Mascherode

Mascherode
Wappen Karte
Wappen Braunschweig-Mascherode.png Lage Mascherodes in Braunschweig
Mascherode
Stadt: Braunschweig
Stadtbezirk: Südstadt-Rautheim-Mascherode
Einwohner: 3.771 (17. Sep. 2005)[1]
erste urkundliche Erwähnung: 1192
Höhe: 84 m ü. NN
Postleitzahl: 38126
Vorwahl: 0531

Mascherode ist ein südlicher Stadtteil von Braunschweig. Er liegt im Bezirk Südstadt-Rautheim-Mascherode.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name Mascherode setzt sich zusammen aus Masch für feuchtes Schwemmland und Rodung und bedeutet „Rodung im Feuchtland“. Der Ort ist auch heute noch von drei Seiten mit Wald umgehen und weist im alten Dorfkern einen hohen Grundwasserspiegel auf. Die ostfälische Mundartform lautet „Maschero(e)“. Scherzhaft hört man auch bisweilen „Matschedero“. Im 17. und 18. Jahrhundert werden in Urkunden oft die latinisierten Formen Masqueroda bzw. Masquerode verwendet.

Früher wurde irrtümlich angenommen, bei Mascherode handele es sich um das alte Marquarderode[2] Heute dagegen weiß man, dass dieses schon früh wüst gewordene Marquarderode auf dem Gebiet des heutigen Siegfriedviertels lag, wo noch im 18. Jahrhundert auf alten Karten das Ärkeröder Feld verzeichnet ist[3].

Geschichte

Die Dörfer mit der Endung -rode werden der zweiten Rodungsperiode ab ca. 1000 n. Chr. zugeordnet. Während die Nachbarorte Salzdahlum und Sickte 888, Stöckheim und Melverode 1007 sowie Rautheim 1031 erwähnt werden, taucht Mascherode erst 1192 im Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt auf[4]: Das Kloster Riddagshausen tauschte damals vom Domstift Halberstadt 2 Hufen in Marsceroth ein[Anm. 1] ein.

Dem Kloster Riddagshausen gelang allmählich der Inbesitznahme des ganzen Dorfes: 1204 erwarb es von König Otto IV. 6 weitere Hufen in Marsekerod und das Kohliholz[5] und erhielt diese Erwerbungen in villa Mascherode 1208 vom Bischof von Halberstadt bestätigt[6]. Dieser überließ 1219 dem Zisterzienserkloster auch die Kirche mit der Vogtei in Marsceroth[7] und Pfalzgraf Heinrich schenkte vermutlich noch im selben Jahr das Kirchenpatronat[8].

Nachdem die Mönche das ganze Dorf erworben hatten, richteten sie einen Gutshof, eine sogenannte Grangie, ein, auf der bereits 1248 ein "magister" Dietrich in Marscheroth bezeugt ist[9], um ihren Ordensregeln gemäß neben den täglichen Stundengebeten durch ihrer eigenen Hände Arbeit von der Landwirtschaft zu leben. Diese Grangien litten aber bald an fehlendem Nachwuchs, sodass der Herzog dem Kloster 1335 gestattete, in Mascherode wieder Bauern anzusiedeln[10].

Historische Karte von Braunschweig und Umgebung

Nach der Wiedergründung gehörte Mascherode völlig dem Kloster Riddagshausen. Der Konvent und an seiner Spitze der Abt war Grundherr aller Höfe, zog den Zehnten ein und übte die niedere Gerichtsbarkeit aus[11]. Außerdem betreuten die Mönche auch weiterhin das Dorf jahrhundertelang kirchlich, denn erst nach der Reformation wurde Mascherode 1576 zum Pfarrsitz erhoben[12].

Mascherode wurde in seiner langen Geschichte immer wieder in die Kämpfe zwischen dem Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel und der freien Hansestadt Braunschweig hineingezogen und daher mehrfach von beiden Seiten ausgeraubt, geplündert und zerstört; besonders schlimm war es 1492, während der Reformationswirren von 1542 bis 1553, 1602, 1605, 1615 und im Dreißigjährigen Krieg. Als die Herzöge schließlich 1671 die Stadt Braunschweig erfolgreich belagern und erobern konnten, schlugen sie ihr Heerlager in den Riddagshäuser Klosterdörfern auf, alleine in Mascherode starben damals über 20 verwundete Soldaten.

Die Abhängigkeit vom Kloster fand erst im 19. Jahrhundert ihr Ende. Nach Auflösung des Klostergerichtes Riddagshausen kam Mascherode in westphälischer Zeit 1807 zum Landkanton Wolfenbüttel im Osten und wurde 1814 ein Teil des neugebildeten Kreisgerichts Riddagshausen, aus dem später der Landkreis Braunschweig hervorging.

In den 1830er und 1840er Jahren wurden dann die Grundabgaben, die Hand- und Spanndienste und der Zehnt ans Kloster abgelöst und die Bauern Eigentümer ihrer Höfe. Die 1847 bis 1853 durchgeführte Separation und einschneidende Änderungen in der Landwirtschaft wie die Abschaffung der Dreifelderwirtschaft, die Einführung von künstlichem Dünger und der Anbau von Zuckerrüben führten zum Wohlstand der Bauern.

Mascherode um 1825, von Braunschweig kommend.

Mitte des 19. Jahrhunderts erlangte der südlich des Dorfes lagernde Kalkstein wirtschaftliche Bedeutung. Die Bauern Bötel und Friese bauten als erste den Kalkstein ab, Ende des 19. Jahrhunderts errichtet Conrad Mesecke eine Kalkhütte und schließlich entstand 1903 durch Rudolph Bannow ein großes Kalkwerk. Die Fabrik brachte neues Leben in das Dorf, aus ganz Mitteleuropa waren Saisonarbeiter beschäftigt. Das Werk kam in den 20er Jahren mit der Weltwirtschaftskrise zum Erliegen und konnte nur noch behelfsmäßig bis in die 50er Jahren fortgeführt werden. Ein weiterer großer Arbeitgeber war im beginnenden 20. Jahrhundert die Voßsche Gutsverwaltung. Viele Polen kamen in zu dieser Zeit nach Mascherode, einige blieben auch dauerhaft.

Trotz dieses relativen Aufschwungs blieb Mascherode landwirtschaftlich geprägt, wenn auch Handwerker und Pendler nach Braunschweig schon zahlenmäßig zunahmen. Eine Zäsur war dann das Ende des Zweiten Weltkrieges. Nun kamen zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten nach Mascherode, woraufhin sich die Einwohnerzahl nahezu verdoppelte. Viele der Neuankömmlinge siedelten sich in den 1950er Jahren am Südrand des Dorfes an.

Ab den 1960er Jahren begann ein weiterer Bevölkerungsschub durch aus Braunschweig Zugezogene, die sich in Mascherode Häuser bauten. Gleichzeitig setze ein Rückgang der Landwirtschaft ein; Mascherode entwickelte sich vom Bauerndorf zum reinen Wohnort.

Im Jahr 1974 kam der Ort im Zuge der Verwaltungsreform zur Stadt Braunschweig, nachdem schon 1934 Teile der Feldmark für den Bau der "Siedlung Mascherode" (seit 1955 Braunschweiger Südstadt) eingemeindet worden waren.

Geographie

Mascherode liegt in 84 m Höhe im Urstromtal der Oker, süd-südöstlich der Braunschweiger Innenstadt. Bis auf den Südwesten ist der Ort vollständig von Wald umschlossen. Der Südrand Mascherodes grenzte im 15. Jh. an die Braunschweiger Landwehr. Auf dem Gebiet des Ortes entspringt der Spring, ein Quellteich, der in die Oker abfließt.

Politik

Verwaltung

Mascherode ist seit 1974 Teil des Bezirks Südstadt-Rautheim-Mascherode. Bezirksbürgermeister ist Dirk Rühmann (CDU), Stellvertreter Tobias Jäcker (FDP).

Wappen

Blasonierung: „Geteilt von Silber über Rot; oben ein roter Löwenkopf, unten ein silberner Baumstuken.“

Die untere Hälfte des Wappens von Mascherode, dessen Name den Ursprung der Besiedelung erkennen lässt, stellt sozusagen den Wurzelgrund der Mascheröder[Anm. 2] Geschichte dar: Die Rodung der Masch im Sumpfwald. Der gerodete Stuken (Baumstumpf) gibt diesen Teil des Ortsnamens „redend“ wieder. In der oberen Schildhälfte meldet der Kopf des Braunschweiger Stadtlöwen, dass Mascherode seit 1974 ein Ortsteil der Stadt Braunschweig ist; das wird auch durch die Farbgebung des Wappens in den Braunschweiger Stadtfarben unterstrichen.[13]

Das Wappen wurde am 8. März 1979 vom Ortsrat eingeführt und der Entwurf stammt vom Heraldiker Philipp Schmidt.

Vereine

1906 wurde die „Schweine- Versicherungs-Interessentschaft in Mascherode“ als Nachbarschaftshilfeeinrichtung gegründet. Die Generalversammlung beschloss am 27. April 1980 die Auflösung der Schweinekasse.

Sehenswürdigkeiten

Literatur

  • Fritz Habekost: Chronik von Mascherode, Braunschweig 1982
  • Henning Habekost, Jürgen Kuck: Das Wandbild von Mascherode. Braunschweigische Landschaft e. V. 2007
  • Hermann Kleinau: Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, Hildesheim 1968
  • Schmidt, T.: Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe, Teil 1, Leipzig 1883
  • Bocholtz-Asseburg, G. Graf von: Asseburger Urkundenbuch, Teil 1, Hannover 1876

Weblinks

Fußnoten

Einzelnachweise

  1. Braunschweig in der Statistik - Statistisches Jahrbuch 2008
  2. Bei Anlegen der Kirchenbücher notierte Pastor Wiegmann 1652 parochia Mascherodana, verius Marquarderodana ( = Pfarrei Mascherode, eigentlich Marquarderode ) und auch Hassel und Bege schrieben noch 1802 Mascherode, in alten Zeiten Markwarderode ( G. Hassel und K. Bege: Geographisch=statitistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg, 1. Band, Braunschweig 1802, Seite 361 ).
  3. Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, Seite 396
  4. Urkundenbuch des Hochstiftes Halberstadt I 335
  5. Asseburger Urkundenbuch I 32
  6. Urkundenbuch des Hochstiftes Halberstadt I 445
  7. Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Signatur 24 Urk 44
  8. Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Signatur 24 Urk 45
  9. Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Signatur 24 Urk 92
  10. Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Signatur 24 Urk 642
  11. Erbregister des Klosters Riddagshausen von 1605 ( Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, Signatur 19 Alt 155)
  12. Bestallungsurkunde von Ehrn Johan Paseker im Landeskirchlichen Archiv in Wolfenbüttel
  13. Arnold Rabbow: Neues Braunschweigisches Wappenbuch. Braunschweiger Zeitungsverlag, 2003, ISBN 3-926701-59-5, S. 22.

Anmerkungen

  1. 1 Hufe entspricht etwa 24 Morgen
  2. In der Region ist das Adjektiv "Mascheröder" gebräuchlich, allerdings existiert auch die Schreibweise "Mascheroder".
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