Neuer Berliner Kunstverein

Neuer Berliner Kunstverein

Der Neue Berliner Kunstverein (Abkürzung n.b.k. oder NBK) ist ein 1969 in Berlin gegründeter Kunstverein, der sich der Förderung zeitgenössischer Kunst widmet. Der Verein hat feste Ausstellungsräume in der Chausseestraße in Berlin-Mitte. Die seit 1970 vom n.b.k. betriebene Artothek ist mit 4.000 ausleihbaren Kunstwerken die größte Artothek in Deutschland. Das 1971 gegründete Video-Forum ist eine Sammlung von Videokunst, die heute mehr als 1.000 Arbeiten umfasst.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In den 1960er Jahren gab es in West-Berlin im Vergleich zu heute nur wenige öffentliche Ausstellungsmöglichkeiten für zeitgenössische Kunst. Bürgerliche Kunstvereine aus der Vorkriegszeit hatten Nationalsozialismus und Krieg nicht überstanden. 1965 initiierte der ein Jahr vorher aus dem Amt als Berliner Kultursenator geschiedene Adolf Arndt die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Bildende Kunst (DGBK),[1] um diese Lücke zu schließen. Das Statut der DGBK sah eine Finanzierung und Steuerung „von oben“ vor, das Geld kam von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie und die Entscheidungen sollten durch dreißig auf Lebenszeit gewählte Mitglieder getroffen werden. Dieses Modell stieß im Kontext der Berliner Studentenbewegung auf Widerstand. Am 5. Dezember 1968 sprengten Studenten mit der Parole „Der Kunstverein stinkt!“ die DGBK-Hauptversammlung. 1969 wurde die DGBK aufgelöst.[2]

1969 gründete sich daraufhin der Neue Berliner Kunstverein, drei Tage später auch die Neue Gesellschaft für bildende Kunst (NGBK). Der Berliner Senat teilte die Fördermittel der Lotto-Stiftung paritätisch auf NBK und NGBK auf. Lange Zeit galt die NGBK, bei der die Mitglieder basisdemokratisch organisiert selbst Einfluss auf die Ausstellungen nehmen, als „progressiver“ als die traditioneller organisierte NBK, die eher Einzelausstellungen von Berliner Künstlern zeigte.[3] Der NBK wurde von 1975 bis 1994 von Lucie Schauer geleitet.[4]

Nach dem Fall der Mauer zog der NBK 1994 von Charlottenburg nach Mitte in die Chausseestraße 128/129 nahe dem Oranienburger Tor um. Neuer Direktor wurde 1995 Alexander Tolnay, zuvor stellvertretender Leiter des Ausstellungsdienstes im Stuttgarter ifa.[5] Tolnay wurde 2008 von Marius Babias abgelöst, der vorher als Kunstkritiker und Kurator gearbeitet hatte.[6] Der Kunstverein Berlin ist ein eingetragener Verein,[7] hatte 2007 gut 700 Mitglieder[8] und ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV).[9]

Literatur

  • Rosemarie Bremer, Lucie Schauer: 10 Jahre NBK : Bilanz und Rechenschaft aus Berlin. Neuer Berliner Kunstverein, Berlin 1979.
  • Rosemarie Bremer, Renate Grisebach: 20 Jahre NBK : das zweite Jahrzehnt. Neuer Berliner Kunstverein, Berlin 1989.
  • Marius Babias, Sophie Goltz, Kathrin Becker (Hrsg.): Kunst und Öffentlichkeit : 40 Jahre Neuer Berliner Kunstverein. König, Köln 2009, ISBN 978-3-86560-715-7. (Katalog anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im NBK vom 28. März bis 10. Mai 2009.)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Literatur von Deutsche Gesellschaft für Bildende Kunst im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  2. Kolja Reichert: Mehr Demokratie malen. In: Tagesspiegel vom 29. März 2010.
  3. Martin Conrads: Hinter den Barrikaden – der Neue Berliner Kunstverein feiert 40-jähriges Bestehen. In: Goethe-Institut Online, Mai 2009.
  4. Bernhard Schulz: Lucie Schauers Chronik des Berliner Kunstlebens seit 1945. In: Tagesspiegel vom 29. September 1999.
  5. Personalien. In: Art, Nr. 9 / 1994, S. 134
  6. Ingeborg Ruthe: Marius Babias ist kein Vereinsmeier. In: Berliner Zeitung vom 29. Mai 2007.
  7. Neuer Berliner Kunstverein, Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, Vereinsregisternummer 4084.
  8. Nicola Kuhn, Christiane Meixner: Hauptstadt der Ich-Container. In: Tagesspiegel vom 28. Dezember 2007. (Interview mit Marius Babias)
  9. Mitglieder des ADKV. (Abgerufen am 4. August 2010.)
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