Nachtluftpost

Nachtluftpost

Das Nachtluftpostnetz ist eine Logistikkette, die eine Postzustellung am nächsten Werktag im Bundesgebiet sicherstellen soll.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 1. September 1961 wurde der Aufbau der Nachtluftpost begonnen.[1]

1994 waren in Deutschland jede Nacht 25 Postflugzeuge im Einsatz. Hauptknotenpunkt war der Rhein-Main-Flughafen Frankfurt, wo sich Nacht für Nacht 12 gecharterte Lufthansa-Maschinen zum Postaustausch trafen. Auf dem Flughafen Leipzig, als zweiter Nachtluftpoststern im Oktober 1992 eingerichtet, landeten pro Nacht 5 Maschinen mit Nachtluftpost. Dazu gab es 8 Direktverbindungen, u.a. München - Köln. Insgesamt wurden im Nachtluftpostnetz pro Nacht 400 Tonnen Briefpost, etwa 16 Millionen Briefe, befördert.[2] Vom 9. Juni 1994 bis 23. März 2005 war Mecklenburg-Vorpommern über den Flughafen Rostock-Laage an das innerdeutsche Nachtluftpostnetz angeschlossen.[2]

In den Anfangsjahren beschränkten sich die Postflüge auf wenige Verbindungen pro Nacht. Bis 1997 wurde die Briefbeförderung auch durch die Bahn in speziellen Postzügen bzw. Postwaggons durchgeführt. Mit Einstellung dieser Zustellart und Einführung der Briefzentren gewann die Nachtluftpost stark an Bedeutung. In Spitzenzeiten wurden pro Nacht bis zu 32 innerdeutsche Flugverbindungen betrieben. Dabei galt es zwischen wenigen Direktverbindungen und Verbindungen im Rahmen eines Hub and Spokes Systems zu unterscheiden. Hierbei steuerten Flugzeuge aus allen Teilen der Bundesrepublik Deutschland sternenförmig den zentral in Deutschland gelegenen Flughafen Frankfurt am Main an. Dort wurden die Postsendungen nachts zwischen den einzelnen Flugzeugen innerhalb von etwa 1,5 Stunden ausgetauscht, bevor die Flugzeuge wieder in alle Himmelsrichtungen zu ihren Ausgangsflughäfen zurückflogen. An diesem sternenförmigen Nachtluftpostnetz waren seit Ende der 1990er Jahre die Flughäfen Rostock, Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Münster/Osnabrück, Köln/Bonn, Leipzig, Dresden, Nürnberg, Stuttgart, Lahr im Schwarzwald sowie München beteiligt. Als Richtwert konnte damals festgehalten werden, dass bei inländischen Beförderungsstrecken von mehr als 450 km der Postversand im Rahmen des Nachtluftpostnetzes erfolgte.[3][4]

1998 flogen im Nachtluftpostnetz wochentags in jeder Nacht 23 Flugzeuge auf 43 Strecken innerhalb Deutschlands. Eingesetzt wurden dabei Passagier-Jets der Fluggesellschaften Lufthansa Cargo, Deutsche BA und Eurowings. Die Ladekapazität der Maschinen lag zwischen 9 und 30 Tonnen. Pro Nacht wurden über 12 Millionen Briefe mit einem Gewicht von etwa 300 Tonnen geflogen.[3]

Im Jahr 2000 waren an das Nachtluftpostnetz mit Hub in Frankfurt 13 Flughäfen angeschlossen, es wurden pro Nacht werktäglich 70 Tonnen Post von Frankfurt aus versendet, und 60 Tonnen pro Nacht nach Frankfurt geliefert. Zuzüglich wurden zwischen den Flugzeugen 80 Tonnen ausgetauscht. International wurden von Frankfurt aus über weitere Hubs 269 Post-Ziele angeflogen. Davon werktäglich zwei Drittel bedient, 50 Tonnen pro Tag. Transmail macht 85 Tonnen pro Woche aus.[5]

Exemplarisch sei hier die am Flughafen Münster/Osnabrück umgeschlagene Nachtluftpostmenge angegeben. Im Jahr 1999 waren dies 3.294 Tonnen, 2000 3.557 Tonnen, 2001 3.046 Tonnen und 2002 2.783 Tonnen.[6]

Ab 2003 wurde das Nachtluftpostnetz von Seiten der Deutschen Post AG ausgedünnt und die Postbeförderung zunehmend vom Luftweg auf den Straßentransport per LKW verlegt. Als Gründe sind in diesem Zusammenhang ein sich in der Öffentlichkeit zunehmend an Bedeutung gewinnender Gedanke des Umweltschutzes, Beschwerden von Anwohnern der beteiligten Flughäfen über nächtlichen Fluglärm, ein gestiegender Kostendruck im Briefgeschäft sowie langwierige Verhandlungen zur Erlangung von Ausnahmegenehmigungen für die an den meisten Flughäfen geltenden Nachtflugverbote zu nennen. Vor diesem Hintergrund wurde das Hub and Spokes System mit Basis in Frankfurt am Main in der Zwischenzeit vollständig eingestellt und im Rahmen des Nachtluftpostnetzes nur noch wenige Direktverbindungen aufrechterhalten. Im Oktober 2000 und im Januar 2002 wurden Verbindungen reduziert.[7] Im April 2003 wurden die Flüge für den Transport von Briefsendungen innerhalb Deutschlands von 32 auf 23 pro Nacht reduziert.[8] Zum 29. März 2004 wurden diese auf 20 Nachtflugverbindungen innerhalb Deutschlands reduziert.[9][7] Im Jahr 2005 wurden an jedem Werktag von 13 Flugzeugen auf 20 Strecken etwa vier Millionen Briefe mit rund 150 Tonnen Gewicht innerhalb Deutschlands per Luftpost befördert.[10]

Über den Nachtluftpostflughafen Hamburg wurden 2007 etwa 7.000 Tonnen Luftpost bewegt.[1] Ende März 2008 wurde Hamburg aus dem Nachtlufpostnetz herausgenommen.[1] Das Netz bestand damit aus nur noch zehn Nachtflugverbindungen.[1] Die Strecke Berlin–Frankfurt übernahm zum selben Zeitpunkt die Firma Air Berlin und transportierte dabei täglich je Richtung bis zu 12,5 Tonnen Post in einer Boeing 737-800.[11]

Das Zustellungsziel E+1 erreicht die Post in der ersten Jahreshälfte 2009 in 96% der Fälle. Die letzten zehn Nachtflugverbindungen der Deutschen Post AG innerhalb Deutschlands wurden im Juli 2009 vollständig eingestellt. Bis November 2009 setzte man ausschließlich auf den Brieftransport per LKW. Jedoch erwies sich der Straßentransport von Briefsendungen über weite innerdeutsche Beförderungsstrecken als langsam und unzuverlässig, das Zustellziel E+1 wurde für Nord-Süd-Briefe nur noch in 90% der Fälle erreicht, so dass die Deutsche Post AG im November 2009 nach fünfmonatiger Pause das Nachtluftpostnetz im Rahmen von drei Direktverbindungen, Hannover – München, Stuttgart – Hannover und Berlin-Schönefeld – Stuttgart jeweils in beiden Richtungen, wieder in Betrieb nahm.[12][13]

1998 gab es 12 Flugbewegungen für Nachtluftpost am Flughafen Stuttgart pro Nacht, acht im Jahr 2000, vier von Sommer 2003 bis 1. Juli 2009 und seit 30. November 2009. Das Aufkommen an Nachtluftpost lag 2009 bei 6.747 Tonnen, 2008 bei 10.307 Tonnen Briefpost, 2007 bei 9.981 Tonnen, 2006 bei 9.786 Tonnen.[14][15]

Verbindungen

Gegenwärtig (Stand Dezember 2009) bestehen folgende Verbindungen im Rahmen des deutschen Nachtluftpostnetzes:

  • Hannover - Stuttgart (betrieben von TUIfly)
  • Stuttgart - Hannover (betrieben von TUIfly)
  • Hannover - München (betrieben von Air Berlin)
  • München - Hannover (betrieben von Air Berlin)
  • Berlin-Schönefeld - Stuttgart (betrieben von Germanwings)
  • Stuttgart - Berlin-Schönefeld (betrieben von Germanwings)

Fluggeräte

Bei den im Rahmen des Nachtluftpostnetzes eingesetzten Flugzeugen handelt es sich um normale Passagierflugzeuge. Vor dem Einsatz im Nachtluftpostnetz werden die Flugzeugsitze mit besonderen Schonbezügen versehen, da die Postsendungen sowohl im Fracht- als auch im Passagierraum untergebracht werden. Die Flugzeuge starten montags bis freitags gegen 24.00 Uhr.

Einzelnachweise

  1. a b c d verkehrsrundschau Flughafen Hamburg: Luftpost-Ära geht zu Ende Meldung vom 28. März 2008, abgerufen am 11. Juli 2010
  2. a b http://www.post-und-telekommunikation.de/PuT/KEP_1994_1_Jan-Juni.php
  3. a b http://www.post-und-telekommunikation.de/PuT/KEP_1998_1_Jan-Juni_Druckversion.php
  4. VDI nachrichten 23. Juli 1999
  5. Anhörung im Hessischen Landtag
  6. [www.flughafen-fmo.de/download/Umweltbericht%202003.pdf Flughafen Umweltbericht]
  7. a b Deutsche Post Meldung vom 29. März 2004
  8. openpr.de – Deutsche Post optimiert Nachtluftpostnetz
  9. posttip
  10. deutschepost.de
  11. verkehrsrundschau – Air Berlin fliegt Luftpost Meldung vom 27. März 2008, abgerufen am 11. Juli 2010
  12. Wallstreet:Online Post rudert beim Nachtluftpostnetz zurück Meldung vom 2. Dezember 2009, abgerufen am 11. Juli 2010
  13. Die Zeit – Sinkendes Volumen Post spart bei Briefzustellung Meldung vom 12. Juni 2009, abgerufen am 11. Juli 2010
  14. [http://www.flughafen-stuttgart.de/sys/index.php?section_id=8&id=1&news_id=697 flughafen-stuttgart.de Pressemeldung vom 30. November 2009
  15. flughafen-stuttgart.de Jahresbericht

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”