Münz- und Medaillensignatur

Münz- und Medaillensignatur
Frankfurt am Main, Freie Stadt, Vereinstaler 1865, am Büstenabschnitt signiert: A. v. NORDHEIM (August von Nordheim, Medailleur)
Medaille 1726 von Johann Wilhelm Höckner (Medailleur in der Münzstätte Dresden), auf die Grundsteinlegung der Frauenkirche Dresden, am Abschnitt signiert: HOECKNER. FEC. (Replik)
Wuchermedaille 1923 von Friedrich Wilhelm Hörnlein, am oberen Rand signiert: F. H. 1923, geprägt in der Münzstätte Muldenhütten

Die Münz- und Medaillensignatur kennzeichnet auf Münzen und Medaillen das Werk des Münzgraveurs, Medailleurs und Stempelschneiders namentlich als Urheber. Beifügungen hinter den Signaturen weisen zusätzlich auf den Anteil an der Arbeit für die Herstellung der Medaille hin oder geben Auskunft über die Vorlage für die Gravur.

Inhaltsverzeichnis

Erläuterung

In der bildenden Kunst ist die Signatur ein Namenszeichen oder der Name des Künstlers zur Kennzeichnung der Urheberschaft seines Werkes. Signaturen auf Münzen sind schon im antiken Griechenland seit dem 5. Jahrhundert v. u. Z. in Einzelfällen vorhanden.

Üblich werden Signaturen erst in der Renaissance und vorerst nur auf den Medaillen, z.B. auf der Dreifaltigkeitsmedaille von 1544 des bekannten Leipziger Goldschmieds Hans Reinhard des Älteren (Künstlersignatur H-R). Auf Münzen erscheinen sie erst wieder vereinzelt im 17. und 18. Jahrhundert, wie z.B. auf dem Schautaler von 1681/83 geprägt unter Friedrich I. (1675–1691), Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, signiert mit den Buchstaben IGS (Stempelschneider J. G. Sorberger). Häufiger werden Signaturen auf Münzen erst ab dem 19. Jahrhundert.

Grundsätzlich ist bei Münzen zwischen Münzzeichen (Münzstättenzeichen), Münzmeisterzeichen (Name des Münzmeisters) und Künstlersignatur zu unterscheiden.

Die Signatur auf Münzen und Medaillen befindet sich im Büstenabschnitt des Bildnisses bzw. im Halsabschnitt des Kopfbildes, unterhalb der Bodenlinie einer Szene und an anderen meist versteckten Stellen und bestehen aus Buchstaben, die kleiner als die in der Legende sind. Eine Signatur auf der Vorderseite und eine andere auf der Rückseite weisen auf gemeinschaftliche Arbeit der genannten Künstler hin.

Zusätze hinter Signaturen

Sind zwei oder mehr Signaturen auf einer Seite der Medaille vorhanden, sind den Signaturen unterschiedliche Zusätze bzw. Formeln wie fecit, invenit, perfecit usw. beigefügt, aus denen zu entnehmen ist, dass die in der jeweiligen Signatur genannte Person die Medaille geschaffen hat (fecit), die Zeichnungsvorlage für das Modell vom Künstler stammt (invenit) oder die Medaille vollendet hat (perfecit). Unter der Vollendung der Medaille ist zu verstehen, dass der Guss durch den Genannten erfolgte.

Ad vivum in Verbindung mit fecit bedeutet, dass es sich um ein nach dem Leben graviertes Porträt handelt. Wurde eine Büste als Vorlage für die Medaille verwendet, steht hinter dem Namen des Bildhauers skulpsit und hinter dem des Medailleurs fecit. Seit dem 19. Jahrhundert findet man ggf. noch die Abkürzung dir. als Zusatz hinter einer Signatur, um den Inhaber der Medaillenprägeanstalt zu kennzeichnen.

Zusammenstellung

Abkürzungen auf Medaillen Formel (lat.) Bedeutung
fec.; f.; FEC.; F. fecit hat (die Medaille) gemacht
inv.; INF. invenit hat (die Medaille) erfunden
perf.; PERF. perfecit hat (die Medaille) vollendet
ad viv.; A. V. ad vivum nach dem Leben (graviertes Porträt)
skulpsit hat die Büste gemacht (nach der die Medaille geschaffen wurde)
dir.; DIR. direxit hat (die Medaille) herrichten lassen

Literatur

  • Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik, Berlin, 1976
  • Dr. Paul Arnold, Dr. Harald Küthmann, Dr. Dirk Steinhilber: GROSSER DEUTSCHER MÜNZKATALOG VON 1800 BIS HEUTE, Augsburg, 2010
  • Julius und Albert Erbstein: Erörterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillen-Geschichte bei Verzeichnung der Hofrath Engelhardt´schen Sammlung, Dresden 1888
  • Max Barduleck: Die letzten Jahre der Münze in Dresden, Werksverzeichnis 1865 bis 1911, herausgegeben von Dr. Paul Arnold, Berlin, 1981
  • Paul Arnold, Max Fischer †, Ulli Arnold: Friedrich Wilhelm Hörnlein 1873―1945, Hrsg.: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Münzkabinett Dresden, 1992
  • Lienhard Buck: Die Münzen des Kurfürstentums Sachsen 1763 bis 1806, Berlin 1981
  • Wolfgang Streguweit: Geschichte der Münzstätte Gotha, Weimar 1987

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