Perewalowo (Kaliningrad)

Perewalowo (Kaliningrad)
Siedlung
Perewalowo/
Muldszen/Muldschen (Mulden)

Перевалово
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Frühere Namen Muldszen (bis 1936),
Muldschen (1936–1938),
Mulden (1938–1946)
Zeitzone UTC+3
Postleitzahl 238417
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 813 013
Geographische Lage
Koordinaten 54° 30′ N, 21° 26′ O54.521.433333333333Koordinaten: 54° 30′ 0″ N, 21° 26′ 0″ O
Perewalowo (Kaliningrad) (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Perewalowo (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Red pog.svg
Oblast Kaliningrad

Perewalowo (russisch Перевалово, deutsch Muldszen (Muldschen), 1938–1946 Mulden) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er liegt im Norden des Rajon Prawdinsk und gehört zur Mosyrskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Mosyr).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Perewalowo am linken Ufer der Ilme (russisch: Borodinka) liegt 19 Kilometer nördlich der früheren Kreisstadt Schelesnodoroschny und 28 Kilometer nordöstlich der heutigen Rajonhauptstadt Prawdinsk.

Durch Perewalowo verläuft die russische Fernstraße R 508 im Abschnitt zwischen Snamensk und Osjorsk. Innerorts mündet eine Nebenstraße von Sadowoje – an der russischen Fernstraße A 197 gelegen – über Frunsenskoje kommend ein.

Die nächsten Bahnstationen an der Bahnstrecke Toruń–Tschernjachowsk waren bis zum Jahr 2001 Frunsenskoje (8 km) bzw. Mosyr (8 km, russische Stationsbezeichnung: Mosyr-Nowy), deren Betrieb jedoch auf russischem Staatsgebiet seit 2001 eingestellt ist.

Geschichtliches

Der einstmals Muldszen[1] genannte Ort wurde um 1600 von dem Amtshauptmann von Insterburg und späteren Landhofmeister Wolfgang Heinrich Erbtruchsess Freiherr zu Waldburg (aus dem Haus Waldburg-Capustigall) angelegt und als neues Kirchspiel von Insterburg abgetrennt. Von 1874 bis 1945 war Muldszen Sitz und namensgebender Ort eines neu errichteten Amtsbezirks[2], dem anfangs 20 kommunale Einheiten angegliedert waren und der zum Landkreis Gerdauen im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte.

Im Jahre 1910 zählte Muldszen 362 Einwohner[3]. Am 30. September 1928 wurden die drei Gutsbezirke Berszlack (1938–1946 Bärlack, heute russisch: Narwskoje), Klein Astrawischken (1938–1946 Ilmengrund, heute russisch: Morosowka) und Nubertshöfen (heute russisch: Obuchowo) sowie die vier Landgemeinden Escherwalde (heute russisch: Lemechowo), Gomischken (1938–1946 Gomingen,heute russisch: Dalneje), Groß Szemblonen (1936–1946 Groß Schemblonen) und Kiauken (1938–1946 Kauken,heute russisch: Molodzowo) nach Muldszen eingemeindet. Die Einwohnerzahl stieg bis 1933 auf 928 und betrug 1939 noch 894[4].

Am 12. Februar 1936 änderte sich die Namensschreibweise von Muldszen in „Muldschen“, und am 3. Juni 1938 (mit amtlicher Bestätigung vom 16. Juli 1938) wurde der Ort in „Mulden“ umbenannt.

In Folge des Zweiten Weltkrieges kam das nördliche Ostpreußen und mit ihm auch Mulden zur Sowjetunion und erhielt den neuen Namen „Perewalowo“. Bis 2009 war Perewalowo innerhalb der russischen Oblast Kaliningrad in den Nowo-Bobruiski sowjet (Dorfsowjet Nowo-Bobruisk (Ilmsdorf)) eingegliedert und ist seither – basierend auf einer Struktur- und Verwaltungsreform[5] – eine von 25 als „Siedlungen“ (possjolok) eingestufte Ortschaften innerhalb der Mosyrskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Mosyr) im Rajon Prawdinsk.

Amtsbezirk Muldszen/Mulden

Am 9. April 1874 wurde aus 17 Landgemeinden und drei Gutsbezirken der Amtsbezirk Muldszen[6] (ab 12. Februar 1936 offiziell „Amtsbezirk Muldschen“, ab 8. November 1938 dann „Amtsbezirk Mulden“ genannt) errichtet:

Name (bis 1946) Russischer Name Bemerkungen
Landgemeinden:
Budwischken
1938–1946: Oberndorf
Bystrjanka 1928 in die Landgemeinde Schönlinde eingegliedert
Escherwalde Lemechowo 1928 in die Landgemeinde Muldszen eingegliedert
Gomischken
1938–1946: Gomingen
Dalneje 1928 in die Landgemeinde Muldszen eingegliedert
Gräbenswalde Pereleski 1893 in die Landgemeinde Groß Potauern eingegliedert
Groß Potauern Perekrjostki
Groß Szemblonen
1936–1946: Groß Schemblonen
-- 1928 in die Landgemeinde Muldszen eingegliedert
Ilmsdorf Nowo-Bobruisk
Jodeglienen
1938–1946: Wiedenau
-- 1928 in die Landgemeinde Schönlinde eingegliedert
Juganeusaß
1938–1946: Odertal
Jurowo
Kiauken
1938–1946: Kauken
Molodzowo 1928 in die Landgemeinde Muldszen eingegliedert
Kiehlendorf Tichoje
Klein Szemblonen
1936–1946: Klein Schemblonen
-- 1912 in den Gutsbezirk Nubertshöfen eingegliedert
Muldszen
1936–1938: Muldschen, 1938–1946: Mulden
Perewalowo
Petrineusaß Luschki
Schönlinde Linjowo
Sokallen Perowo 1928 in die Landgemeinde Werschen eingegliedert
Werschen Werschiny
Gutsbezirke:
Berszlack
1938–1946: Bärlack
Narwskoje 1928 in die Landgemeinde Muldszen eingegliedert
Klein Astrawischken
1938–1946: Ilmengrund
Morosowka 1928 in die Landgemeinde Muldszen eingegliedert
Nubertshöfen Obuchowo 1928 in die Landgemeinde Muldszen eingegliedert

Am 1. Januar 1945 gehörten noch acht Gemeinden zum Amtsbezirk Mulden: Groß Potauern, Ilmsdorf, Juganeusaß, Kiehlendorf, Mulden, Petrineusaß, Schönlinde und Werschen.

Kirche

Kirchengebäude

Wahrscheinlich stand schon zum Ende des 16. Jahrhunderts in Muldszen eine Kapelle in einfacher Holzbauweise. Die erste Kirche wurde 1603 im Fachwerkstil errichtet.

Im Jahre 1808 wurde diese Kirche durch einen Steinbau ersetzt. Es handelte sich dabei im Grundriss um ein längliches Viereck, das im Westen durch einen quadratischen Turm abgeschlossen war. Der Turm überragte nur wenig das Kirchenschiff. Hohe rechteckige Fenster mit Bleiverglasung ließen Licht in das Kircheninnere, durch das sich lange Emporen an der Nord- und Südseite zogen. Der Kanzelaltar stand im Osten, und auf der Westempore die Orgel.

In den 1930er Jahren wurde noch eine Warmluftheizung eingebaut und das Gestühl umgebaut. Die zweimanualige Orgel erhielt damals elektrischen Antrieb.

Nach 1945 wurde das Gotteshaus bis heute als Lagerhalle zweckentfremdet, und die Fenster wurden zugemauert. Lediglich die Wetterfahne von 1808 ist erhalten geblieben.

Kirchengemeinde

Die Kirchengemeinde Muldszen/Mulden – der Ort war seit Bestehen mehrheitlich evangelischer Konfession – mit seinem weitflächigen Kirchspiel[7] wurde 1601 gegründet. Bis dahin kam alle zwei Wochen ein Pfarrer aus Insterburg per Pferd durch die Große Wildnis zur Beichte am Sonnabend und zum Gottesdienst am Sonntag.

Der Pfarrsprengel Muldszen war mit 40 Orten das größte Kirchspiel im Landkreis Gerdauen und umfasste den nördlichen Teil des Kreisgebietes. Im Norden grenzte es an den Staatsforst, in nordwestlicher Richtung an den Landkreis Wehlau und in nordöstlicher Richtung an den Landkreis Insterburg.

Bis 1945 war das Kirchspiel Muldszen/Mulden in den Kirchenkreis Gerdauen innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union eingegliedert.

Heute liegt Perewalowo – wie bereits im 16. Jahrhundert! – wieder im Einzugsgebiet der Kirchengemeinde in Tschernjachowsk, die sich in den 1990er Jahren neu formiert hat. Sie gehört zur ebenfalls neu errichteten Propstei Kaliningrad[8] innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER).

Kirchspielorte

Zum Kirchspiel Muldszen/Mulden gehörten bis 1945[9]:

Name (bis 1946) Russischer Name Name (bis 1946) Russischer Name
Astrawischken
1938–1946: Astrau
Krasnoje Klein Potauern Solowjowo
Berszlack
1938–1946: Bärlack
Narwskoje Lehmhöfel Lemechowo
Bokellen Frunsenskoje Mauenfelde Kljutschi
Budwischken
1938–1946: Oberndorf
Bystrjanka Mauenwalde Metschnikowo
Escherwalde Lemechowo Miggental Mendelejewo
Gomischken
1938–1946: Gomingen
Dalneje Muldszen
1936–1938: Muldschen
1938–1946: Mulden
Perewalowo
Gräbenswalde Pereleski Neu Astrawischken
1938–1946: Neu Astrau
--
Groß Astrawischken
1938–1946: Großastrau
Krasnoje Nubertshöfen Obuchowo
Groß Potauern Perekrjostki Pempienen
1938–1946: Hufenwald
--
Groß Szemblonen
1936–1946: Groß Schemblonen
Peterehlen Wjasemskoje
Grüntann Lasarewo Petrineusaß Luschki
Ilmsdorf Nowo-Bobruisk Reimerischken
1938–1946: Reimershof
Tumanowo
Jodeglienen
1938–1946: Wiedenau
-- Rosenthal Schelesnowo
Juganeusaß
1938–1946: Odertal
Jurowo Schneiderin Beresowka
Kiauken
1938–1946: Kauken
Molodzowo Schönlinde Linjowo
Kiehlendorf Tichoje Sokallen Perowo
Klein Astrawischken
1938–1946: Ilmengrund
Morosowka Trenkensruh Kowalewskoje
Kleinfeld -- Werschen Werschiny

Pfarrer

Zwischen 1601 und 1945 amtierten in Muldszen/Mulden 24 Geistliche[10]:

  • Paul Hoffmann, 1601–1606
  • Jacob Malichius, 1606–1607
  • Andreas Sperber, 1608–1618
  • Johann Dembovius, 1618–1619
  • Gregorius Kewnick, 1620–1626
  • Gabriel Fuchs, 1626–1637
  • George Regge, 1637–1650
  • Melchior Ditzel, 1649–1653
  • Johann Arendt, 1653–1664
  • Johann Titius, 1664–1686
  • Friedrich Stein, 1686–1737
  • Gottfried Schumacher, 1737–1786
  • Daniel Wahl, 1787–1796
  • George Benjamin Kuwert, 1796–1832
  • Johann Heinrich Nadrowski, 1833–1847
  • Carl Ludwig Hesse, 1848–1869
  • Carl Wilhelm Schieritz, 1869–1893
  • Wilhelm Depner, 1893–1902
  • Gustav Liedtke, 1903–1909
  • Ludwig Rosenow, 1909–1916
  • Fritz Penschuk, 1917–1925
  • Ernst Wenger, 1925–1930
  • Oskar Foellmer (Superintendent), 1931–1941
  • Ludwig Friedrich Theodor Eicke, 1943–1945

Schule

Vor 1945 gehörte zu den ein- und zweiklassigen Volksschulen in Muldszen/Mulden auch eine private Mädchenschule, die dem Lehrplan der Insterburger Oberrealschule angepasst war.

Persönlichkeit des Ortes

  • Hans Schenk (* 1. Januar 1936 in Muldszen), deutscher Olympionike und Bundestrainer der Speerwerfer († 2006)

Verweise

Fußnoten

  1. Perewalowo - Muldszen/Mulden
  2. Rolf Jehke, Amtsbezirk Mulden
  3. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis Landkreis Gerdauen
  4. Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch
  5. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Oktober 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  6. Rolf Jehke, Amtsbezirk Mulden (wie oben)
  7. Kirchspiel Muldszen/Mulden
  8. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad
  9. Kirchspiel Muldszen/Mulden (wie oben)
  10. Friedwald Moeller, Alpreußisches Evangelisches Pfarrerbuch von der Reformations bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 98-99

Weblinks


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