Oedingerberg

Oedingerberg
Oedingerberg
Koordinaten: 51° 11′ N, 8° 8′ O51.1755555555568.13388Koordinaten: 51° 10′ 32″ N, 8° 7′ 48″ O
Höhe: 388 m ü. NHN
Einwohner: 48 (30. Juni 2010)
Postleitzahl: 57368
Vorwahl: 02725
Karte

St. Johannes Baptist Oedingerberg

Oedingerberg ist ein Ortsteil von Lennestadt in Nordrhein-Westfalen. Benachbarte Orte sind Oedingen und Bracht (Schmallenberg). Bereits im 9. bis 10. Jahrhundert befand sich auf dem Oedinger Berg eine karolingisch-ottonische Befestigungsanlage zur Kontrolle der in der Nähe vorbeiführenden Fernwege Heidenstraße und Kriegerweg. Die Abgrenzungen der Anlage sind in der Topographie heute noch deutlich zu erkennen. Auf dem Gelände der Befestigungsanlage entstand auch der (nach Meschede) zweitälteste Marktplatz im Sauerland.

Gerbera von Werl errichtete hier ein adeliges Damenstift, dem im Jahre 1000 Kaiser Otto III. bestimmte Rechte verbriefte. Im Jahre 1538 wurde das Stift durch den Kölner Erzbischof Herman von Wied aufgelöst. Nur noch 2 Jungfern lebten dort und die wirtschaftlichen Verhältnisse waren desolat. Nähere Ausführungen zu dem Stift enthält der Hauptbeitrag Damenstift Oedingen. Um den Gottesdienst auf dem Oedingerberg in der Kirche St. Johannes Baptist neu zu beleben, wurde im Jahr 1567 eine Stiftung Vicarie St. Johannes Baptist gegründet. Am Sonntag Laetare im Jahr 1670 stürzte die Kirche allerdings ein.

Oedingerberg, früher Berge
denkmalgeschütztes Fachwerkhaus

Auf dem Berg wohnten gemäß einer Kopfschatzliste aus dem Jahr 1543 (diente der Erhebung von Steuern) 3 Familien. Eine weiter aufgeschlüsselte Kopfschatzliste des Gerichts Oedingen aus dem Jahr 1779 weist für den Oedinger Berg 6 Familien mit insgesamt 49 Einwohnern aus. Als Berufsbezeichnungen der „haussitzenden Eheleute“ werden genannt: 3 Halbmeyer bzw. Kötter (Kleinbauern), 1 Vollmeyer, 1 Viehändler und 1 Handelsmann. Die erwähnten 49 Einwohner beinhalten neben den Familienangehörigen auch Mägde und Knechte sowie „beywohnende Hausgenossen" wie Tagelöhner u. a.

Im Jahr 1716 stellten die Einwohner des Oedingerbergs den Antrag an den Kölner Erzbischof eine Kapelle zu bauen und dazu die Steine des ruinierten Klosters und der 1670 eingestürzten Kirche zu nutzen. Die Genehmigung wurde unter der Auflage erteilt, dass die Einwohner das geplante Gotteshaus in gutem Zustand erhalten und für die Reparaturen aufkommen. Aber im Jahre 1843 wird in einem Brief an das Generalvikariat vermerkt, dass die dem St. Johannes Baptist gewidmete Kapelle wieder baufällig geworden ist. In der Folgezeit wurden die Besitzverhältnisse und die Unterhaltspflicht neu geregelt; das Eigentum der in Eigenleistung renovierten Kapelle wurde auf die Bewohner des Oedinger Bergs übertragen.

Im Jahr 1767 wurde eine neue Vcarie St. Antoni Albertis auf dem Oedinger Berg durch Canonicus Antonius Vogt, Leckmart, (Vogtsche Stiftung), gegründet. Die Gottesdienste haben wahrscheinlich in der 1716 errichteten Kapelle stattgefunden. Über die Beendigung der Vicarie gibt es keine Angaben.

Beim Bau des Kreuzwegs zur Kapelle im Jahre 1874 stieß man beim Ausheben der Fundamente für die Stationen auf eine vermeintliche Krypta. Gut 100 Jahre später konnte anlässlich der Restaurierung der barocken Kapelle im Jahre 1979 ein Pfeilerstumpf der ehemaligen Hallenkirche bis etwa 1,33m unter dem Kapellenboden nachgewiesen werden. Der Boden bestand aus geebnetem Felsengrund mit Lehmabgleichung und einem Laufniveau. Weiterhin kamen Reste eines Plattenbodens aus unregelmäßigen Schieferplatten zu Tage. Die vorgefundene Pfeilerform deutet auf eine Hallenkirche des 13. Jahrhunderts hin , die als Neubau der alten Stiftskirche errichtet wurde.[1] Es ist von Fachleuten des Denkmalschutzes die nicht abschließend geklärte Frage erhoben worden, ob nicht auch die 1874 ergrabene vermeintliche Krypta ein Teil dieser Hallenkirche des 13. Jahrhunderts ist und die Deutung als Krypta der früheren Stifts- bzw. Klosterkirche auf einem Irrtum beruht.

Die heutige Johanneskapelle ist ein schlichter einschiffiger Bau mit kleinem achtseitigen Dachreiter. Das Innere der Kapelle wird geschmückt durch ein barockes Altarretabel . In den Jahren 1979/80 wurde die Kapelle grundlegend renoviert. Eigentümerin der Kapelle bzw. des zugehörigen Grundstücks ist seit 1973 die Kirchengemeinde St. Burchard Oedigen.

Nach Statistiken der Stadt Lennestadt zum 30. Juni 2010 beläuft sich die Einwohnerzahl des ländlich geprägten Ortes Oedingerberg auf 48 Personen; sie hat sich damit gegenüber dem Jahr 1779 (wie obenbeschrieben) nur unwesentlich verändert.

Quellen

  • Die Ausführungen stützen sich auf Aufzeichnungen aus Dokumenten des Archivs der Pfarrgemeinde St. Burchardus in Oedingen und des Stadtarchivs Arnsberg , die von Herrn Gerhard Arens ( Oedingen ) anlässlich der 1000-Jahrfeier zusammengestellt wurden.
  • Ralf Breer und Otto Höffer: Kirchen und Kapellen in Attendorn, Lennestadt und Kirchundem. Hrsg. Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem, Attendorn 1999, S. 118 ff. (Quellenangaben beziehen sich u.a. ebenfalls auf Gerhard Arens)
  1. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, 1983/1, Seite 247

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