschaft und kehrten nie wieder nach Schloss Waldthausen zurück.

Freiherr Martin Wilhelm von Waldthausen ist am 21. September 1928 im Alter von 52 Jahren bei einem Aufenthalt in Wiesbaden gestorben. Er erlebte nicht mehr, dass sein Sohn Albert Karl im Alter von 26 Jahren im August 1933 bei einem Autorennen tödlich verunglückte.

Im Mainzer Stadtteil Finthen gibt es eine Waldthausenstraße, die nach dem Freiherrn benannt ist.

Literatur

Weblinks


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